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Altes Handwerk ganz modern:
“UNIKAT”: Handgefertigte Einzelstücke und neues Leben für alte Taschen

Tasche kaputt? Henkel abgerissen? Kofferschloss defekt= Reißverschluss schließt nicht? Zum Glück gibt es diese Taschenprofis.
19. Juli 2012
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C.Hildebrandt (links) und K.Fuchs-Fischer (Foto: Unikat)
C.Hildebrandt (links) und K.Fuchs-Fischer (Foto: Unikat)

Zu Con­s­tance S. Hil­de­brandt und Kat­rin Fuchs-Fischer kann man kom­men, wenn man eine Idee für die idea­le Tasche im Kopf hat. Die­se bei­den Frau­en ver­ste­hen ihr sel­ten gewor­de­nes Hand­werk, denn sie haben es noch zu DDR-Zei­ten beim Betrieb “Ber­li­ner Leder­wa­ren” gelernt. “Wir ent­wer­fen die dafür erfor­der­li­chen 40 bis 50 Ein­zel­tei­le und kon­stru­ie­ren das Ein­zel­stück bis zur letz­ten Naht”, erklärt Kat­rin Fuchs-Fischer. Sie hat Täsch­ne­rin gelernt und spä­ter ein Inge­nieur­stu­di­um absol­viert. Auch Con­s­tance S. Hil­de­brandt ist Diplom-Inge­nieu­rin für Leder­ver­ar­bei­tung – sie ist in der Lage, mit Mate­ria­li­en wie Krokodil‑, Schlan­gen­le­der, Strau­ßen­bei­nen, Hüh­ner­fü­ßen oder Aal­häu­ten umzu­ge­hen. Die alles ent­schei­den­de Schnitt­kon­struk­ti­on ist das A und O, und nur so lässt sich auch die aus­ge­fal­lens­te Tasche rea­li­sie­ren: “Wir haben für einen Medi­zin­stu­den­ten schon ein­mal eine Tasche in Form einer Leber mit abnehm­ba­rer Gal­len­bla­se her­ge­stellt”, erin­nert sich Con­s­tance S. Hil­de­brandt, die sich über kom­pli­ziert wir­ken­de Auf­trä­ge sicht­lich freut: “Da kommt der Ehr­geiz her­aus”, sagt sie. “Ande­re Taschen­ma­nu­fak­tu­ren schi­cken ihre Kun­den zu uns, weil nur wir nahe­zu alles umset­zen können.”

Fachwissen trifft Maschinen

Die Hebeschere
Die Hebe­sche­re

Dafür besit­zen die bei­den Taschen­ex­per­tin­nen nicht nur das Know-How, son­dern auch die erfor­der­li­chen Maschi­nen. Im Kel­ler­raum ihrer Werk­statt haben sie eine beein­dru­cken­de Samm­lung zusam­men­ge­tra­gen: eine Hand­he­be­sche­re, eine Schärf- und natür­lich auch eine Näh­ma­schi­ne. Nicht nur für krea­ti­ve Pri­vat­kun­den, die eine mög­lichst indi­vi­du­el­le Tasche in Auf­trag geben, ist die UNI­KAT-Manu­fak­tur eine idea­le Anlauf­stel­le, son­dern auch für Mode­schöp­fer wie Micha­el Mich­alsky, für den die bei­den Diplom-Inge­nieu­rin­nen Pro­to­ty­pen gefer­tigt haben: ““Wir brin­gen es für den Kun­den auf den Punkt, dass es nach­her genau­so aus­sieht wie bei den gro­ßen Fir­men – da kön­nen wir mit­hal­ten”, sagt Con­s­tance Hil­de­brandt nicht ohne Stolz.

