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7 bedenkenswerte Punkte zum Radweg Müllerstraße

3. Juni 2023
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Die Umver­tei­lung des knap­pen Ver­kehrs­raums zuguns­ten von Rad­fah­ren­den und dem Fuß­ver­kehr führt zu lei­den­schaft­li­chen Dis­kus­sio­nen. Die Zahl der Autos nimmt in der wach­sen­den Stadt Ber­lin immer wei­ter zu, aber in der Innen­stadt auch der Rad­ver­kehr. In der Mül­lerstra­ße, einer Ein­kaufs­stra­ße auf dem abstei­gen­den Ast, wird das beson­ders deut­lich. So wie es jetzt ist, kann es nicht blei­ben: Kei­ne Sicher­heit für Rad­fah­rer, kei­ne Attrak­ti­vi­tät für Kun­den, rei­ne Durch­fahrts­rou­te für Auto­pend­ler. Nach Jahr­zehn­ten der Pla­nung, in denen nichts pas­siert ist (wir haben uns oft dar­über lus­tig gemacht), sind nun die Vor­be­rei­tun­gen für die Rad­spur zwi­schen See­stra­ße und Leo­pold­platz in vol­lem Gan­ge. Wir schau­en uns eini­ge Punk­te an, die bei der Dis­kus­si­on über Sinn und Unsinn die­ser Rad­spur oft zu kurz kommen. 

