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Der Park am Gesundbrunnen:
Was ihr (vielleicht) noch nicht über den Humboldthain wusstet

9. Oktober 2021
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Der Hum­boldt­hain ist der ältes­te Park des Wed­ding, da er schon 1869–76 nach Plä­nen von Gus­tav Mey­er ange­legt wur­de. Er wur­de aber immer wie­der ver­än­dert und vor allem durch den Zwei­ten Welt­krieg in Mit­lei­den­schaft gezo­gen. Heu­te sieht er ganz anders aus als zu sei­ner Ent­ste­hungs­zeit. Wir stel­len euch ein paar Fak­ten rund um die­sen Park vor. Und ihr erfahrt, was der Plum­pen­pi­ckel ist. 

  • Der Namens­ge­ber Alex­an­der von Hum­boldt, an des­sen 100. Geburts­tag die Bau­ar­bei­ten began­nen, wur­de bereits 1888 mit einem im Krieg zer­stör­ten Denk­mal von Her­mann Mäch­tig geehrt, das aus Find­lin­gen bestand. Die Find­lin­ge lie­gen noch im Park ver­teilt. In der Nähe wur­de 1952 eine Muschel­kalk­ste­le mit einem Bild­nis­re­li­ef Hum­boldts (Künst­ler. Karl Wen­ke) aufgestellt.
  • Nach Hum­boldts Idea­len wur­de der Park mit Ele­men­ten eines Bota­ni­schen Gar­tens ange­legt; die Gehöl­ze und Bäu­me waren aus ver­schie­de­nen Kon­ti­nen­ten zusam­men­ge­tra­gen. Es gab auch ein Viva­ri­um für Rep­ti­li­en und Amphi­bi­en, das besich­tigt wer­den konn­te. Die geo­lo­gi­sche Wand mit Gestei­nen aus ganz Euro­pa wur­de jedoch 1912 in den neu­en Bota­ni­schen Volks­park in Blan­ken­fel­de ver­legt, wo sie noch heu­te steht. 
  • An der Stel­le der zer­stör­ten Himm­elfahrts­kir­che, die am Ost­rand des Parks lag, wur­de ein Rosen­gar­ten im Stil eines ita­lie­ni­schen Renais­sance­gar­tens ange­legt. An Denk­mä­lern schmü­cken den Gar­ten die Bron­ze­grup­pe „Dia­na“ oder „Jagen­de Nym­phe“ von Wal­ter Schott aus dem Jahr 1929, die 1953 von der AEG gestif­tet wur­de. Außer­dem gibt es einen Brun­nen mit einer Biberskulptur.
  • Den gra­vie­rends­ten Ein­griff in den Park gab es im Zwei­ten Welt­krieg, als dort zwei Hoch­bun­ker ange­legt wur­den, einen Gefechts­bun­ker mit vier Eck­tür­men und einen Leit­bun­ker. Nach dem Krieg wur­den die­se Beton­bun­ker gesprengt und mit Hil­fe einer Trüm­mer­bahn mit 1 Mio. Kubik­me­ter Schutt bedeckt, aber der nörd­li­che Bun­ker ist teil­wei­se erhal­ten geblie­ben. Sei­ne zwei Eck­tür­me bil­den die 85 Meter hohe Hum­boldt­hö­he, heu­te der höchs­te Berg des Wed­ding mit einer Aus­sichts­platt­form (groß­ar­ti­ges Pan­ora­ma Rich­tung Wes­ten, Nor­den und Osten!). Die nicht ver­schüt­te­te Bun­ker­nord­wand ist Klet­ter­ge­biet des Deut­schen Alpenvereins.
  • Auf dem nord­öst­li­chen Flak­turm steht die Alu­mi­ni­um­skulp­tur “Mahn­mal der Deut­schen Ein­heit”, die der Künst­ler Arnold Schatz gestal­tet hat und die 1967 errich­tet wur­de. Ihr Ber­li­ner Spitz­na­me ist Plum­pen­pi­ckel. Plum­pe ist die volks­tüm­li­che Bezeich­nung für den Gesundbrunnen. 
  • Der süd­li­che Trüm­mer­berg wur­de mit einer lang­ge­zo­ge­nen Rodel­bahn ver­se­hen. An sei­nem Rand ent­stand die neue Himmelfahrtskirche. 
  • Erst in den 1930er-Jah­ren ent­stand der S‑Bahnhof Hum­boldt­hain, als der Nord­süd-Tun­nel der Ber­li­ner S‑Bahn ange­legt wur­de. Zuvor gab es dort schon die Glei­se der Ber­lin-Stet­ti­ner Eisen­bahn. Unge­wöhn­lich ist das sie­ben­sei­ti­ge Emp­fangs­ge­bäu­de an der Wiesenstr./Hochstraße nach Plä­nen von Richard Brademann. 
  • Der ers­te Park­spiel­platz Ber­lin befand sich im Hum­boldt­hain. Der Ori­gi­nal­spiel­platz ging zwar ver­lo­ren, dafür aber ent­stand am Rand des Parks in den 1950er-Jah­ren ein Som­mer­bad, das sich noch heu­te größ­ter Beliebt­heit erfreut – und das nicht nur bei Kindern. 
  • Ein eher skur­ri­les Bau­werk ist ein run­der Beton-Pavil­lon aus dem Jahr 1963 auf einer Anhö­he am nord­öst­li­chen Park­rand, der ein biss­chen wie eine Raum­kap­sel wirkt. Innen hat er in der Mit­te eine Öff­nung zum Him­mel. Der Künst­ler Ger­hard Schult­ze-See­hof gestal­te­te ver­schie­de­ne Kunst­wer­ke, auch im Wed­ding, von denen die Trüm­mer­säu­le auf dem Max-Josef-Metz­ger-Platz das bekann­tes­te ist. 

weddingweiserredaktion

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2 Comments Leave a Reply

  1. Der Beton­pa­vil­lon wirkt weni­ger skur­ril, wenn man bedenkt, dass er als eine Art Pla­ne­ta­ri­um gedacht war. Mit­te der 1960er Jah­re, als der Pavil­lon noch recht neu war, ging unser Grund­schul-Klas­sen­aus­flug in den Hum­boldt­hain. Dabei wur­de uns gezeigt, dass dort in der Kup­pel der Ster­nen­him­mel als Mosa­ik abge­bil­det war.
    Davon ist heu­te, wahr­schein­lich durch Van­da­lis­mus, lei­der nichts mehr zu erkennen…

  2. Nahe des Hum­boldt­ste­ges, der über die S‑Bahngleise hin­weg den Hum­boldt­hain mit der Hoch­stra­ße ver­bin­det, befin­det sich am Fuße des Bun­kers eine von einem hohen, grü­nen Zaun ein­ge­fass­te Trep­pe, die in Rich­tung der Glei­se eine Böschung hin­ab führt. Was ist das? Weiß das jemand? Seit­lich ange­brach­te Stre­ben ver­lei­hen dem Zaun Sta­bi­li­tät und mili­tä­ri­sches Aus­se­hen. Ist die Trep­pe Teil des Bun­kers? (Ich habe sie nebst Zaun foto­gra­fiert, kann die­sem Kom­men­tar aber kei­ne Datei anhängen.)

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