Früher war es mir egal, ob ein Café eine Wickelmöglichkeit hat, barrierefrei ist oder Spielzeug für Kinder bietet. Seit einigen Monaten ist das anders. Unser Sohn ist jetzt fünf Monate alt und zu Hause werden die Tage da wirklich lang zu zweit. Deshalb gehen wir gerne mindestens einmal am Tag raus und treffen uns mit anderen Mamis und Babys zum Quatschen und Spielen. Im Sommer waren die Rehberge da eine super Anlaufstelle. Wir konnten stundenlang gemeinsam spazieren gehen und zwischendurch Pausen zum Wickeln und Stillen auf Parkbänken einlegen. Mit Beginn der kalten Jahreszeit wurde das schwieriger und wir mussten auf drinnen ausweichen – das bedeutet, entweder zu Hause oder in einem Café bzw. Restaurant.
Ein Cafébesuch, das klingt wirklich nett. Aber was im Nachbarstadtteil Prenzlauer Berg kein Problem ist, gestaltet sich bei uns im Wedding wirklich schwierig: mit Baby ins Café. Es gibt kein einziges Eltern-Kind-Café im engeren Sinne und auch sonst lassen die meisten Lokale in Sachen Familienfreundlichkeit zu wünschen übrig. Was nicht heißen muss, dass die Lokalbetreiber per se keine Kinder mögen, lediglich die Ausstattung und Einrichtung ist nicht dafür konzipiert, Eltern mit Kleinkindern zu beherbergen. Dabei gibt es im Wedding immer mehr junge Familien aller Nationalitäten. In Sachen Kinderspielplätze hat unser Stadtteil auch einiges zu bieten und auch Krabbelgruppen, Familienzentren und Baby-Second-Hand Shops haben wir.
Weil sowohl mir als auch vielen Mamis, die ich kenne, ein gutes Familiencafé fehlt, haben wir uns in der letzten Zeit auf die Suche gemacht. Und sind tatsächlich ein paar Mal fündig geworden.
Unsere Kriterien für ein kinderfreundliches Café
Aber was muss ein Lokal eigentlich bieten, um „familienfreundlich“ zu sein? Für uns sind es folgende Kriterien, auf die wir geachtet haben: Wickelmöglichkeit sowie Ablagemöglichkeit für Babys / Kleinkinder, Barrierefreiheit sowie Platz für Kinderwagen, Spielzeugangebot und geringe Musikbeschallung.
Der Bioladen mit Café im Sprengelkiez
Im Bioladen gibt es nicht nur die besten selbstgebackenen Franzbrötchen, sondern auch eine richtig kinderfreundliche Ecke. Das Schaufenster wurde statt mit verkaufsfördernder Dekoration mit Decken und Kissen ausgestattet und bietet so eine Sitzmöglichkeit für Eltern, sowie eine Liege- und Krabbelfläche für Babys. Sogar an einen Spielebogen hat die Besitzerin gedacht. Für die älteren Kinder gibt es außerdem eine große Auswahl an Kinderbüchern und Spielzeug, zum Beispiel eine Holzeisenbahn oder eine Motorikschleife. Auch ein Kinderwagen findet problemlos seinen sicheren Platz und nebenbei kann man sogar noch einkaufen. Die kleine Stufe ist mit dem Kinderwagen leicht zu überwinden. Die Geräuschkulisse ist super für die Kleinen: nicht zu laut, aber durchaus interessant und ansprechend.
Einziger Wermutstropfen im Bioladen: es gibt keine richtige Toilette, geschweige denn eine Wickelstation für die Kleinsten.
Café Tassenkuchen in der Malplaquetstraße
Das „Tassenkuchen“ haben wir oft gehört als Antwort auf die Frage, ob jemand ein Familiencafé kennt. Also haben wir uns am Wochenende auch hierhin auf den Weg gemacht. Auch das Tassenkuchen ist kein Familiencafé per se, gibt sich aber große Mühe. Auf der Toilette gibt es zumindest eine Wickelunterlage – auch wenn das Wickeln dort mit einem einigermaßen mobilen Baby wirklich schwer ist. Der Schrank ist nämlich nicht tief genug, um das Baby der Länge nach hinzulegen und man hat dadurch alle Hände voll zu tun, dass es sich nicht um die eigene Achse dreht und runterfällt. Etwas eng ist es außerdem. Am Eingang ist nur eine kleine Stufe zu überwinden, für Kinderwägen ist dafür genug Platz und auch Spielzeug für größere Kinder ist vorhanden. Für Babys gibt es nicht wirklich eine Ablagemöglichkeit – was dem am nächsten kommt, ist eine sehr breite Bank an einem Tisch nahe des Eingangs. Dafür ist die Atmosphäre insgesamt sehr angenehm, ruhig und familiär.
