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Frauentag:
8. März: Interview zum Mensch-sein

8. März 2023
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2019 hat Ber­lin den Frau­en­tag, den 8. März, als gesetz­li­chen Fei­er­tag ein­ge­führt. Anlass, um mit der Unter­neh­me­rin Cla­ris­sa Mei­er zu spre­chen. Sie möch­te, dass ihr geschäft­li­cher Erfolg mit dem Senio­ren­do­mic­il an der Pan­ke und dem Hotel Big Mama nicht als Erfolg einer Frau ver­stan­den wird, son­dern als ihr per­sön­li­cher Erfolg als Mensch.

clarrissa meier

Sie hadern mit der Bit­te um ein Inter­view über Frau­en in der Geschäfts­welt. War­um?
Cla­ris­sa Mei­er: Ich gebe zu, ich muss­te mich erst ein­mal nach­le­sen, wor­um es beim 8. März geht. Ich befürch­te, ich bin nicht der rich­ti­ge Ansprech­part­ner für Sie. Denn für mich per­sön­lich war mei­ne Rol­le als Frau in der Geschäfts­welt nie ein The­ma. Ich habe mich nie als etwas Beson­de­res gese­hen. Ich sehe mich als Mensch. Ich fin­de, wir könn­ten lang­sam in eine Nor­ma­li­tät kom­men und das nicht immer als etwas Außer­ge­wöhn­li­ches sehen, dass ich als Frau Erfolg im Geschäfts­le­ben habe. Ich möch­te als Mensch erfolg­reich sein.

Am 8. März geht es um Gleich­be­rech­ti­gung. Kön­nen Sie mit die­sem Ziel etwas anfan­gen?
Cla­ris­sa Mei­er: Nun, für mich selbst kann ich sagen, ich war schon immer eman­zi­piert. Aber es stimmt schon: Wenn ich in Fort­bil­dun­gen für Frau­en in Füh­rungs­po­si­tio­nen bin, dann muss ich sagen, dann sehe ich, wel­che Pro­ble­me Frau­en haben kön­nen. Sie ver­hal­ten sich nicht so, wie sie als Per­son sind. Sie machen sich anders. Und das spü­re ich und das spü­ren Män­ner. Ich bin da anders. Ich habe kei­ne Angst vor Män­nern. Ich habe nicht das Gefühl, ich müss­te irgend­wie gleich­zie­hen. Da ist bei mir eine Selbst­ver­ständ­lich­keit drin, die bei man­chen Frau­en offen­bar nicht da ist. Das scheint ein dickes Pro­blem zu sein. Aber ich selbst bin nicht so, ich mache kei­ne diplo­ma­ti­schen Züge, ich bin auf den Punkt, ich sage, was ich den­ke. Ich bin auch nicht gedul­dig. Ich glau­be, vie­le Frau­en müs­sen auf­hö­ren, sich sel­ber in Fra­ge zu stellen.

Sehen Sie sich als Aus­nah­me, als Glücks­fall?
Cla­ris­sa Mei­er: Glück gehört im Leben immer dazu. Denn ja, ich bin ein lau­ter Typ. Ich gehe immer nach vorn. Mein Tem­pe­ra­ment fin­den nicht immer alle toll. Mit 17 habe ich Tank­wart gelernt, weil ich es toll fand, dre­ckig zu sein. Mit 21 war ich allein­er­zie­hend. Da habe ich ver­sucht, stets bei­des zu sein: Vater und Mut­ter. Viel­leicht war dadurch auch im Berufs­le­ben die­ses Mann-Frau-The­ma für mich nicht wich­tig. Ich bin eben kei­ne typi­sche Frau.

Was mei­nen Sie mit dem Satz “Ich sehe mich als Mensch in der Geschäfts­welt”?
Cla­ris­sa Mei­er: Mei­ne Rol­le als Frau in der Geschäfts­le­ben, das war für mich sel­ber nie ein The­ma. Ich habe nie gedacht, ich bin etwas Beson­de­res, weil ich die­se Din­ge mache wie das Senio­ren­do­mi­zil zu lei­ten oder Hotels zu lei­ten. Ich den­ke, ich bin in ers­ter Linie als Mensch und nicht als Frau dar­auf stolz, dass ich mich durch­ge­setzt habe, dass ich Selbst­be­wusst­sein bewie­sen habe.

Der Frau­en­tag, der 8. März, soll auch auf Ungleich­hei­ten außer­halb des Berufs­le­bens auf­merk­sam machen …
Cla­ris­sa Mei­er: Ich fin­de, es ist eine Selbst­ver­ständ­lich­keit, dass man, wenn ein Baby kommt, als Paar eine Lösung fin­det. Das ist gut, dass die Frau­en­be­we­gung dahin will, dass es kei­ne Dis­kus­si­on ist, dass ein Paar eine für sich gute Lösung fin­det. Und ja, Arbeit­ge­ber sol­len dafür sor­gen, dass Eltern­schaft für wer­den­de und jun­ge Müt­ter mach­bar ist. In mei­nen Unter­neh­men hand­ha­be ich das so, dass, wenn jemand auf mich zukommt und sagt, er stellt sich das so und so vor, dann ver­su­che ich, das mach­bar zu machen. So hat­ten wir im Hotel schon ange­stell­te Män­ner gehabt, die Eltern­zeit nah­men. Das ist selbstverständlich.

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Das Inter­view wur­de Anfang Febru­ar geführt und erschien zuerst gekürzt in der Wed­din­ger All­ge­mei­nen Zei­tung (–> E‑Paper), der gedruck­ten Zei­tung für den Wed­ding. Autor ist And­rei Schnell. Wir dan­ken dem RAZ-Verlag!

Andrei Schnell

Meine Feinde besitzen ein Stück der Wahrheit, das mir fehlt.

1 Comment

  1. Naja. ..
    An Selbst­be­wusst­sein man­gelt es heu­te nur noch weni­gen Frau­en, zumal beruf­lich über­all gut qualifiziert.
    Als Selb­stän­di­ge oder Frei­be­ruf­le­rin mag man es da leich­ter haben als Ande­re. Auch als Öko­no­min fiel mir oft auf, wie wenig auch Män­ner im Beruf von KoRe, ReWe und Steu­ern verstehen.
    Aber nimmt man die Gesamt­schau der Arbeits(vor-)bedingungen, so ist doch vie­les ent­mu­ti­gend, da hier­ar­chisch, nicht trans­pa­rent (man den­ke an all die­je­ni­gen Frau­en, die im Hin­ter­grund ver­ban­delt sind ) und/oder nicht tole­rant, nebst ver­schränk­ten Aspek­ten die­ser Art. Bei der Arbeits­su­che kommt das alles dann umso mehr her­vor – und zei­tigt Nach­tei­le sys­te­misch bis zur Alters­ar­mut (meist) der Frauen.

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