Der Name deutet es schon an – das Nordufer liegt am Wasser. Kaum eine andere Weddinger Straße deckt ein so breites Spektrum an ungewöhnlichen Bauwerken ab: von einer Schleuse über ein historisches Freibad, eine Krankenhausstadt, ein Mausoleum für einen weltberühmten Forscher, über eine denkmalgeschützte Wohnanlage bis hin zu einem „Café Achteck“.
Seit 1870 trägt die Straße, die heute in mehrere Teilstücke getrennt ist, ihren Namen. Sie beginnt an einem Parkplatz direkt neben der Schleuse Plötzensee und vor dem St. Johannis- und Heiland-Kirchhof, der in Zukunft Teil der Parks rund um den Plötzensee werden wird. Schon seit 2002 werden keine Bestattungen mehr durchgeführt. Wer sich noch stärken möchte: mit dem „Kastaniengarten“ befindet sich hier im Grünen ein bayerisch anmutender Biergarten.
Eingeklemmt zwischen Schiffahrtskanal und Plötzensee ist das Nordufer ein besonders grünes Stück vom Wedding. Sport- und Tennisplätze, das Jugendgästehaus Nordufer und das Freibad Plötzensee weisen darauf hin, dass es in dieser idyllischen Randlage eher um Freizeit geht. Weiter geht es am Kanal erst nach Überquerung der vielspurigen Seestraße, die hier in die Stadtautobahn A 100 übergeht. Für Radfahrer und Fußgänger gibt es am wäldchenartigen Eckernförder Platz den geteerten Radfernweg Berlin-Kopenhagen; die Straße Nordufer wird hier jedoch unterbrochen. Erst wenn die Sylter Straße am Virchowklinikum auf den Kanal trifft, gibt es wieder ein „Nordufer“. Auf der anderen Kanalseite erstrecken sich Tanks und Lagerhäuser des Westhafens und deuten an, dass die Großstadt ganz nah liegt.
Hier wird’s bürgerlich
Spätestens ab der Föhrer Brücke ist klar: die vielen Krankenhausgebäude, das Kraftwerk Moabit und das Robert-Koch-Institut beweisen, dass wir endgültig mitten in Berlin angekommen sind. Ein schönes efeuumranktes Backsteingebäude (gebaut 1900) beherbergt das 1891 gegründete, weltweit renommierte Robert-Koch-Institut für Virologie und Mikrobiologie. Sein Direktor Robert Koch hatte den Tuberkulose-Erreger entdeckt und 1905 den Nobelpreis erhalten. Er wurde 1910 in einem Mausoleum auf dem Institutsgelände beigesetzt. Dieses ist leider nicht öffentlich zugänglich.
Gleich hinter der nächsten Straße, der Buchstraße, beginnt eine 200 Wohnungen umfassende genossenschaftliche Wohnanlage. 1904⁄05 wurde die Siedlung errichtet, die über drei Hofgärten verfügt. Über Erker, Balkone und Fassadenschmuck verfügt der Fünfgeschosser im Überfluss. Auch gab es Gemeinschaftseinrichtungen wie eine Bäckerei, ein Kindergarten und eine Bibliothek.
Sehen und gesehen werden
Überhaupt wird die großbürgerlich anmutende Straße spätestens ab hier zur Flaniermeile für Sonntagsspaziergänge am Wasser. Die schön renovierten Altbauten haben Vorgärten und sehen auch sonst gepflegter aus als in vielen anderen Straßenzügen des Wedding. Wo die Torfstraße und die Kiautschoustraße auf das Nordufer treffen, ist ein schöner verkehrsberuhigter Platz entstanden. Bis zum Krieg gab es hier sogar eine Brücke in Richtung Moabit. Seit den 1980er Jahren haben Fußgänger und Radfahrer mit dem Torfstraßensteg wieder eine Querungsmöglichkeit über den Kanal, von der sich die ansprechende Szenerie des Nordufers gut beobachten lässt. Rund um die Kreuzung gibt es mit dem traditionsreichen „Deichgraf“, dem „Fünfundsechzig“ und dem Vicino zahlreiche Einkehrmöglichkeiten. Hier geht das verkehrsberuhigte Nordufer direkt in den Pekinger Platz über – eine kleine Grünanlage mit einem „Café Achteck“. So werden die noch verbliebenen 30 öffentlichen Pissoirs bezeichnet, die es früher an vielen Ecken Berlins gab. Ein kleiner Spielplatz, einige fest installierte Sportgeräte und ein paar Büsche und Bäume machen hier das Nordufer zu einem beliebten Ausflugsziel für Sonntagsspaziergänge. Außerdem können Flaneure hier unmittelbar ans Kanalufer hinabsteigen, wo es einen schmalen Pfad gibt. Bei schönem Wetter ist das ganze Gebiet einer der “Hotspots” im Wedding.