 

Taschen, die einem ans Herz gewachsen sind

Die "Dali-Tasche mit Künstler-Signatur
Die “Dali-Tasche mit Künstler-Signatur

Der Laden befand sich zunächst in der August­stra­ße in Ber­lin-Mit­te, aber der Stand­ort hat sich als unge­eig­net erwie­sen, als die bei­den Leder­ex­per­tin­nen ihr zwei­tes Stand­bein auf­bau­ten – die Repa­ra­tur von alten Taschen und Kof­fern. “Gera­de haben wir eine Tasche zuge­sandt bekom­men, die Sal­va­dor Dali ent­wor­fen hat “, erklärt Con­s­tance S.Hildebrandt. Die­ses Ein­zel­stück aus den 60er Jah­ren trägt gra­fi­sche Ele­men­te des spa­ni­schen Künst­lers eben­so wie sei­ne Signa­tur. “Die Restau­rie­run­gen sind zeit­auf­wän­dig”, erklärt Hil­de­brandt. “Allein die Suche nach dem rich­ti­gen Pfle­ge­mit­tel ist schwie­rig. Ein­mal muss­ten wir für einen Kof­fer sogar ein Netz aus gewachs­tem Garn selbst knüpfen.”

Das lieb gewor­de­ne alte Tra­ge­be­hält­nis nicht ein­fach durch ein neu­es zu erset­zen liegt im Trend. “Inter­es­san­ter­wei­se schi­cken uns gera­de Män­ner ihre Taschen ein”, erzählt Kat­rin Fuchs-Fischer. “Sie sagen, das Stück ist mit mir durch die gan­ze Welt gereist und mir ans Herz gewach­sen.” Män­ner sind, so glau­ben die bei­den Taschen­her­stel­le­rin­nen, der Mode nicht im glei­chen Maße wie Frau­en unter­wor­fen. Doch für Kun­den bei­der­lei Geschlechts gilt: wer mit sei­ner alten Tasche etwas ver­bin­det, ist auch bereit, für die Repa­ra­tur mehr zu bezah­len als den ursprüng­li­chen Anschaf­fungs­preis. Die­se Kun­den kom­men aus dem gesam­ten deutsch­spra­chi­gen Raum.

Ein Raum mit Atmosphäre

Der großzügige Arbeits- und Verkaufsraum
Der groß­zü­gi­ge Arbeits- und Verkaufsraum

Der schö­ne Laden in einem Back­stein­eck­haus aus den 1920ern Jah­ren hat Con­s­tance Hil­de­brandt und Kat­rin Fuchs-Fischer auf Anhieb über­zeugt: “Wir haben uns in die Archi­tek­tur sofort ver­liebt”, sagen die bei­den Exper­tin­nen. Hier kön­nen sie im Kel­ler unge­stört an den Maschi­nen arbei­ten, wäh­rend das Erd­ge­schoss als Raum für Kun­den­kon­tak­te dient. Eine Gale­rie bie­tet Rück­zugs­mög­lich­kei­ten für die Büro­ar­beit und die Bear­bei­tung der Bestel­lun­gen. Dank fes­ter Öff­nungs­zei­ten kön­nen die Kun­den ihre alten Taschen brin­gen und die repa­rier­ten Stü­cke wie­der abho­len. Bei­de Laden­in­ha­be­rin­nen woh­nen nicht im Wed­ding, aber Con­s­tance Hil­de­brandt sagt: “Für die­sen schö­nen Raum am Schil­ler­park neh­me ich ger­ne einen 30 Kilo­me­ter lan­gen Arbeits­weg in Kauf.”

Eine eige­ne Kol­lek­ti­on hat die UNIKAT Manu­fak­tur nicht. Ein Schau­fens­ter sucht der Pas­sant daher ver­ge­bens. Ihren Ruf ver­dan­ken Con­s­tance S .Hil­de­brandt und Kat­rin Fuchs-Fischer viel­mehr den per­fekt aus­ge­führ­ten Repa­ra­tu­ren und der Fer­ti­gung höchst indi­vi­du­el­ler Ein­zel­stü­cke. Und so ist jedes Behält­nis, um das sie sich küm­mern, tat­säch­lich – ein Unikat!

UNIKAT manu­fak­tur

Web­site

Web­site mit Online-Beratung

Dub­li­ner Str. 7, 13349 Ber­lin, U‑Bahnhof Rehberge

Öff­nungs­zei­ten nach Vereinbarung

Tel.: 030 978 94 504

Joachim Faust

hat 2011 den Blog gegründet. Heute leitet er das Projekt Weddingweiser. Mag die Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen gleichermaßen.

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