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Namhafte Marken :
Vergessene Unternehmen aus dem Wedding

Hier wurden nicht nur Elektrotechnik, Glühbirnen und Lokomotiven gebaut.
28. September 2020

Der Wed­ding war einst DER Arbei­ter­be­zirk im Nor­den Ber­lins. Klar, dass hier vie­le nam­haf­te Unter­neh­men mit Welt­ruf pro­du­ziert haben. Aber es gibt auch klang­vol­le Namen, mit denen jeder in Ber­lin frü­her etwas anfan­gen konn­te – die heu­te fast ver­ges­se­ne Fir­men sind.

Wir rufen sie wie­der ins Gedächt­nis – eine einst bekann­te Super­markt­ket­te, Scho­ko­la­de (die jedes Kind kann­te) oder eine Brotmarke. 

Drei vergessene Unternehmen

Meyer

Der Gewerbehof in der Wattstraße.
Foto: Bea­te Heyse

Der Gewer­be­hof in der Watt­str. 11 – 12 in Gesund­brun­nen hat Geschich­te geschrie­ben: Mit­te des 19. Jahr­hun­derts befand sich dort der Sitz des von Bethel Hen­ry Strous­berg gegrün­de­ten Schlacht- und Vieh­ho­fes. Nach dem Zwei­ten Welt­krieg ließ die Her­mann Mey­er AG dort Ver­wal­tungs­ge­bäu­de für ihre Fir­ma errich­ten. Den Slo­gan “Kei­ne Fei­er ohne Mey­er” kann­te ganz Ber­lin. Spä­ter wan­del­te sich das Unter­neh­men in eine rei­ne Lebens­mit­tel­han­dels­ket­te mit über 100 Filia­len in West-Ber­lin – vie­le davon mit der damals noch inno­va­ti­ven Selbst­be­die­nung. 1986 fusio­nier­te Mey­er unter dem Dach des neu­en Eigen­tü­mers Dr. Oet­ker mit dem Kon­kur­ren­ten But­ter Beck zur Mey­er-Beck Han­dels KG. ZU dem zeit­punkt war der Sitz aber schon nicht mehr im Wed­ding. In einem Teil die­ser Gebäu­de hat­te übri­gens die taz von 1979 bis 1989 ihre ers­ten Redak­ti­ons­räu­me, bevor sie nach Kreuz­berg umge­zo­gen ist.

Hildebrand

Möbel Kraft

Den Namen Hil­de­brand Scho­ko­la­de kann­te frü­her jedes Kind. Seit 1888 pro­du­zier­te das, 1817 als Laden- und Pro­duk­ti­ons­stät­te an der Span­dau­er Stra­ße gegrün­de­te, Unter­neh­men an der Pank­stra­ße 34 bis 37. Dort, wo sich heu­te Media Markt und Möbel Kraft befin­den. Berühmt war die Hil­de­brand-Scho­ko­la­de für die bun­ten Sam­mel­bild­chen, die man in Alben kle­ben konn­te – der Vor­läu­fer der Pani­ni-Hef­te. 1935 geriet die Scho­ko­la­den­fa­brik in Schwie­rig­kei­ten, über­leb­te aber; auch dank der “Scho-Ka-Kola”, einer mit Kof­fe­in ange­rei­cher­ten Scho­ko­la­de. Sie wur­de spä­ter teil­wei­se als “Flie­ger­scho­ko­la­de” bezeich­net – die gesam­te Pro­duk­ti­on war ab 1939 für das Mili­tär bestimmt. Die Fabrik wur­de im Krieg zu 80 Pro­zent zer­stört. Nach dem Krieg pro­du­zier­te Hil­de­brand in Mari­en­fel­de wei­ter, bis die Fir­ma in der heu­ti­gen Stollwerck AG auf­ging. Und Scho-Ka-Kola? Gibt es noch immer.

Wittler

Vergessene Unternehmen: Wittler Brot in der Maxstraße

Von vie­len wird beklagt, dass es im Wed­ding fast nur noch Auf­back­brot gibt. Kein Wun­der, wur­de hier doch das indus­tri­el­le Brot­ba­cken erfun­den. 1898 grün­de­te Hein­rich Witt­ler an der Ecke Müllerstraße/Utrechter Stra­ße eine Bäcke­rei, die 1908 in die Max­stra­ße  umzog. Nach dem Ers­ten Welt­krieg wur­de Witt­ler der größ­te Brot­pro­du­zent Euro­pas mit zeit­wei­lig bis zu 2.000 Ange­stell­ten. Die­se lie­fer­ten das Brot mit Elek­tro-LKWs an 30 eige­ne Ver­kaufs­stel­len in ganz Ber­lin. Witt­ler ließ 1927/1928 die sechs­ge­schos­si­ge Brot­fa­brik errich­ten. In der Ver­suchs­an­stalt für Getrei­de­ver­ar­bei­tung in der See­stra­ße wur­de das Fer­ti­gungs­prin­zip erdacht. In jeder Eta­ge gab es eine eige­ne Pha­se der Brot­her­stel­lung. Die Zuta­ten wur­den in den sechs­ten Stock gebracht. Das Brot wur­de in drei Öfen geba­cken und danach gekühlt, um es im Erd­ge­schoss zu ver­pa­cken und aus­zu­lie­fern. Witt­ler kam auf bis zu 66.000 Bro­te am Tag. Heu­te befin­det sich im Vor­der­ge­bäu­de ein Pflegeheim.

Röntgenfabrik

Zwi­schen Mül­lerstra­ße und Turi­ner Stra­ße befand sich einst eine Fabrik für Rönt­gen­ap­pa­ra­te, die man nicht von der Stra­ße aus ein­se­hen konn­te. Hier ein lesens­wer­ter Bei­trag zur Geschich­te des Unter­neh­mers Max Levy.

Lesetipps

Kennt ihr noch mehr ver­ges­se­ne Unter­neh­men?

Oder unge­wöhn­li­che Pro­duk­te aus dem Wedding?

Wir stel­len euch in die­ser Serie unge­wöhn­li­che Läden aus dem Wed­ding vor.

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