Café Auszeit im Sprengelkiez
Unser absolutes Highlight auf der Suche nach einem familienfreundlichen Cafè im Wedding war das Café Auszeit. Hier sind (fast) alle unserer angesetzten Faktoren erfüllt: Es gibt eine Wickelstation auf der Toilette, sogar eine große Auswahl an Windeln ist vorhanden. Auch hier lässt sich die kleine Stufe an der Eingangstür mit Kinderwagen leicht überwinden, der dann einigermaßen Platz findet im Cafè. Es gibt genügend Sitzplätze auf breiten Couchen, wo auch unser Baby problemlos Platz fand. Noch dazu sind diese Plätze relativ weit hinten im Café und etwas abgeschirmt vom Rest, sodass auch Stillen kein Problem ist. Das einzige, was wir nicht entdecken konnten: Spielzeug. Dafür gibt es eine Auswahl an leckeren Kuchen und Torten und ein Special für Kinder auf der Speisekarte: Ein kostenloser Baby Latte. Das ist aufgeschäumte Milch mit Kakaopulver.
Wirklich traurig ist dagegen, dass das Café Auszeit im März 2016 nach Pankow umziehen muss. Die Immobilie wurde zwangsversteigert und der neue Besitzer möchte dort selbst einen Gastronomiebetrieb eröffnen. Wir hoffen ja sehr, dass er das familienfreundliche Mobiliar und die Atmosphäre beibehalten kann!
Tips von der Weddingweiser-Redaktion:
Das Kibo auf der Transvaalstraße im Afrikanischen Viertel bietet neben Kuchen, Eis und bequemer Atmosphäre auch für Kinder eine schöne Spielecke. Im ResOtto sowie im Schadé, beide im Sprengelkiez gelegen ist zwar wenig Platz, um mit dem Kinderwagen zu manövrieren, dafür bieten beide Orte ebenso eine größere Auswahl an Spielzeugen. Auch ein Besuch im Mueslicorn & Candy auf der Oudenarder Straße mit Kind und Kegel kann sich für Groß und Klein nicht nur wegen der Waffeln lohnen.
Text & Bild: Hanna
Mehr von Hanna gibt es auf dem Weddinger Familienblog rubbelbatz.de
[…] Öffentlichkeit scheint auch schon im Wedding angekommen zu sein. Die Diskussion rund um das Thema “Familienfreundlicher Wedding” hat das eindrucksvoll […]
Möchte vilmoskörte da zustimmen: Ich habe nicht gemotzt und bleib auch nicht zu Hause. Und nun frohe Weihnachten allen stillenden und nichtstillenden Leuten im Wedding.
Klara Bell, ich finde Deinen Originalkommentar ziemlich fies gegenüber stillenden Müttern. Ein Gedankenexperiment: Ersetz mal die “vielen Babys” und ihre “stillenden Mütter” aus Deinem Originalkommentar mit “Franzosen”, “Spaniern” oder meinetwegen “Senioren”. Wie glaubst Du , würden die sich fühlen, wenn Du schreibt, dass Du nicht von ihresgleichen umgeben sein will? Besonders gemein ist der Kommentar, weil er der erste unter einem Artikel für junge Mütter ist, die sich wahrscheinlich erst Mal freuen, wenn sie einen Artikel über kinderfreundliche Cafés lesen. Dann kommt Dein Kommentar, in dem Du schreibst, dass Du von Müttern und ihren Babys nicht umgeben sein willst. Ich finde das sehr taktlos.
Deine Reaktion darauf lässt jedoch ebenfalls einigest an Takt zu wünschen übrig. Honi soit qui mal y pense.
Was ist mit dem Eiscafé Kibo auf der Transvaalstraße? Da gibt es Spielsachen, Kinderbücher, Wickelkommode und eine Vitrine voll Eis! Und die Musik ist auch immer leise! Einfach mal vorbeischauen und ausprobieren!
Ich bin eigentlich ganz froh, dass es im Wedding nicht so zugeht wie in Prenzlauer Berg – wenn ich im Cafe sitze, möchte ich nicht von vielen Babys und ihren stillenden Müttern umgeben sein – dann höre ich lieber Musik.
Babies stören Dich? Es ist ganz schon hart als Mama oder Papa alleine zu Hause mit so einem kleinen Menschen. Da ist man besonders im Winter dankbar für Orte, an denen man ein Baby dabei haben kann. Du warst übrigens auch mal eins. Kleine Menschen sind Teil des Lebens und der Welt. Stillen ist normal – finde Dich damit ab, oder bleib halt zu Hause und hör Musik und motz nicht rum.
Warum wirst Du gleich ausfallend, wenn dir eine Meinung nicht gefällt?