  1. Siche­re Rad­in­fra­struk­tur: Dazu gehört laut dem aktu­ell gül­ti­gen Ber­li­ner Mobi­li­täts­ge­setz ein Rad­ver­kehrs­netz mit einer Län­ge von ins­ge­samt 2.371 Kilo­me­tern, davon 865 Kilo­me­tern Vor­rang­netz. Die Brei­te und Gestal­tung der Rad­ver­kehrs­an­la­gen sind eine Vor­aus­set­zung dafür, dass sich Rad­fah­ren­de sicher bewe­gen kön­nen und im Stra­ßen­ver­kehr wohl­füh­len. Zum Bei­spiel müs­sen die Rad­we­ge breit genug sein, damit schnel­le­re Rad­fah­rer bei­spiels­wei­se lang­sa­me Las­ten­rä­der und Kin­der sicher über­ho­len kön­nen. Oft brau­chen Letz­te­re beim Rad­fah­ren mehr Platz, um nicht in die Nähe von über­ho­len­den Autos zu gera­ten. Der auf der Mül­lerstra­ße beschrit­te­ne Weg, die Park­spur in eine Rad­spur umzu­wan­deln, ist zudem eine sehr preis­wer­te Mög­lich­keit, Rad­in­fra­struk­tur zu schaf­fen – ledig­lich ein biss­chen Far­be und ein paar Pol­ler waren dafür notwendig. 
  2. Dafür fal­len eini­ge von Mon­tag bis Sams­tag gebüh­ren­pflich­ti­ge Park­plät­ze direkt vor den Geschäf­ten weg. Abge­se­hen davon, dass die dort abge­stell­ten Fahr­zeu­ge sel­ten für Ein­käu­fe in den Läden genutzt wer­den, son­dern eher für Behör­den­gän­ge oder für Arzt­be­su­che, ste­hen an der Mül­lerstra­ße mit dem Cit­ti­point-Park­haus und dem Kar­stadt-Park­haus weit­ge­hend leer­ste­hen­de Park­häu­ser zur Ver­fü­gung. Die mit einer Park­haus­be­nut­zung ver­bun­de­nen Zeit­ver­lus­te für eini­ge weni­ge fal­len im Ver­hält­nis zum Gewinn an Sicher­heit für vie­le Rad­fah­rer bei einer Inter­es­sen­ab­wä­gung weni­ger stark ins Gewicht. 
  3. Mehr Platz für Lie­fer­ver­kehr und Ret­tungs­fahr­zeu­ge: Die mitt­le­re Spur wird in Zukunft für den Lie­fer­ver­kehr frei­ge­hal­ten. Damit ste­hen Lie­fe­ran­ten nicht mehr in zwei­ter Rei­he, von wo Autos auf die lin­ke Spur aus­fä­deln müs­sen, was zu gefähr­li­chen Aus­weich­ma­nö­vern füh­ren kann. Wenn sich der Ver­kehr staut, kön­nen Ret­tungs­fahr­zeu­ge die aus­rei­chend brei­te Rad­spur nut­zen, um schnel­ler als heu­te durch­zu­kom­men. Damit erhöht sich dann sogar der gesell­schaft­li­che Nut­zen der Spur. 
  4. Kein Zwei­fel, die Mül­lerstra­ße ist alles ande­re als attrak­tiv. Weder die Gestal­tung der Stra­ße noch die Band­brei­te des Ein­zel­han­dels locken Ein­käu­fer aus ande­ren Gegen­den her­bei. Stu­di­en zei­gen jedoch: Eine gute Rad­in­fra­struk­tur zieht ein zah­lungs­kräf­ti­ges Publi­kum an, das auch für mehr Umsatz in Ein­kaufs­stra­ßen sorgt. Das zei­gen Stu­di­en aus ver­schie­de­nen Ein­kaufs­stra­ßen Ber­lins und auch ande­rer Städ­te. Die Rad­strei­fen auf Haupt­stra­ßen wer­den also eher die Attrak­ti­vi­tät des gebeu­tel­ten Ein­zel­han­dels in der Mül­lerstra­ße erhö­hen als für Umsatz­ver­lus­te sor­gen. Ver­bannt man Rad­fah­rer auf Neben­stra­ßen, ver­pufft die­ser Effekt. 
  5. Benach­tei­li­gung ÖPNV: Was man im Blick behal­ten soll­te, ist der Bus­ver­kehr. Denn die Linie 120 muss wei­ter­hin im nor­ma­len Auto­ver­kehr “mit­schwim­men” und könn­te im Stau ste­cken­blei­ben. Da man den Rad­ver­kehr nicht iso­liert von allen ande­ren Ver­kehrs­mit­teln betrach­ten soll­te, ist dar­auf zu ach­ten, wie flüs­sig der Ver­kehr in der Mül­lerstra­ße bleibt, z.B. durch ver­än­der­te Ampel­schal­tun­gen und kur­ze Bus­spu­ren in der mitt­le­ren Spur, wo dies mög­lich ist. Kon­flikt­si­tua­tio­nen an den Hal­te­stel­len sind beson­ders zu beachten. 
  6. Vie­le Städ­te haben gro­ße Pro­ble­me, die gül­ti­gen Grenz­wer­te für Lärm und Fein­staub ein­zu­hal­ten. Je mehr Men­schen auf das emis­si­ons­freie Fahr­rad umstei­gen, des­to leich­ter fällt es, den Schad­stoff­aus­stoß deut­lich zu sen­ken. Doch wenn sich der Auto­ver­kehr nicht abnimmt, son­dern noch mehr zäh­flie­ßen­den Ver­kehr oder Stau pro­du­ziert, ist der posi­ti­ve Effekt schnell wie­der weg. Die zahl­rei­chen geplan­ten Kiez­blocks, die das Durch­fah­ren von Wohn­ge­bie­ten unmög­lich machen, set­zen zudem stark auf die Kon­zen­tra­ti­on des Durch­gangs­ver­kehrs auf Haupt­stra­ßen wie die Mül­lerstra­ße. Der Ver­kehr soll­te dort also fließen. 
  7. In Ber­lin-Mit­te ist die Anzahl der ange­mel­de­ten Autos als ein­zi­gem Bezirk in Ber­lin im letz­ten Jahr gesun­ken. Nur noch 19 Pro­zent der Mitte-Bewohner:innen hat­ten 2020 ein eige­nes Kraft­fahr­zeug, also eine kla­re Min­der­heit. Und die sind bei wei­tem nicht alle Kran­ken­schwes­tern im Schicht­dienst, Schwer­be­hin­der­te oder Hand­wer­ker im Ein­satz, son­dern ein­fach Men­schen, die aus Bequem­lich­keit das Auto nut­zen. Es muss daher dar­auf geach­tet wer­den, dass mit bes­se­ren Rad­we­gen tat­säch­lich Anrei­ze geschaf­fen wer­den, dass die, die es sich gesund­heit­lich und arbeits­zeit­tech­nisch leis­ten kön­nen, auch öfter mal ihr Auto ste­hen las­sen und auf das Rad umstei­gen. Das fällt im Som­mer leich­ter als im Win­ter. Den­noch: Die ein­zi­ge Wed­din­ger Zähl­stel­le in der Mark­stra­ße/Osloer Stra­ße weist wie alle ande­ren Zähl­stel­len für Rad­ver­kehr im Ver­gleich zu 2017 einen deut­lich höhe­ren Wert auf – und zwar ganzjährig. 

Die lan­ge Geschich­te des Rad­wegs Müllerstraße: 

Unse­re Arti­kel zu dem The­ma: Die süd­li­che Mül­lerstra­ße wird moder­ner (2012)

War­um die Mül­lerstra­ße eine Rad­spur bekommt (2020)

Stadt­teil­ver­tre­tung mahnt Tem­po beim Rad­weg­bau an (2021)

Kein Witz! Auf der Mül­lerstra­ße ent­steht ein Rad­weg (2022)

Neue Rea­li­tät – Eine eige­ne Spur fürs Rad (2023)

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Joachim Faust

hat 2011 den Blog gegründet. Heute leitet er das Projekt Weddingweiser. Mag die Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen gleichermaßen.

