04.09.2020 Wenn sich in den zuständigen Behörden bei der Verkehrswende für den Wedding vieles im Kreis dreht und nur wenig vorwärts geht, dann geht es dem einen noch immer viel zu schnell und dem anderen extrem zu langsam. Nur wenige Themen spalten die Gesellschaft derart stark. Aber woran liegt es, dass im Wedding die Radwege nicht aufploppen, während andere Bezirke zahlreiche temporäre Radwege einrichten?
Warum es nicht gehen soll
Die Abgeordnete Maja Lasić von der SPD hat im Juli beim Senat nachgefragt und diese Antworten erhalten: Auf der Müllerstraße ist ein Radweg zwar noch nicht da, aber es wird über eine neue Aufteilung der Spuren nachgedacht. „Die bisherige Verkehrsanlagenplanung zur Müllerstraße wird aktuell auf Grundlage des Berliner Mobilitätsgesetzes überarbeitet.“ Zunächst hatte der Bezirk nicht eine durch Poller geschützte eigene Fahrradspur geplant. Damit diese Protected Bike Lane kommen kann, wird nun neu geplant. Probleme bereitet dabei, dass „die bauliche Verschmälerung des bisher breiten Mittelstreifens erforderlich“ ist. Weitere Schwierigkeit: „Die Müllerstraße ist im Randstreifen eng mit Ladezonen, Taxiständen und Bushaltestellen belastet.“
Für die Badstraße gibt es „noch keine konkreten Planunterlagen“. An dieser Stelle wird noch abgewartet, ob und wie der Panke-Trail, eine Radschnellverbindung von Mitte nach Buch, die Geschäftsstraße queren soll. Mit anderen Worten: Hier wird bis zu einem fertigen Radweg noch viel Zeit vergehen. Auch bei der Brunnenstraße wird absichtsvoll gewartet. Weil „weitgehend Schrägparken auf dem Gehweg keine verkehrssichere Umsetzung von Radverkehrsanlagen“ erlaubt, will der Bezirk warten, bis die Parkraumbewirtschaftung kommt. 2021⁄22 könnte wegen der Parkzone der Parkdruck nachlassen und damit könnten Parkplätze wegfallen. Das soll dann „geprüft“ werden. Als einigen Radfahrern die Geduld riss und sie eigenmächtig in einer nächtlichen Aktion eine Fahrspur als Radweg ummarkierten, sprach das Bezirksamt auf Twitter von Sachbeschädigung.
Extra-Spur für M27
Für heftige Töne in sozialen Netzwerken sorgen auch neue Busspuren. Auf der Prinzenallee zwischen Badstraße und Osloer Straße soll auf einer Länge von 400 Metern bis 2021 eine exklusive Spur für den für Verspätungen anfälligen Bus M27 kommen. Der Beschluss dazu stammt vom 13. September 2019. Probleme hier: „Es müssen dafür Schwerbehindertenplätze versetzt bzw. entfernt werden, und eine Radverkehrsanlage muss entfernt werden.“
Der Text stammt aus der Weddinger Allgemeinen Zeitung, der gedruckten Zeitung für den Wedding. Wir danken dem RAZ-Verlag.