Ab der Ecke Samoastraße wird das Nordufer wieder zu einer ganz normalen Wohngebietsstraße. Doch ab der Ecke Lynarstraße ist das letzte Stück Nordufer gesperrt. Wegen des Baus der S‑Bahn-Linie 21 wurde die parallel verlaufende Tegeler Straße unterbrochen. Der Verkehr fließt jetzt übers Nordufer, aber die Straße bleibt, was sie ist: eine der entspanntesten des ganzen Wedding.
Hallo liebe Anwohner des Nordufer in Berlin-Wedding
kann mit irgend jemand eine Information über die stillgelegten Kita am Nordufer 10–11 geben? Wer ist für das Gebäude zuständig? Ich möchte diese Kita mit einem tollen Konzept und Einbindung des Kiezes neu eröffnen und gestalten.
Zahlreich Infos währen total schön und würden mir helfen etwas tolles zu gestalten.
Vielen Dank, Micha
An dem Artikel ist leider der Zahn der Zeit vorübergegangen! Die beiden erwähnten Lokalitäten „Lindengarten“ und „Ufer-Cafe“ haben längst ihre Tore geschlossen…
Wo war die Kneipe,in der „Manuela“ ihre Karriere startete?
Die erwähnte Brücke über den Kanal existierte noch lange nach dem Krieg, ca bis in die späten 80 er
[…] doch im letzten Jahr brachte die Organisatorin Sabrine Pützer den Markt regelmäßig ans Nordufer zurück. Für viele Weddinger gibt es nichts Schöneres, als an einem Sommersonntag am […]
sehr hübsch auch die grafitti Schmierereien am cafe Achteck.
[…] https://weddingweiser.de/2015/11/16/nordufer-immer-am-kanal-lang-die-entspannteste-strass… […]
[…] doch im letzten Jahr brachte die Organisatorin Sabrine Pützer den Markt regelmäßig ans Norduferzurück. Für viele Weddinger gibt es nichts Schöneres, als an einem Sommersonntag am […]
Eine schöne Würdigung für das Nordufer. Als Junge in den Fünfzigerjahren bin ich ich oft den damals noch vorhandenen Treidelweg entlang gestreift und hab nach Krebsen Ausschau gehalten. Damals gab es auch noch die Reederei David mit ihren zwei Schiffen “Rheinland” und “Heimat” die kurz vorm Nordhafen lagen. Die Ostergemeinde mit ihrem Pfarrer v.Bargen machte in jedem Jahr eine sehr beliebte “Dampferfahrt”.
Noch eine interessante Anmerkung: Was verbindet das heutige Ausländeramt, ehem. Auerwerke, und das Kraftwerk Moabit, beide dem Nordufer gegenüber zu sehen, mit der Gedächtniskirche? Die Architekten. Schächten hat die alte Gedächtniskirche und das Kraftwerk gebaut – Eiermann die Auerwerke und die neue Kirche. Freue mich auf neue WW-Artikel. H.
Schreibfehler: Der Architekt vom Kraftwerk Moabit u alter Ged.Kirche ist Franz Schwechten.
Weiß eigentlich jemand Genaueres über den Bau der S‑Bahn usw.???