37 Comments Leave a Reply

    • Ja – hof­fent­lich pas­siert da bald was! Wäre wenigs­tens eine halb­wegs erfreu­li­che Ent­wick­lung, wenn der Ist-Zustand mög­lichst bald geän­dert wird! I.Ü. ist nicht nur „Lie­fe­rung“ unmög­lich, son­dern auch “Abho­lung“..

    • Wir waren auch bei der Ver­an­stal­tung, bezie­hungs­wei­se eine Gast­au­torin war dabei. Der Bei­trag dazu erscheint mor­gen hier auf dem Blog.

  1. Ein Punkt, der bei der gan­zen Pla­nung schein­bar kom­plett ver­ges­sen wur­de, sind die Ver­kehrs­zei­chen. Gera­de­aus­spu­ren wer­den plötz­lich zu Links- oder Rechts­ab­bie­ge­spu­ren ohne vor­he­ri­ge Ankün­di­gung. Ein ein­fa­ches Schild in ange­mes­se­nem Abstand nicht nur 5m vor der Kreu­zung oder Ein­engung ent­fernt, wür­de für vie­le Auto­fah­rer den Stress neh­men und der gesam­ten Sicher­heit zu Gute kom­men. An der Kreu­zung Müllerstraße/Luxemburger (Leo­pold­platz) kommt es so immer wie­der zu bei­na­he Unfäl­len, da die rech­te Spur stadt­aus­wärts nun auf die lin­ke Spur geführt wird und die ver­meint­li­chen Links­ab­bie­ger zu 80% trotz­dem gera­de­aus fah­ren und sich kei­ner Schuld bewusst sind bzw. es teil­wei­se auch nicht mit­be­kom­men haben. Ja, es sind Pfei­le auf dem Boden auf­ge­malt. Aber wenn ein Pfeil mit einem Mal von heu­te auf mor­gen da ist, kom­men v.a. Pend­ler oder Fah­rer, die jeden Tag dort lang fah­ren, auch schon mal ihrer Gewohn­heit nach. Gera­de bei höhe­rem Ver­kehrs­auf­kom­men kön­nen sich die ver­meint­li­chen Links­ab­bie­ger, wel­che aber gera­de­aus wol­len, nicht mehr in der Gera­de­aus­spur ein­ord­nen und fah­ren dann ein­fach gera­de aus rüber und kol­li­die­ren mit den auf die lin­ke Spur geführ­ten Geradeausfahrern.
    Ich hof­fe, dass hier mit ent­spre­chen­den Schil­dern noch Abhil­fe geschaf­fen wird um die Spur­füh­rung kla­rer zu kennzeichnen.

    • Dan­ke – dem kann ich nur bei­pflich­ten, denn an der Ein­mün­dung Lyn­ar­str. (vor der S‑Bahnüberführung Fahrt­rich­tung Süd) sieht es nicht bes­ser aus!
      Plötz­lich taucht eine Rechts­ab­bie­ger­spur auf und alle wech­seln panisch nach link (= geradeaus..).
      Auch hier feh­len ent­spre­chen­de Hinweise!!

      • Weil die StVO und StV­ZO Bun­des­sa­che sind und die Schweiz die Ver­si­che­rungs­vi­gnet­te für Fahr­rä­der längst wie­der abge­schafft wurde.
        War­um soll­ten Sie?

  2. In die­ser Stadt geht es seit eini­ger Zeit nur noch um Auto vs. Rad. Ich habe weder das eine noch das andere.
    Ich muss jeden Mor­gen in der Rush­hour mit dem 120er über die Mül­lerstra­ße. Immer im Stau. Das wird nun wohl noch schlim­mer. Fahr­rad­fah­ren­de sehe ich auf der Mül­lerstra­ße nur sehr weni­ge, meist nicht mehr als 10. Dafür vie­le fet­te Autos mit wenig Insassen.

    Ver­gli­chen mit der Per­so­nen­zahl im stets sehr vol­len Bus (U‑Bahn zäh­le ich erst gar nicht mit) und den vie­len Fuß­gän­gern, bin ich sicher, dass die Mül­lerstra­ße mit gro­ßem Abstand am häu­figs­ten von Per­so­nen OHNE Auto und OHNE Rad genutzt wird. Ich fürch­te, dass Rad­fah­ren­de eine sehr lau­te und gut orga­ni­sier­te Min­der­heit sind, die sich nun “ihren” Platz erkämp­fen, nicht bes­ser als die Autos.

    War­um hat kei­ner dar­über nach­ge­dacht, ob die ohnhein extrem brei­te Rad­spur nicht auch vom Bus mit­ge­nutzt wer­den darf?

