Zweiter Teil unserer Reihe “Vier Fragen zur BerlinWahl” (Hier zu eins Wohnen und drei Verwaltung). Direktkandidaten aus Wedding und Gesundbrunnen sprechen für ihre Parteien zu drängenden Themen. Heute die Verkehrspolitik. Aus dem Wahlkreis 6 (Soldiner Kiez und Gesundbrunnen) antworten in alphabetischer Reihenfolge des Nachnamens Stefan Böhme (Linke), Tuba Bozkurt (Grüne), Cem Erkişi (CDU) und Melis Yeter (SPD).
Frage: Artikel zum Verkehr rufen regelmäßig viele und oft auch heftige Reaktionen hervor. Was sind beim Verkehr Ihrer Meinung nach für den Wedding die nächsten richtigen Schritte und wofür steht Ihre Partei hier allgemein?
Stefan Böhme von der Partei die Linke
Die Reaktionen sind verständlich, weder wird die Verkehrsinfrastruktur den Bedarfen der gewachsenen Stadt noch den Anforderungen einer klimagerechten Verkehrspolitik gerecht. Der Ausbau des ÖPNV, sowie Fahrrad- und Fußverkehrsinfrastruktur gehen viel zu langsam voran. Insbesondere einkommensschwache Bevölkerungsgruppen leiden unter Lärm und schlechter Luftqualität.
Das unter R2G eingeführte Mobilitätsgesetz hat genau diese Probleme in den Blick genommen und ein starkes Programm zum Umbau aufgelegt. Wir müssen gemeinsam die Verkehrswende voranbringen. Es bedarf einer menschengerechten Umgestaltung viel befahrener Straßen zur Steigerung der Lebensqualität, genauso wie in den umliegenden Kiezen. Dazu gehören Kiezblocks UND gute Parkmöglichkeiten aber definitiv keine Autobahn durch Wohngebiete.
Tuba Bozkurt von der Partei die Grünen
Verkehr betrifft alle Menschen, daher ist es gut, dass sich viele Menschen an den Debatten beteiligen. Mir ist wichtig, die klimapolitische Notwendigkeit einer zügigen Mobilitätswende aufzuzeigen. Die Fragen der Gerechtigkeit für nachkommende Generationen sowie die der Flächenverteilung des öffentlichen Raums, sind zentral.
In den Bereichen Schulwegsicherheit, sichere Fahrradwege und Verkehrsberuhigung arbeiten wir im Wedding weiter: Für einige Grundschulen haben wir einen BVV-Antrag gestellt und bauen auf breite Zustimmung. Auch im Gesundbrunnen werden laut Bezirksamt geschützte Fahrradwege entstehen. Der Kiezblock im Bellermannkiez wird bald vervollständigt und der dort entstehende Raum weiter gemeinschaftlich entwickelt. Bei allem verkehrspolitischen Tun steht der Mensch im Mittelpunkt.
Cem Erkişi von der Partei CDU
Der Wedding und der Gesundbrunnen brauchen dringend sichere Straßenkreuzungen für Radfahrer und Fußgänger. Außerdem muss endlich ein Radschnellweg, zum Beispiel an der Panke entlang, ausgebaut werden. Falsch abgestellte und im Weg stehende E‑Roller sollten eine Strafzahlung nach sich ziehen. Die sichere Verkehrsführung für alle Teilnehmer darf aber nicht zu einer Reduktion der zur Verfügung stehenden Parkplätze um 50 Prozent führen. Diese sozial ungerechte Forderung trifft gerade unseren Bezirk, in dem das Auto als bescheidener Wohlstand und Komfort für die Menschen gilt. Das Auto muss als Fortbewegungsmittel anerkannt bleiben. Die Vielfalt auf den Straßen muss erhalten bleiben. Nur so ist eine soziale und gerechte Verkehrswende denkbar. Dafür steht die CDU.
Melis Yeter von der Partei SPD
Täglich bewegen wir uns. Wir gehen arbeiten, einkaufen, fahren zur Schule oder zum Arzt. Dabei wird deutlich: Unsere Straßen sind nicht gerecht verteilt und decken nicht alle unsere Bedürfnisse ab. So kommt es zu vielen Konflikten, die gelöst werden wollen. Doch wie? Indem wir den Durchgangsverkehr vermindern und aus den Straßen, in denen wir wohnen, heraushalten. So gibt es weniger Lärm und Abgase, die uns krank machen. Wir brauchen überall sichere, vernetzte Fahrradwege. Ich kämpfe für einen Fahrradweg vom Nettelbeckplatz bis zum S‑Bahnhof Wollankstraße. Ob an der Andersen Grundschule oder der Gesundbrunnen Grundschule – wir brauchen sichere Schulwege für alle Kinder. Dazu gehören auch lange Ampelphasen und gut beleuchtete Straßen. Dafür werben die SPD und ich am 12.02. um Ihre Stimme.
Über mich
Stefan Böhme (Linke): 1987 in Pankow geboren und lebe seit 15 Jahren im Wedding. Ich bin Ingenieur für Erneuerbare Energietechnik, arbeite in der Solarindustrie.
Tuba Bozkurt (Grüne): Pfälzisch-hessisch-norddeutsche Migrationsgeschichte. Im Abgeordnetenhaus direkt für den Gesundbrunnen, deine Stimme für mehr Gerechtigkeit.
Cem Diyar Erkişi (CDU): Ich bin 41 Jahre alt, Familienvater, beruflich Erzieher und Personalrat. Ich bin außer dem noch Gewerkschafter.
Melis Yeter (SPD): Ich bin gebürtige Weddingerin. Als Ihre Abgeordnete möchte ich mit Ihnen zusammen den Gesundbrunnen und den Soldiner Kiez gut voranbringen.
Der Wahlkreis 6
2021 gewann den Wahlkreis 6 Tuba Bozkurt (Grüne) mit 29,8 Prozent. Es folgte Simon Böhme (Linke) mit 22,2 Prozent. Melis Yeter (SPD) erreichte 20,9 Prozent, Cem Erkişi (CDU) 8,6 Prozent.
Der Wahlkreis 6 umfasst den Soldiner Kiez, den Gesundbrunnen, Pankstraße und den Kiez rund um ExRotaprint.
Zur Reihe
In vier Beiträgen jeweils an den Montagen vor dem Wahltermin am 12. Februar stellen wir die Direktkandidaten der größeren Parteien vor. In jedem Artikel stellt der Weddingweiser eine Frage, vier Politiker antworten. Die Reihenfolge der Antworten erfolgt alphabetisch nach dem Nachnamen, auf diese Weise ist in den vier Beiträgen jede Partei einmal auf Platz eins/“vorn”.
Bildnachweis:
1. Stefan Böhme – Foto: Die Linke
2. Tuba Bozkurt – Foto: Die Grünen
3. Cem Erkişi – Foto: CDU
4. Melis Yeter – Foto: Nora Börding
5. Wahlkreiskarte – Amt für Statistik Berlin Brandenburg