Wer eine Konzertbar in einem Wohngebiet eröffnet, muss mit Unverständnis der Anwohner rechnen. Doch die Art, wie Barbetreiber Bakri damit umgeht, sagt sehr viel über seine Vorstellung, wie er das unscheinbare Viertel bereichern möchte: mit einer neuen Begegnungsstätte.
„Die Bar ist zwar schallisoliert“, sagt Bakri, “aber trotzdem hat sich ein Mieter aus dem Haus immer wieder über den Lärm beschwert.“ Der 32-Jährige bat den Nachbarn kurzerhand in die Bar, zeigte ihm stolz seinen Laden – und jetzt seien die beiden miteinander befreundet, erzählt Bakri. Die FLOP-Bar ist im eher betulichen Afrikanischen Viertel etwas Einmaliges. Bisher wohnten in der großen Mehrzahl Senioren und alteingesessene Mittelstandsfamilien im Kiez – ein Garant für Beständigkeit. Von jeglicher Dynamik, die Teile des Wedding schon erfasst hat, ist rund um die Otawistraße fast noch nichts zu spüren. „Hier ziehen im Moment ziemlich viele junge Leute hin“, hat Bakri beobachtet, „eine richtige Ausgehmöglichkeit für Kulturinteressierte hat in diesem Kiez aber gefehlt.“ Dass die alten und die neuen Bewohner des Viertels nicht mehr in andere Stadtteile gehen müssen, wenn sie ein Bier in angenehmer Atmosphäre trinken wollen – das war für den gebürtigen Syrer der Hauptgrund, seine Idee von einer Bar gerade in der Lüderitzstraße umzusetzen.
Alles dreht sich um Musik
Der zweite Grund ist Bakris Beruf: er ist Musiker, ausgebildeter Kanoun-Spieler. Er beherrscht das zitherartige Saiteninstrument aus dem Eff-Eff. Die Bühne ist daher neben dem Tresen der zentrale Punkt der geräumigen Bar. Von Donnerstag bis Samstag abend finden dort Open Stage-Veranstaltungen, Konzerte und DJ-Sets statt. „Hier wird Musik gemacht“, betont Bakri. Er ist stolz darauf, dass es auch schon eine Filmpremiere in der Bar gegeben hat, wechselnde Ausstellungen sollen ebenfalls stattfinden. Sonntags ist, wie in vielen Lokalen üblich, Zeit für das gemeinsame “Tatort”-Schauen.
Orientalisches Flair
Die optische Anmutung der im September 2013 eröffneten Bar ist auf jeden Fall international. Dass es kein typisch syrisches Café wird, lag Bakri besonders am Herzen. Nur die Kissenbezüge und Decken der vielen Sofas, in die man sich fläzen kann, haben ein traditionelles Muster aus seiner Heimatstadt Aleppo. Auch die Wandlampen bringen etwas orientalisches Flair in die Bar. An den Wänden hängen großformatige Malereien mit Berlin-Motiven, die man käuflich erwerben kann. Dunkel, aber nicht schummrig, wirkt der großzügige Raum; eine einladende Begegnungsstätte soll die Bar sein.
Ein ungewöhnlicher Name
Bleibt nur die Frage, warum die Bar ausgerechnet Flop heißt, wo man dem Experiment doch einen guten Ausgang wünscht. Bakri muss grinsen: „Die Bar heißt so, damit mich die Leute genau danach fragen.“ Den Namen gebe es seines Wissens in ganz Deutschland bei keiner zweiten Bar. Das schläfrige Afrikanische Viertel scheint jedenfalls noch nichts von dieser “Premiere” zu ahnen. Doch draußen strahlt schon einmal die neue Leuchtreklame mit dem verschachtelten FLOP-Logo wie eine Verheißung in die Lüderitzstraße hinein. Und das Schild wechselt alle paar Sekunden seine Farbe…
(Fotos: FLOP Bar/zweites und drittes Foto: Andy Fiebert)
Website der FLOP Bar mit Veranstaltungsprogramm (Raucherlokal)
geöffnet täglich ab 17 Uhr
Lüderitzstraße 74 (nahe Otawistraße)
13351 Berlin, U Rehberge
Tel. 030 81618840
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Ich war gestern das erste Mal in der Bar und es hat mir auf Anhieb gut gefallen. Entspannte Atmosphäre. Gute Einrichtung: gemütlich- funktionell, nicht over-styled … Der Inhaber ist ein charismatischer Mann: Haustechniker, Musiker und Barmann in einer Person. Er hat über Monate Tag und Nacht aus einer Ruine diese Oase geschaffen. Das verdient allen Respekt. Ich bin sehr froh, dass es endlich eine nette Bar/Kneipe in der Nähe gibt neben den vielen Trinkhallen und Shisha-Bars.… werde mir bald mal die Jam Sessions anhören. Ich wünsche Bakri viel Kraft, Spaß und Erfolg.… PS. und wenn jetzt noch ein preiswertes, schönes Restaurant mit gesundem Essen aufmachen würde, wäre es perfekt. Würde bestimmt laufen!