      • Das muss man nicht die Zehlen­dor­fer u.a. fra­gen, war­um die unnö­ti­gen Bus­spu­ren ent­fernt wur­den, son­dern es hilft ein Blick in die Gesetzeslage.
        Die auf der Cla­y­al­lee von den Grü­nen (Jarasch)?) ein­ge­rich­te­te Bus­spur war ganz ein­fach rechts­wid­rig – und das hat i. Ü. auch ein Gericht so bestätigt.
        https://www.berlin.de/gerichte/verwaltungsgericht/presse/pressemitteilungen/2022/pressemitteilung.1242202.php
        Bereits mehr­fach hat sich die dama­li­ge grün-geführ­te „Senats­wal­tung für Umwelt, Ver­kehr und Kli­ma­schutz“ im Dschun­gel ihrer Ide­lo­lo­gien ver­hed­dert und ver­sucht, rechts­wid­ri­ge Vor­ha­ben mit der Brech­stan­ge durch­zu­set­zen. Glück­li­cher­wei­se wur­den in den meis­ten Fäl­len die Ansin­nen immer wie­der zurück­ge­dreht – aber immer auf Kos­ten des Steuerzahlers!

    • Sehr guter Kom­men­tar, seh ich genau­so. Auf dem Ku’damm funk­tio­niert die gemein­sa­me Nut­zung der Bus­spur von Fahr­rä­dern + BVG auch seit Jahr­zehn­ten, es gibt ne Auto­spur und par­ken kann man auch noch. Fin­de ich viel bes­ser das Modell. Wenn ich am Leo oder am Met­ze­l­er-Platz sitz fällt immer die Dis­kre­panz auf zwi­schen der gerin­gen Anzahl der Fahr­rä­der und der Viel­zahl der KfZ und Bus­se. Sogar im Som­mer!! Und die par­ken­den Autos dür­fen nun kos­ten­pflich­tig in den Neben­stra­ßen abge­stellt wer­den. Park­raum­be­wirt­schaf­tung in Wohn­ge­bie­ten ist in mei­nen Augen aso­zi­al. Ich hab in der Fol­ge nun weni­ger Besuch aus ande­ren Bezirken .… .

  3. Was mich gene­rell bezüg­lich der Fahr­rad­we­ge ärgert, ist, dass vie­le Rad­fah­re­rIn­nen trotz­dem auf dem Bür­ger­steig fah­ren. Sowohl in der Mül­lerstra­ße als auch in der Lyn­ar­stra­ße. Das heißt für mich als Fuß­gän­ge­rin ist hier kei­ne grö­ße­re Sicher­heit erreicht, der Ver­kehr in Ber­lin ist in den letz­ten 10 Jah­ren chao­tisch gewor­den – und immer zu Las­ten der jeweils Schwä­che­ren. Die Ver­kehrs­si­tua­ti­on ist also nicht nur ein orga­ni­sa­to­ri­sches, son­dern auch ein Pro­blem oft unso­zia­len Ver­hal­tens. Stur und recht­ha­be­risch und ohne Rück­sicht auf Ver­lus­te wird gefah­ren, was die Peda­le und der Rei­fen her­gibt. Ehr­lich gesagt – in ande­ren Län­dern sind die Leu­te char­man­ter, locke­rer. Scha­de für Berlin.

  4. Da ich schwer­be­hin­dert bin und auf das Auto ange­wie­sen bin, ärgern mich eini­ge sehr breit e Fahr­rad­we­ge, z. B. Mül­lerstra­ße unter der S‑Bahn. Dadurch ist nur eine Auto­spur vor­han­den und man steht im Stau.Da hat­te die Bezirks­stadt­rä­tin fol­gen­den Vor­schlag, man kön­ne ja aufs Rad umstei­gen. Das ist für mich kei­ne Opti­on, da ich durchs Auto mobil bin und mit mei­ner Beein­träch­ti­gung nicht Rad­fah­ren kann. Ich fin­de, dass Rad­fah­rer, Fuß­gän­ger ‚Auto­fah­rer gemein­sam im Ver­kehr Berück­sich­ti­gung erfah­ren müs­sen und nicht nur die Auto­fah­rer abge­straft werden .
    Auf den brei­ten Rad­fahr­strei­fen ist es teil­wei­se Usus, dass drei Fahr­rad­fah­rer gemein­sam neben­ein­an­der fah­ren und ich als Auto­fah­rer nicht aus­wei­chen kann. Ich hof­fe für die Zukunft, dass alle Ver­kehrs­teil­neh­mer zusam­men im Boot sit­zen mit gegen­sei­ti­ger Wertschätzung.

