Inspiriert von unseren Tipps für Flaneure schickte uns Leserin Elsa einen ganzen Artikel, den ihr hier lesen könnt.
Wer sich aus dem Wedding heraustraut, kann wirklich schöne und überraschende Übergänge zwischen unserem Ortsteil und den angrenzenden entdecken. Es sind insgesamt 7 Ortsteile, mit denen der Wedding seine Grenze teilt: Tegel, Reinickendorf, Pankow, Prenzlauer Berg, Mitte, Moabit und Charlottenburg-Nord. Jeder bietet mehr oder weniger bekannte Übergänge, alle sind aber einen Spaziergang wert.
Die schönen Ränder des Wedding
1. Autofrei nach Tegel: Eine der schönsten Fahrradtouren im Wedding beginnt am Plötzensee und folgt dem Spandauer Schifffahrtskanal bis nach Spandau. Der Weg ist dabei auf der ganzen Strecke fast autofrei: Auf der einen Seite der Kanal, auf der anderen Schrebergärten. Vor der Autobahnbrücke steht ein Schild, das uns daran erinnert, dass wir den Wedding verlassen, bzw. wieder betreten. In Reichweite befindet sich auch der Park Jungfernheide, wenn man die nächste Brücke überquert hat.
2. Versteckte Wege nach Reinickendorf: Wer ist nicht schon mal rumgeirrt, um den richtigen Weg in den Rehbergen zu finden, der zum Kurt-Schumacher-Platz führt? Parallel zum Charles-Corcelle-Ring und am Schwarzen Graben entlang (ein kleines Rinnsal, das übrigens aus dem Schäfersee in den Spandauer Schifffahrtskanal fließt) führt der kleine Weg an Gartenkolonien vorbei. Wer nach dem Wildtiergehege den länglichen Hügel mitten in der Gartenkolonie erblickt, weiß, dass er auf dem richtigen Weg zum Kurt-Schumacher-Platz ist und ihm somit der Autoverkehr der Müllerstraße erspart bleibt.
3. Wer Lust auf einen weniger überlaufenen See als den Plötzensee hat, kann zum kreisrunden Schäfersee laufen. Vom Wedding nach Reinickendorf kann man durch den denkmalgeschützten Schillerhof gelangen, eine Wohnanlage, die schon in der Weimarer Republik errichtet worden ist. Dabei ist es leicht, diesen überraschenden Durchgang zu verpassen, denn der Eingang durch ein Tor erfolgt genau an der Biegung zwischen Barfusstraße und Aroser Allee. Hinter dem bunt verzierten Haus, das sogar die Inschrift „Schillerhof“ trägt, versteckt sich eine ruhige Straße, die nach einigen Straßen zum Schäfersee führt.
4. Nach Pankow: Wenn man der Panke Richtung Norden folgt, genießt man den ruhigen Weg, aber gleichzeitig Abwechselung: zahlreiche Spielplätze, kulturelle Einrichtungen und Cafés. Beim Verlassen des Weddings überschreitet man die ehemalige Berliner Mauer kurz nach der S‑Bahn-Brücke und kommt im Bürgerpark an, schon befindet man sich in Pankow. Gleich dahinter befinden sich übrigens das nette Café „Mirabelle“ und der Kinderbauernhof „PinkePanke“.
5. Jede/r kennt die Bösebrücke, fälschlicherweise auch Bornholmer Brücke genannt, die die Tram überquert, wenn sie den Wedding verlässt und im Prenzlauer Berg ankommt. Weniger hektisch geht es einige Meter weiter in Richtung Pankow von der Grüntaler Straße zur Esplanade unter einer S‑Bahn-Brücke zu. Da werden Fahrradfahrer und Fußgänger regelmäßig nur durch vorbeirasende Züge aus ihrer Ruhe gebracht. Richtung Süden: Die mit Bäumen bepflanzte Norwegerstraße führt dann an den Gleisen lang und vor allem durchs Grüne unter die Bösebrücke Richtung Prenzlauer Berg und weiter zum Mauerpark.
6. Durch den Park in den Prenzlauer Berg: Noch bis 2013 war der Durchgang vom Wedding kommend zum Mauerpark nur über den Gleimtunnel möglich. Erst mehr als 20 Jahre nach dem Mauerfall wurde die Sackgasse Lortzingstraße für Fußgänger durchbrochen, so dass nun Bewohner des Brunnenviertels direkt durch diesen Eingang den Park betreten können, und dies sogar barrierefrei.
7. Übergang nach Mitte: Ein kleiner erhöhter Grünstreifen auf ehemaligen Gleisen, anstelle des Todesstreifens, das ist der Park am Nordbahnhof, der das Brunnenviertel von Mitte trennt. Hier wird gechillt, gespielt, einfach nur überquert, trainiert, geklettert und sogar Volleyball gespielt! So viele Möglichkeiten, obwohl der Park auf den ersten Blick gar nicht so groß erscheint.
8. Flussbett Richtung Mitte: Hier, zwischen dem Wedding und Mitte, kommt sie wieder, die Panke! Vom Erika-Hess-Stadion fließt die Südpanke weiter hinter dem neugebauten Gebäude des Bundesnachrichtendienstes bis zur Habersaathstraße. Dieser fließende Faden zwischen dem Wedding und Mitte wird zurzeit erweitert. Teilweise wird an der Stelle immer noch gebaut, aber ein großer Abschnitt ist schon begehbar und wird von den Einwohnern gerne benutzt: Zum Gassigehen, Fahrrad fahren, aber auch zum Rodeln!
9. Übergänge nach Moabit: Eine 1994 freigegebene Fußgängerbrücke verbindet den Wedding mit Moabit und Mitte am Nordhafen, die Kieler Brücke. Wenn man diese blaue Bogenbrücke passiert, kann man das fast gänzlich neu aus dem Boden gestampfte, überteuerte und somit sehr umstrittene Neubaugebiet Europacity erreichen. Sehr viel Leben ist auf dieser Seite des Ufers nicht. Ganz anders sieht es am Nordhafen aus, da wo die Panke in den Kanal mündet: Der Hafen selbst wurde schon in der Nachkriegszeit stillgelegt, vor ein paar Jahren in Grünflächen umgewandelt und zieht bei schönem Wetter Einwohner für ein Feierabendbier oder Picknick bis zur späten Stunde an.
10. Wieder eine Brücke – wenn auch ohne Wasser – wieder ein Hafen und schon wieder ist man in Moabit: Das ist die Putlitzbrücke. Der breite Ausblick von oben auf die vielen Gleise der Ringbahn, auf den prägnanten BEHALA-Verwaltungsturm vom Westhafen – der größte Binnenhafen Berlins – und auf den Fernsehturm auf der gegenüberliegenden Seite bei oft wunderbaren Sonnenuntergängen schaffen es sogar, den regen Verkehr ringsum vergessen zu lassen.
11. Den vielleicht originellsten Weddinger “Übergang” bildet die Schleuse Plötzensee. Sie verbindet über das Wasser den Wedding mit Charlottenburg-Nord und kann von März bis Oktober passiert werden, egal ob mit Motorboot, Ausflugsdampfer oder Kajak! Vom Festland aus kann sie am Besten am Spandauer-Schifffahrtskanal auf der Höhe des Plötzensees beobachtet werden.