Ich begrüße das FLOP sehr, da ich locker zu Fuß eine mir sehr angenehme “location” aufsuchen kann, in der ich, obwohl ich keinen Alkohol trinke, sehr gut bei einem leckeren Kaffee ( super Maschine ) bzw alkfreien Cocktail , mit Menschen verschiedener Kulturen reden oder einfach nur den überraschend guten Musikern zuhören kann.Da ich schon immer in dieser sich ständig verändernen Metropole als Weddinger lebe, sehe ich das FLOP als eine echte Bereicherung, auch für die alteingesessenen, die sich zu Hauf mit den neu zugezogenen hier zeigen.Endlich eine Alternative zu den üblichen Kneipen, Kiosken und sonstigen Buden.Ich wünsche dem Betreiber weiterhin viel Erfolg.
“Dass die alten und die neuen Bewohner des Viertels nicht mehr in andere Stadtteile gehen müssen, wenn sie ein Bier in angenehmer Atmosphäre trinken wollen”
äh? was? für die alten bewohner_innen im viertel gibt es viele angestammte kneipen und kioske in denen sie ihr bier trinken. der anteil der alteingesessenen, die auf diesen laden gewartet haben, bewegt sich meiner beobachtung nach im promillebereich. mal abgesehen davon, dass die hälfte der anwohner_innen durch den verkauf von alkohol sowieso davon ausgeschlossen sind, den laden als ihre “begegnungsstätte” zu etablieren.
dieses angebot richtet sich klar an die neuen bewohner_innen des afrikanischen viertels: “Open Stage-Veranstaltungen”, “DJ-Sets”, “Filmpremiere”, “Ausstellungen”, “Tatort”… – das programm für “Senioren und alteingesessene Mittelstandsfamilien”? dat is jelogen!
ebenso irrig ist die annahme, dass man “in andere Stadtteile gehen” müsse um hipster-/kulturkneipen mit diesem angebot zu finden: gleich um die ecke ist das mastul, das kiki sol am nettelbeckplatz, die kugelbahn in der grüntaler, im brüsseler gibts… – egal, ist wohl klar geworden.
was mich halt wirklich mit einem kopfschütteln zurücklässt ist die attitüde “das bisschen lärm wird schon erträglich, wenn ich den leuten meinen laden zeige”.
bedenke: den “Senioren und alteingesessene Mittelstandsfamilien”…
ich empfinde das als sehr arrogant, solche läden in wohngebiete zu pflanzen.
klar der eingebaute schallschutz – bravo. der war aber ne auflage vom ordnungs-/umweltamt! wer sich mit dem thema etwas auskennt, weiss, dass dieser auf distanz seine wirkung bringt, aber direkt angrenzende häuser und wohnungen haben da wenig von. ohne den schallschutz hätte der laden es gar nicht versuchen dürfen. und trotzdem interessant: vor 15 jahren wäre die einrichtung einer kneipe mit dem konzept “konzerte” in diesem viertel nicht eröffnen können – jetzt wo es das quartiersmanagement für die müllerstr gibt, sprießen die buden.
alte leier: pioniere, ansiedlung kreativkultur (für “Senioren und alteingesessene Mittelstandsfamilien” hahaha), aufwertung des kiezes, steigerung der mieten, verdrängung von “Senioren und alteingesessene Mittelstandsfamilien”, usw…
https://regulategentrification.wordpress.com/tag/invasions-sukzessions-zyklus/
weddingweiser is a mediatool of gentrification.
Die Zeit kann man nicht aufhalten und diesem Viertel, in dem noch so viel Mief des alten West-Berlins in den vielen Gardinen hängt, tut jede Veränderung gut. ich wohne seit 5 jahren im Kiez und freue mich auf positive Veränderungen. Das kann allen gut tun. Café Kibo wird auch von Alteingessesen gut angenommen… Und die Pioniere sind moderne Leute mit Migrationshintergrund. Bemerkenswert.