    • Mehr gegen­sei­ti­ge Wert­schät­zung wäre sehr wich­tig. Ich fürch­te auch, dass Älte­re und Schwer­be­hin­der­te in der Dis­kus­si­on unter­ge­hen. Dabei ist laut Sta­tis­tik fast jeder Zehn­te in Ber­lin schwer­be­hin­dert. Vie­le kön­nen nicht ein­fach aufs Rad oder einen Roller/Scooter umsteigen.
      Junge/fitte Rad­fah­ren­de sind ver­mut­lich weit­aus bes­ser bei Bür­ger­initia­ti­ven und im Internet/SocialMedia orga­ni­siert und kön­nen so mehr Druck auf die Poli­tik ausüben.
      Wenn die Bus­se nun noch län­ger im Stau ste­hen: Was sagt eigent­lich der Fahr­gast­ver­band dazu?

      • Apro­pos gegen­sei­ti­ge Wert­schät­zung. Gera­de Älte­re und Schwer­be­hin­der­te pro­fi­tie­ren doch davon, wenn mehr von denen, die es gesund­heit­lich schaf­fen, auf Rad und ÖPNV umstei­gen. Dann wäre mehr Platz auf den Stra­ßen für die, die kei­ne Alter­na­ti­ven haben. Heu­te ste­hen alle aus Bequem­lich­keit im Stau, haben kei­ne Ver­an­las­sung, auf ande­re Ver­kehrs­mit­tel umzu­stei­gen und nie­man­dem ist damit wirk­lich gedient.

  5. Neue Rad­we­ge fin­de ich super, was mir aber gar nicht gefällt, ist die rote (oder grü­ne) Bema­lung der Stra­ßen­ober­flä­che. Die­se ist meis­tens rela­tiv rau und uneben, so dass das Rad­fah­ren nicht so sanft ist wie auf glat­tem Asphalt. Ganz zu schwei­gen von Kos­ten und Umweltbelastung.

  6. Ich bin froh über die neu­en Rad­we­ge. Per­fekt wer­den sie nicht sein, dass ist bei der Men­ge an Inter­es­sen aber auch unmöglich.
    Durch die Mül­lerstr. bin ich bis­her mög­lichst schnell durch oder habe sie mit den Kin­dern umfahren. 

    Für uns als vier­köp­fi­ge Fami­le ist der Auto­ver­zicht mit­ten in der Stadt übri­gens kein Pro­blem. Lie­fer­diens­te brin­gen den Monats­ein­kauf, der Wochen­ein­kauf passt grad so in 2 Fahrradtaschen.

    Da ich so oft über Hand­wer­ker Pro­ble­me in den Kom­men­ta­ren lese, hier mal die Bewer­tung von einen Hand­wer­ker aus Essen:
    https://youtu.be/ig4smnwLukQ?t=417
    Klei­ne­re Auf­trä­ge las­sen sich laut die­sem per Las­ten­rad sehr schnell abarbeiten.

  7. Hal­lö­chen, bin 72 Jah­re alt allein­ste­hend und 100% Schwer­be­hin­dert G, ohne Berech­ti­gung zu einer Aus­nah­me­ge­neh­mi­gung. Dafür müss­te ich mir wohl noch die Füße aber.… Aber, die tol­len Rad­fah­rer, Jung, dyna­misch und und und … fah­ren zumeist auch nur bei gutem Wet­ter und ver­ständ­lich im Win­ter kaum, weil zu kalt oder Schnee, Regen und.s.w. Wie auch immer, wie besor­gen die denn die vie­len schwe­ren Ein­käu­fe Lebens­mit­tel , für die Famielie ???
    Kön­nen Sie doch gar nicht auf, mit Fahr­rad sicher trans­por­tie­ren??? Dies dann sicher mit einem PKW??
    Wie­viel der Rad­fah­rer sind Schönwetterfahher ??
    Ich habe nicht ein ein­zi­ges Lebens­mit­tel­ge­schäft in der Nähe, (Nachtigalplatz/Afrikanischestr) wie kann man bald über­haupt noch als alter Mensch mit gerin­ger Ren­te was erle­di­gen ?? Park­raum­be­wirt­schaf­tung zusätz­li­che Kos­ten zur Teue­rung der Lebens­hal­tungs­kos­ten und.s.w.

    • Der Grund, war­um es kei­ne klei­nen Lebens­mit­tel­ge­schäf­te gibt, sind die Super­märk­te und Dis­coun­ter mit ihren Park­plät­zen. Alles ist dar­auf aus­ge­legt, dass man dort mit dem Auto sei­nen Wochen­ein­kauf erle­digt. Zum Glück gibt es wie­der ande­re Ein­kaufs­for­men und auch Lie­fer­diens­te (in der Groß­stadt sind Sie wirk­lich gut dran, im Gegen­satz zum Land). Wenn es weni­ger Auto­ver­kehr gibt, pro­fi­tie­ren gera­de auch Senio­ren, wenn nicht mehr alle Ein­kaufs­mög­lich­kei­ten auf Auto­be­sit­zer aus­ge­legt sind.

