Wir haben schon Bier aus dem Wedding, Wein mit Wedding im Namen und im Wedding gerösteten Kaffee – was kann da noch fehlen? Vielleicht ein Sekt aus dem Wedding. Zwar gibt es einen Weinberg im Humboldthain, aber dessen Trauben werden am Kaiserstuhl zu Sekt verarbeitet und der wird nicht verkauft. Falls jemand auch auf hiesigen Sekt gewartet hat, der darf sich freuen – denn schon bald hat der Wedding auch einen eigenen Perlwein nach Champagner Art.
„In Baden gewachsen. Im Wedding gemacht“ steht in der Instagram-Bio von @berliner_sekt, betrieben von David. Der gelernte Winzer zog vor drei Jahren zum Studieren nach Berlin. Heute wohnt der 27-Jährige im Sprengelkiez und braut im Eschenbräu nicht nur den ersten Weddinger Sekt, sondern sogar den ersten Berliner Sekt.
„Die Idee ist entstanden, als ich durch den Bioladen gegangen bin und Spätzle made in Berlin gesehen habe“, erzählt David, „Das Getreide wird natürlich nicht in Berlin angebaut, sondern nur vermischt, also dachte ich mir, dass wenn ich den Wein für den Sekt in Süddeutschland mache, den Sekt selbst aber im Wedding gäre, kann ich ihn ‚Sekt made in Berlin‘ nennen.“
Ein kleiner Exkurs zum Entstehungsprozess des ‚Sekt made in Berlin‘: David erntete die Weintrauben zunächst sehr schonend per Hand in seinem eigenen Weinberg im Kraichgau in Süddeutschland und erstellte daraus den sogenannten Grundwein für den Sekt. Diesen Grundwein füllte er dann in Glasflaschen um und transportierte 150 Liter davon in den Wedding. Ein Sekt nach Champagner Art müsse ein zweites Mal gären, damit die typischen Perlen, also die Kohlensäure entstehen könne, erklärt David. Und genau diese zweite Gärung findet im Wedding (genauer im Eschenbräu) statt.
Den eigenen Spätburgunderweinberg besitzt David seit 2013. Ursprünglich diente er ihm als Übungsfläche während seiner Winzerausbildung – so konnte David seine Ideen schnell und unkompliziert umsetzen und „sich ausprobieren“. In der Saison (März bis September) reist David monatlich in den Kraichgau, denn Weinbau ist seine Leidenschaft und nur so kann er seinem Traumberuf nachgehen. Schon nach dem Abitur war David klar, dass er keinem typischen Bürojob nachgehen möchte, sondern einem abwechslungsreichem Beruf mit viel Frischluft: „Am Winzersein liebe ich, dass ich mein eigenes Produkt von Anfang bis Ende verfolge – von dem gewachsenen Traubenstock, über die reife Traube bis hin zum fertigem Wein.“
David hat aus seinem Hobby einen Beruf gemacht und ist damit auch noch so erfolgreich, dass er seit 2019 zusätzlich einen Weißburgunder-Weinberg bewirtschaftet. Aus den Trauben der zwei Weinberge entstehen so drei verschiedene Weine und ein Sekt: Weißburgunder, Spätburgunder Rosé, Spätburgunder, Spätburgunder Rosé-Sekt. Alle sind auch online erhältlich, sodass man bei Interesse keinen Ausflug in den Süden einplanen muss. Das wird aber in Zukunft ja ohnehin nicht nötig sein, da wir schon ganz bald in den Genuss des Weddinger Sekts kommen werden.
Der Sekt wird also im Wedding gegoren und dürfe deshalb auch mit Fug und Recht als ‚Sekt made in Berlin‘ bezeichnet werden, so David. Diese zweite Gärung ist leider etwas langwierig, sodass wir uns auf den Sekt frühestens in sechs Monaten freuen können – vielleicht ja passend zur Silvesterparty 2021/2022?
Vielen Dank für den netten Beitrag!
Ich werde euch auf dem Laufenden halten