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Weinberg im Wedding:
Eine Rarität: Sekt aus dem Humboldthain

So begehrt er auch ist, der Sekt aus dem Weinberg im Humboldthain ist nicht käuflich zu erwerben.
8. Oktober 2016
Horst Riewendt bei der Weinlese. Er hat den Weinberg im Humbolthain als Revierleiter anlegen lassen. Foto: Hensel
Horst Rie­wendt bei der Wein­le­se. Er hat den Wein­berg im Hum­bolt­hain als Revier­lei­ter anle­gen las­sen. Foto: Hensel

Seit 1987 gibt es im Hum­boldt­hain einen Wein­berg. Er liegt etwas ver­steckt auf Flä­chen des Grün­flä­chen­am­tes an der Wie­sen­stra­ße. Aus den Trau­ben wird der Hum­boldt­hai­ner Haupt­stadt­sekt gewon­nen. Anfang Okto­ber fin­det die Wein­le­se statt. Es wer­den etwa 200 Kilo­gramm Trau­ben geern­tet. Dar­aus kön­nen etwa 100 Fla­schen Haupt­stadt­sekt gewon­nen wer­den. Ver­sek­tet wer­den sie seit jeher in Ach­kar­ren im Kaiserstuhl.

Auf dem klei­nen Wein­berg in der Wie­sen­stra­ße 1c pfle­gen die Mit­ar­bei­ter des Grün­flä­chen­am­tes 185 Reb­stö­cke, an denen bis zur Wein­le­se im September/Oktober die Trau­ben der Sor­ten Grau­er Bur­gun­der und Mül­ler Thur­gau wach­sen. Das Wein­pro­jekt und sei­ne inter­es­san­te Geschich­te sind selbst vie­len Anwoh­nern des Volks­parks unbe­kannt. Denn der unver­käuf­li­che Sekt, der im Wein­kel­ler des Bezir­kes Mit­te für beson­de­re Anläs­se lagert, hat einen wei­ten Weg hin­ter sich.

Wal­de­mar Ise­le arbei­tet in der wärms­ten Ecke Deutsch­lands, in Ach­kar­ren im Kai­ser­stuhl in Baden-Würt­tem­berg. Er ist 800 Kilo­me­ter vom Hum­boldt­hain ent­fernt. Doch mit den Trau­ben aus dem Wed­ding sind Ise­le und sei­ne Win­zer eng ver­bun­den. Die Win­zer­ge­mein­schaft Ach­kar­ren hat die Reb­stö­cke im Hum­boldt­hain gepflanzt und unter­stützt das Pro­jekt bis heu­te. Sie holt die gele­se­nen Trau­ben in Ber­lin ab, ver­ar­bei­tet sie zu Wein, den sie dann ver­sek­tet, lagert und nach etwa einem Jahr als fein­per­li­gen, tro­cke­nen Sekt in die Haupt­stadt lie­fert. Alles kos­ten­los. “Der Hum­boldt­hai­ner Haupt­stadt­sekt liegt uns sehr am Her­zen. Wenn man ein sol­ches Pro­jekt in die Wege lei­tet, dann hängt man auch dar­an”, erklärt der Geschäfts­füh­rer. Für die Win­zer­ge­mein­schaft bedeu­tet der beson­de­re Sekt gute Kon­tak­te nach Ber­lin und natür­lich auch Werbung.

Weinlese in der Wiesenstraße. Foto: Hensel
Wein­le­se in der Wie­sen­stra­ße. Foto: Hensel

Bernd Her­zig, Win­zer der Win­zer­ge­mein­schaft, kann sich noch genau an den Tag erin­nern, an dem die ers­ten Pflan­zen im Hum­boldt­hain gesetzt wur­den: “Am 15. Mai 1987 haben wir 99 Reb­stö­cke gepflanzt. Bei Schnee­ge­stö­ber”. 1990 wur­den dann die ers­ten Früch­te gele­sen. Den Kon­takt zwi­schen den Win­zern im Kai­ser­stuhl und dem Grün­flä­chen­amt im Wed­ding hat­te der Bezirks­ver­ord­ne­te Edwin Feld­ner her­ge­stellt. “Er war hier bei uns im Kai­ser­stuhl im Urlaub, hat­te die Idee und hat das Pro­jekt ange­sto­ßen”, erzählt Herzig.

Unter Feder­füh­rung des dama­li­gen Revier­lei­ters Horst Rie­wendt begann die Zusam­men­ar­beit. Wenn sich die Win­zer vom ande­ren Ende Deutsch­lands jetzt auf den Weg machen, um die Trau­ben für den soge­nann­ten Aus­bau abzu­ho­len, wer­den sie den neu­en “Hum­boldt­hai­ner Haupt­stadt­sekt” im Gepäck haben und das 27. Jahr einer unge­wöhn­li­chen Zusam­men­ar­beit wird voll­endet sein.

Eine Flasche "Humboldthainer Hauptstadtsekt". Er ist begehrt, aber unverkäufllich. Foto: Hensel
Eine Fla­sche “Hum­boldt­hai­ner Haupt­stadt­sekt”. Er ist begehrt, aber unver­käufl­lich. Foto: Hensel

Der Hum­boldt­hai­ner Haupt­stadt­sekt ist jedoch nicht für den Otto Nor­mal­ver­brau­cher. Die Fla­schen mit dem Haupt­stadt­sekts sind näm­lich unver­käuf­lich. Sie lagern im Wein­kel­ler der Bezirks Mit­te. Der Bezirks­bür­ger­meis­ter ver­schenkt den beson­de­ren Sekt aus dem Hum­boldt­hain bei offi­zi­el­len Anläs­sen – zu Dienst­ju­bi­lä­en, Ver­ab­schie­dun­gen, für Aus­zeich­nun­gen ver­dien­ter Bür­ger des Bezirks Mit­te und als Gast­ge­schenk für Besu­che im Rah­men der Städtepartnerschaften.

Text und Fotos: Domi­ni­que Hensel

Dominique Hensel

Dominique Hensel lebt und schreibt im Wedding. Jeden zweiten Sonntag gibt sie hier den Newsüberblick für den Stadtteil. Die gelernte Journalistin schreibt für den Blog gern aktuelle Texte - am liebsten zu den Themen Stadtgärten, Kultur, Nachbarschaft und Soziales. Hyperlokal hat Dominique es auf jeden Fall am liebsten und beim Weddingweiser ist sie fast schon immer.

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