    • Ich fah­re mit mei­nem Fahr­rad auch bei Regen und im Win­ter, war­um denn auch nicht?. Schön­wet­ter-Fah­rer gibt’s in mei­nem Umfeld kei­ne, das Rad ist das Haupt­ver­kehrs­mit­tel. Und soll­te es doch mal nicht damit gehen, gibt’s noch den ÖPNV. Abge­se­hen davon kann ich mit mei­nem Las­ten­rad nicht nur mein Kind, son­dern auch grö­ße­re Ein­käu­fe bequem und sicher transportieren.

      • Bit­te dann doch berück­sich­ti­gen: „Reck­na­gel“ schreibt, dass sie 72 Jah­re sei und schwer­be­hin­dert! Ich glau­be kaum, dass @Michael mit sei­nem tol­len Tun zu die­ser Ziel­grup­pe gehört!
        Und ich gebe @Recknagel Recht – dass gan­ze Brim­bo­ri­um rund ums (Lasten-)Rad wird nahe­zu aus­schließ­lich von jun­gen, dyna­mi­schen Men­schen gesteu­ert! Älte­re Per­so­nen­grup­pen, zu der i.Ü. mei­ne Frau und ich auch zäh­len, fin­den ein­fach nicht mehr statt!

  8. Ich bin Auto­fah­rer und muß Auto­steu­er zah­len für die Benut­zung der Stra­ßen und was ist mit den Rad­fah­rern bezah­len die jetzt auch Steu­ern wenn sie die Stra­ßen benutzen ?

    • Ja, sie bezah­len sogar die mil­li­ar­den­schwe­ren Auto­bah­nen und maro­den Auto­bahn­brü­cken, und zwar von ihren ganz nor­ma­len Steu­ern. Sogar wenn sie sie gar nicht benutzen.

  9. Stim­me Jupp Schmitz voll und ganz zu!
    Gefühlt wer­den Ent­schei­dun­gen getrof­fen, ohne sich mal ein Bild vor Ort zu machen.
    Par­ken in den Neben­stra­ßen? Vie­len Dank, dort gibt es in der Turi­ner Str. durch jah­re­lan­gen Bau­stel­len schon sehr wenig.
    Die Ver­kehrs­füh­rung im Bereich Bus­hal­te­stel­le Leo­pold­platz ist auch sehr frag­wür­dig. Wel­cher Auto­fah­rer soll das bit­te ver­ste­hen? Bin gespannt, wann es dort das ers­te Mal kracht…

  10. Hal­lo in die Runde
    komm gera­de nach Hau­se…. lecker Erd­bee­ren gekauft, die Son­ne scheint Wochen­en­de…. da fin­de ich auf einem ande­ren Blog ein pas­sen­des Video zum The­ma Verkehrdwende
    https://www.danisch.de/blog/2023/03/01/sozialistisches-lastenfahrrad/#more-55452
    Der Jun­ge hat mei­nen Respekt , ganz ehr­lich …. stell mir dabei vor das dies das Ende der grü­nen Ver­kehrs­wen­de­po­li­tik sein wird – also eine Rück­wen­de…. Zwei­rä­der Ein­rä­der Las­ten­rä­der über­all wohin man schaut – end­lich!!!! kei­ne Autos mehr über­all freie Fahrt… ich schmeiss mich weg, werd schon mal das Bier kalt stel­len und Pop­korn besorgen
    fröh­li­ches Wochen­en­de mit Sonnenschein

