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Ein neuer Wein wie der Wedding

9. April 2019

Für den rau­en und unge­ho­bel­ten Wed­ding einen eige­nen Wein zusam­men­zu­stel­len – das klingt erst ein­mal nach einem Ding der Unmög­lich­keit. Die bei­den Betrei­ber des „Schr­a­d­ers“ haben es 2017 gewagt, und auch für den Win­zer war dies eine neue Erfah­rung. 2019 hat das Pro­jekt eine Neu­auf­la­ge erfah­ren – dies­mal mit ganz ande­ren Rebsorten.

Der Wed­ding-Wein und ich haben etwas gemein­sam. Wir sind im sel­ben Ort im Wein­bau­ge­biet Nahe in Rhein­land-Pfalz gebo­ren. Die Nahe­re­gi­on ist nur ein klei­nes, recht unbe­kann­tes Wein­bau­ge­biet, besitzt aber die viel­fäl­tigs­te Geo­lo­gie. Viel­leicht eine Gemein­sam­keit mit dem Wed­ding, wo auch unter­schied­li­che Kul­tu­ren, Reli­gio­nen und Lebens­wei­sen auf engs­tem Raum zusammenkommen.

Im Weingut für den Wedding zusammengestellt

„Wir woll­ten zu 100 Pro­zent Lei­den­schaft und Echt­heit in den Wein brin­gen“, sagt Olaf Fehr­mann, der mit Jörg Mül­ler das Restau­rant Schr­a­d­ers in der Mal­plaquet­stra­ße betreibt. Zwar brach­ten bei­de Gas­tro­no­men schon viel Kennt­nis über den Reben­saft in das Expe­ri­ment ein, aber für ihr Pro­jekt „Wed­ding-Wein“ hol­ten sie sich noch einen aus­ge­wie­se­nen Exper­ten dazu. Der Ber­li­ner Som­me­lier Frank Deutsch­mann brach­te die Wed­din­ger mit einem jun­gen, expe­ri­men­tier­freu­di­gen Win­zer von der Nahe zusam­men. Für Tobi­as Rickes, den damals 23-jäh­ri­gen Wein­gut­be­sit­zer aus Bad Kreuz­nach, war es eben­falls eine neue Erfah­rung, den rohen jun­gen Wein ganz nach Kun­den­wün­schen zu einer Cuvée zusam­men­zu­stel­len. In einer Ein-Tages-Akti­on reis­ten der Som­me­lier und die bei­den Bar­be­sit­zer Anfang 2017 an die Nahe und pro­bier­ten sich im Wein­gut Rickes stun­den­lang durch die in Fra­ge kom­men­den Sorten.

Mir ist Tra­di­ti­on wich­tig. Die Reben sind schon lan­ge vor mei­ner Geburt gepflanzt wor­den. Mit mei­ner Arbeit ern­te ich, was ande­re vor mir ange­legt haben.

Tobi­as Rickes

Im 2016er-Erst­lings­wein kamen Bac­chus, Ries­ling und Huxel­re­be zusam­men. Wegen des erfolg­rei­chen Ver­kaufs aller Fla­schen wag­ten Fehr­mann und Mül­ler nun einen wei­te­ren Ver­such. Der 2018er-Wed­ding-Wein ist ein Cuvée aus voll­kom­men ande­ren Sor­ten, näm­lich Ker­ner und Riva­ner. Die Reben ste­hen in der Lage “Kreuz­nacher Guten­tal”, wo Lehm- und Ton­bö­den typisch sind.

Wir woll­ten einen Wein, der zum Wed­ding passt. Für jeden, der wie wir voll zum Wed­ding steht.

Olaf Fehr­mann, Jörg Müller

Jedenfalls kein Roter Wedding

Das von allen Betei­lig­ten ent­wi­ckel­te Ergeb­nis ist dies­mal ein sprit­zi­ger, leich­ter tro­cke­ner Weiß­wein mit vie­len Frucht­aro­men; eine fruch­ti­ge Mischung, wie geschaf­fen für den genau­so viel­sei­ti­gen Stadt­teil. In dem Wein ste­cken 100 Pro­zent Lei­den­schaft und er kommt mit sei­nem mini­ma­lis­ti­schen wei­ßen Eti­kett ohne gro­ßes Brim­bo­ri­um daher. Für 8,90 Euro ist er auch nicht unan­ge­mes­sen teu­er und dürf­te jedem Wed­din­ger Lokal­pa­trio­ten – auch als Geschenk oder Mit­bring­sel – gefal­len. Mit sei­ner gro­ßen Auf­schrift “WED100%DING” eig­net er sich natür­lich ganz beson­ders als Hochzeitswein.

Update: Es gibt ihn (und ande­re Jahr­gän­ge) jetzt in der Gale­rie 5th peo­p­le pro­ject in der Mal­plaquetstr. 28. 

Joachim Faust

hat 2011 den Blog gegründet. Heute leitet er das Projekt Weddingweiser. Mag die Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen gleichermaßen.

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