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Wedding hilft: Viele wollen den Flüchtlingen helfen

14. April 2015
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Heike Salchli (mitte) von Revolver Publishing bringt Bücher für eine kleine Bibliothek in die Notunterkunft Gotenburger Straße.
Hei­ke Salch­li (mit­te) von Revol­ver Publi­shing bringt Bücher für eine klei­ne Biblio­thek in die Not­un­ter­kunft Goten­bur­ger Stra­ße. Foto: Domi­ni­que Hensel

Der Wed­ding gilt als gefähr­lich und pro­ble­ma­tisch oder wahl­wei­se auch als krea­tiv und authen­tisch. Seit ver­gan­ge­nen Herbst tritt eine wei­te­re Eigen­schaft zuta­ge: der Wed­ding ist hilfs­be­reit. Als im Herbst 2014 die ers­ten Flücht­lin­ge in den Stadt­teil kamen, war sich die Nach­bar­schaft schnell einig: den Men­schen, die vor Krieg und Ver­trei­bung geflo­hen sind, muss gehol­fen wer­den. Als die Fabrik Oslo­er Stra­ße dann im Novem­ber zu einem ers­ten Ver­net­zungs­tref­fen ein­lud, kamen mehr als 130 Men­schen. Das Unter­stüt­zer­netz­werk „Wed­ding hilft“ war gebo­ren. Inzwi­schen ist die Initia­ti­ve der Anlauf­punkt für einen sehr hilfs­be­rei­ten Wedding.

In den bei­den Not­un­ter­künf­ten in der Goten­bur­ger Stra­ße und in der Pank­stra­ße sind der­zeit 330 Flücht­lin­ge unter­ge­bracht. Die Bewoh­ner der Erst­auf­nah­me­ein­rich­tun­gen ste­hen im Zen­trum der Bemü­hun­gen von Anwoh­nern und Initia­ti­ven aus der Nach­bar­schaft. „Wir wol­len nicht die Arbeit der Not­un­ter­künf­te erset­zen. Doch die Ein­rich­tun­gen haben zu wenig Per­so­nal und des­halb ver­su­chen wir, zu unter­stüt­zen“, erklärt Felix Fuhg, einer der Grün­dungs­mit­glie­der von „Wed­ding hilft“. In enger Abstim­mung mit der Arbei­ter­wohl­fahrt (AWO), die die bei­den Not­un­ter­künf­te betreibt, ver­sucht das Netz­werk, die vie­len Hilfs­an­ge­bo­te zu koordinieren.

Run­der Tisch ist ers­ter Anlauf­punkt für Unterstützer

Erstes Treffen von “Wedding hilft”.
Ers­tes Tref­fen von “Wed­ding hilft”. Foto: Sol­di­ner Kiez Kurier

„Wir waren über­rascht von der Reso­nanz. Schon beim ers­ten Tref­fen kamen so vie­le Leu­te“, sagt Felix Fuhg, der wie alle ande­ren in sei­ner Frei­zeit und ehren­amt­lich für die Initia­ti­ve tätig ist. Nach­ge­las­sen hat das Inter­es­se bis­her nicht. Zu den monat­li­chen Tref­fen von „Wed­ding hilft“ kom­men stets er mehr als 50 Menschen.

Immer wie­der kom­men neue Nach­barn dazu. Sie wol­len Klei­dung spen­den, Will­kom­mens­fes­te orga­ni­sie­ren, Sprach­un­ter­richt für die Flücht­lin­ge anbie­ten, Kin­der betreu­en oder mit den Flücht­lin­gen kochen. Die Ideen sind zahl­reich und viel­fäl­tig. „Wir haben uns inzwi­schen in Arbeits­grup­pen (AG) orga­ni­siert“, erklärt Felix Fuhg. Es gibt die AGs Sport, Spen­den, Fes­te, Ämter, Spra­che und eine Orga­ni­sa­ti­ons-AG, wobei in jeder Grup­pe etwa zehn Men­schen mit­ar­bei­ten. Bei den monat­li­chen Run­den Tischen tau­schen sich die AGs aus. „Außer­dem ist der Run­de Tisch der ers­te Anlauf­punkt für Inter­es­sier­te“, sagt Felix Fuhg.

Initia­ti­ve ver­öf­fent­licht Bedarfs­lis­ten für Unterkünfte

Ankommen im WeddingDie Auf­ga­ben sind Viel­fäl­tig. „Wir ver­öf­fent­li­chen bei­spiels­wei­se Bedarfs­lis­ten auf der Web­site, holen Spen­den ab, sor­tie­ren die gespen­de­te Klei­dung, besor­gen Klei­der­stan­gen zur Auf­be­wah­rung und vie­les mehr“, erklärt Felix Fuhg. Kürz­lich gab es ein Früh­lings­fest für die Flücht­lin­ge, ein ande­res Mal wur­de auf dem Hof gemein­sam Sport gemacht, Weih­nach­ten gab es ein gro­ßes Weihnachtsessen.

Rund um den Unter­stüt­zer­kreis fin­den vie­le klei­ne, teils pri­va­te Mini­ak­tio­nen statt. So ver­mit­telt Anna Asfan­di­ar von der Nach­bar­schafts­Eta­ge der Fabrik Oslo­er Stra­ße Paten für die Flücht­lin­ge. Der bi’­bak e.V. in der Prin­zen­al­lee 59 lädt jeden zwei­ten Frei­tag zum inter­kul­tu­rel­len Mit­tags­tisch ein – gekocht wird von Flücht­lin­gen aus der Unter­kunft in der Goten­bur­ger Stra­ße. Eine enga­gier­te Nach­ba­rin, eine Jour­na­lis­tin, über­zeug­te den Ver­lag Revol­ver Publi­shing aus dem Prenz­lau­er Berg, 70 Kunst­bü­cher für eine klei­ne Biblio­thek in der Unter­kunft Goten­bur­ger Stra­ße zu spen­den. Sie konn­te außer­dem Möbel­bau­er Rafa­el Hor­zon aus der Prin­zen­al­lee gewin­nen, Rega­le zur Ver­fü­gung stell­te. Aktio­nen wie die­se sind rund um die Wed­din­ger Not­un­ter­künf­te All­tag. Fast täg­lich hal­ten Lie­fer­wa­gen vor der Tür, um den Flücht­lin­gen zu brin­gen, was die Wed­din­ger ihnen aus Hilfs­be­reit­schaft geben wol­len, um sie will­kom­men zu heißen.

Der nächs­te Run­de Tisch von „Wed­ding hilft“ fin­det am 21. April um 19 Uhr in der Prin­zen­al­lee 58 statt.

www.wedding-hilft.de

Text: Domi­ni­que Hensel

Dominique Hensel

Dominique Hensel lebt und schreibt im Wedding. Jeden zweiten Sonntag gibt sie hier den Newsüberblick für den Stadtteil. Die gelernte Journalistin schreibt für den Blog gern aktuelle Texte - am liebsten zu den Themen Stadtgärten, Kultur, Nachbarschaft und Soziales. Hyperlokal hat Dominique es auf jeden Fall am liebsten und beim Weddingweiser ist sie fast schon immer.

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