  11. Unab­hän­gig davon, dass ich die aktu­el­le Umge­stal­tung aus­schließ­lich für den Rad­ver­kehr ziel­füh­rend hal­te, sind in dem 7‑Punk­te-Plan des Arti­kels doch eini­ge Falsch­an­nah­men dargestellt.
    1. Sie ver­wei­sen (der­zeit noch zu Recht) auf das Gale­ria-Park­haus! Die­ses wird aber dem­nächst geschlossen/entkernt. Damit ent­fal­len die­se Park­plat­ze im Bereich Leopoldplatz.
    Kei­ner wird sein Auto aber bei Cit­ty abstel­len, um in die­sen Bereich der Mül­lerstra­ße (DM, Wool­worth, Bün­ger…) zu gehen.
    2. „Lie­fe­ran­ten ste­hen nicht mehr in zwei­ter Rei­he!“ Unsinn, da sie nun zwangs­läu­fig direkt auf der rech­ten Fahr­bahn ste­hen und die PKW trotz­dem alle nach links aus­wei­chen müssen!
    3. Ret­tungs­fahr­zeu­ge kom­men durch die Benut­zung des Rad­strei­fens schnel­ler ans Ziel! Wäre rich­tig, wenn Par­ken und Hal­ten öfter kon­trol­liert wer­den! Aber so…
    4. Dass Rad­strei­fen (Rad­fahr­zo­nen) nicht unbe­dingt zu einer Erhö­hung der Attrak­ti­vi­tät als Ein­kaufs­stra­ße bei­tra­gen, konn­te man sehr schön an dem geschei­ter­ten Expe­ri­ment „Fried­rich­stra­ße“ beobachten.
    5. Die Erhö­hung der PKW-Fre­quenz durch die (geplanten/vorhandenen) Kiez­blocks führt in der Stau­fal­le Mül­lerstra­ße (Luxem­bur­ger S.) zu einer Erhö­hung der Schad­stoff­be­las­tung, denn die Men­schen wer­den (sowie ich) wei­ter­hin mit dem Auto unter­wegs sein – dann halt nur Lärm- und Abga­se pro­du­zie­rend im Stau!
    6. Die Anlie­ger wer­den zuneh­mend Pro­ble­me bekom­men, in Zukunft Hand­wer­ker­ter­mi­ne zu ver­ein­ba­ren (s. hier­zu einen umfas­sen­den Arti­kel im TS zur Kant­str.), denn die schwe­ren Gerät­schaf­ten kön­nen nicht mit dem Las­ten­rad (wie ein lus­ti­ger Foris­ten neu­lich mein­te 😂) ran­ge­schafft werden.
    Mei­ne Kon­se­quenz (und Ver­mu­tung für die Zukunft): Der Abstieg der Mül­lerstra­ße wird wei­ter for­ciert statt gebremst. Es wird eine rei­ne (unat­trak­ti­ve) Ein­fall­stras­se aus Rich­tung Nor­den, die Geschäfts­welt geht den Bach hin­un­ter und ich wer­de mein Ein­kaufs­ver­hal­ten i.S. Mül­lerstra­ße noch wei­ter reduzieren!

    • Dazu ein paar Gedan­ken. Der Ver­gleich mit der Fried­rich­stra­ße ist unpas­send, da dort eine kom­plett ande­re Lage (Tou­ris­mus­ge­biet) und geho­be­ne Ein­zel­han­dels­struk­tur bei gleich­zei­ti­ger Sper­rung für den Auto­ver­kehr vor­liegt. An der Mül­lerstra­ße sind alle die­se drei Punk­te nicht erfüllt. Die Mül­lerstra­ße ist struk­tu­rell schlech­ter gewor­den, und es soll­te alles ver­sucht wer­den, um den Abwärts­trend zu stop­pen. Die Bei­be­hal­tung des Sta­tus Quo ist kei­ne Lösung, wenn sich etwas ändern soll. Das Poten­zi­al, neue zah­lungs­kräf­ti­ge Kun­den anzu­zie­hen, bei gleich­zei­ti­gem Ver­lust eini­ger weni­ger auf ihrer Anfahrt per Auto bestehen­den Kun­den, dürf­te den Ein­zel­händ­lern zu mehr Kauf­kraft­ge­win­nen verhelfen.
      Par­ken kön­nen Sie wei­ter­hin in allen Neben­stra­ßen, auch wenn das Kar­stadt Park­haus schließt. Da es jetzt schon kaum genutzt wur­de, dürf­te es genug Park­plät­ze (auch dank Park­raum­be­wirt­schaf­tung) geben.
      Die Mül­lerstra­ße ist jetzt bereits eine Aus­fall­stra­ße – wenn sie weni­ger Zeit­ge­winn für durch­fah­ren­de Autos garan­tiert, hat die Mül­lerstra­ße die Chan­ce, wie­der mehr Auf­ent­halts­qua­li­tät zu bekommen.

      • „ Par­ken kön­nen Sie wei­ter­hin in allen Nebenstraßen,…“
        Eine gar lus­ti­ge Idee! Dies erhöht für die Anwoh­ner zum einen den ohne­hin schon vor­han­de­nen Park­platz­druck in den Neben­stra­ßen und zum ande­ren wird das jetzt begon­ne­ne Kon­zept der Fahrradstraßen/Anliegerstraßen Ad absur­dum geführt, wenn zukünf­tig in Fahr­rad­str. (Trift­str. ) oder den Anlie­ger­stra­ßen (Anton..etc.) Park­platz­such­ver­kehr ent­steht – ganz zu schwei­gen von der beab­sich­tig­ten Durch­fahrt­sper­rung Gen­ter Str.

      • Par­ken kön­nen Sie wei­ter­hin in allen Neben­stra­ßen, auch wenn das Kar­stadt Park­haus schließt. Da es jetzt schon kaum genutzt wur­de, dürf­te es genug Park­plät­ze (auch dank Park­raum­be­wirt­schaf­tung) geben.
        Lei­der faslch, Sie dür­fen weder in die Gericht- noch in die Triff­stra­ße, da rei­ne Fahrradstraße….

    • Herr Faust hat ja schon die rich­ti­gen Ant­wor­ten gege­ben. Zusätz­lich sei aber ange­merkt, dass es auf der Mül­lerstr. bei einer Rei­he von Geschäf­ten (z.B. Mül­ler Dro­ge­rie, dm/Penny am U See­str, diver­se Arzt­pra­xen) zusätz­lich auch noch Gara­gen oder Kun­den­park­plät­ze auf den Hin­ter­hö­fen gibt, die extrem wenig genutzt wer­den. Das glei­che gilt für den Markt­platz hin­ter dem Rat­haus, der an 4 von 6 Geschäfts­ta­gen als Park­platz zur Ver­fü­gung steht und auch immer freie Plät­ze auf­weist. Also geht es bei den weg­fal­len­den Park­plät­zen auf der Mül­lerstr. letzt­lich ein­zig und allein um die Bequem­lich­keit. Da wiegt für mich als Auto- und Rad­fah­rer defi­ni­tiv der Sicher­heits­ge­winn für die Rad­fah­rer höher als der Bequem­lich­keits­ver­lust für die Autofahrer.

      Zum Hal­ten in zwei­ter Rei­he: Das ist Teil des neu­en Plans, d.h. es wer­den für den Lie­fer­ver­kehr ent­lang der gesam­ten Mül­lerstr. noch Mar­kie­run­gen für Lie­fer­zo­nen auf die rech­te Fahr­zeug­spur auf­ge­bracht und mit ent­spre­chen­den Schil­dern zeit­lich begrenz­te Lie­fer­zei­ten aus­ge­wie­sen, wäh­rend derer dort gehal­ten wer­den darf.
      Den gesam­ten Mar­kie­rungs- und Ver­kehrs­zei­chen­plan kann man sich übri­gens auf der Infra­ve­lo Pro­jekt­sei­te anschauen.

      • Soeben (Sams­tag, 13:00) mal mit dem Auto (! ) die Mül­lerstr. abgefahren.
        Allein auf den Stück zwi­schen Brüs­se­ler Str. und Trift­str. park­ten weit über 10 PKW ver­bots­wid­rig auf dem Rad­strei­fen, zusätz­lich ca. 4 x hal­ten­der Lie­fer­ver­kehr auf der rech­ten Fahr­spur. Hin­zu ein Ver­kehrs­chaos in der Gen­ter Str. durch den Tür­ken­markt sowie meh­re­re hal­ten­de PKW in der Brüs­se­ler Str.
        Ergo: Die Bequem­lich­keit der Auto­fah­rer ist deut­lich grö­ßer als der Ver­fol­gungs­druck durch die Ord­nungs­kräf­te! Und dass das Cit­ti-Park­haus kos­ten­frei ist, inter­es­siert auch keinen!
        Man konn­te jeden­falls schon mal einen Ein­druck gewin­nen, wie es zukünf­tig dort aus­sieht! Und es war Sams­tag, d.h. der übli­che Berufs­ver­kehr war noch nicht ein­mal inbegriffen!

          • Da ist mei­ne Ant­wort schnell und ein­fach: Ich fah­re nie Fahr­rad und den schmud­de­li­gen ÖPNV nut­ze ich eben­falls nie! Ansons­ten aus­schließ­lich Pri­vatPKW oder Taxi – und wenn es sein muss, eben die 2km von Haus­tür zum Karstadt!
            Ger­ne neh­me ich aber auch wei­te­re Anfahrts­we­ge in Kauf! Und ich bin froh und dank­bar, dass ich mir ent­spre­chen­de Gebühren/Benzinkosten noch leis­ten kann.

      • Tja, Jupp Schmitz, jeder nach sei­ner Façon. Ich bin auch froh, wenn ich nicht auf Auto­spu­ren auf der Stra­ße unter­wegs bin, son­dern eine eige­ne Spur fürs Fahr­rad­fah­ren habe.
        Ich hof­fe, sie kön­nen bald einen ÖPNV nut­zen, der nicht schmud­de­lig ist. Denn wie Sie ja rich­tig erkannt haben, ist der ein­zig wirk­sa­me Weg zur lebens­wer­ten Stadt eine dras­ti­sche Redu­zie­rung der Autos. Fah­ren, Par­ken etc. wird in Zukunft viel teu­rer wer­den, aber sicher kön­nen Sie ihre jet­zi­gen Pri­vi­le­gi­en noch eine Wei­le nutzen.

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