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Straßenumbenennung: Gewerbetreibende protestieren

26. Juni 2017
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Die geplan­te Umbe­nen­nung von drei Stra­ßen im Afri­ka­ni­schen Vier­tel erregt wei­ter die Gemü­ter. Mit einem Pro­test­brief haben sich nun Gewer­be­trei­ben­de aus dem Vier­tel an die Bezirks­po­li­tik gewandt. Ärz­te, Fri­seu­re, Ver­wal­tun­gen, Büros, Apo­the­ken, eine Kita und Hand­wer­ker kri­ti­sie­ren dar­in, dass sie über geplan­ten Stra­ßen­um­be­nen­nun­gen in ihrem Vier­tel weder infor­miert noch dar­an betei­ligt wur­den. Sie for­dern als Betrof­fe­ne mehr Mitbestimmung.

Die Unter­zeich­ner füh­len sich im Ver­fah­ren aus­ge­grenzt und pro­tes­tie­ren in dem Brief, der dem Wed­ding­wei­ser vor­liegt, „auf das Schärfs­te gegen den Kom­mu­ni­ka­ti­ons­man­gel und die Ver­fah­rens­wei­se bei dem gehei­men Stra­ßen­um­be­nen­nungs­pro­zess“. Sie for­dern ein Umden­ken und eine direk­te Teil­nah­me und Mit­be­stim­mung. Der Pro­test­brief ist an die Bezirks­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung gerich­tet und trägt 25 Unter­schrif­ten von Gewer­be­trei­ben­den im Viertel.

Im Afri­ka­ni­schen Vier­tel sol­len die Lüde­ritz­stra­ße, der Nach­ti­gal­platz und die Peter­s­al­lee umbe­nannt wer­den, weil sie nach Kolo­ni­al­ver­bre­chern benannt sind. Das Umbe­nen­nungs­ver­fah­ren ist aus ver­schie­de­nen Grün­den in die Kri­tik gera­ten, vor allem weil Vor­schlä­ge von Bür­gern nicht aus­rei­chend berück­sich­tigt wur­den, weil die Jury unter dem Vor­sitz von Kul­tur­stadt­rä­tin Sabi­ne Weiß­ler (Grü­ne) geheim tag­te und weil eine umstrit­te­ne Per­sön­lich­keit aus der afri­ka­ni­schen Gesich­te auf der Vor­schlags­lis­te für die Bezirks­ver­ord­ne­ten lan­de­te. Erst vor weni­gen Tagen wur­de das Ver­fah­ren durch den Kul­tur­aus­schuss gestoppt. Jetzt soll ein zwei­ter Aus­wahl­pro­zess eine Lösung brin­gen, wis­sen­schaft­li­che Stel­lung­nah­men sol­len in die Ent­schei­dung einfließen.

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Dominique Hensel

Dominique Hensel lebt und schreibt im Wedding. Jeden zweiten Sonntag gibt sie hier den Newsüberblick für den Stadtteil. Die gelernte Journalistin schreibt für den Blog gern aktuelle Texte - am liebsten zu den Themen Stadtgärten, Kultur, Nachbarschaft und Soziales. Hyperlokal hat Dominique es auf jeden Fall am liebsten und beim Weddingweiser ist sie fast schon immer.

2 Comments

  1. Guten Abend, ich den­ke an die­ser Stel­le soll­te hin­zu­ge­fügt wer­den, dass die Stra­ßen­um­be­nen­nung im Afri­ka­ni­schen Vier­tel seit mehr als drei Jahr­zehn­ten ein The­ma ist, dass nicht nur im betrof­fe­nen Kiez offen und öffent­lich dis­ku­tiert wird. Der Beschluss des Bezirks­par­la­ments (BVV) erging letz­tes Jahr. Die zustän­di­ge Stadt­rä­tin hat genau wie es der Beschluss vor­sieht eine Jury ein­be­ru­fen und um Vor­schlä­ge aus der Bevöl­ke­rung gebe­ten. Dass die Jury geheim tag­te, hat sie sich in ihrer Geschäfts­ord­nung selbst auferlegt.

    Ich kann das Prus­ten und Stau­ben nur schwer ver­ste­hen. Wer möch­te denn tat­säch­lich gern in einer Stra­ße woh­nen, die Kolo­ni­al­ver­bre­cher ehrt?

    Die Umbe­nen­nung des afri­ka­ni­schen Vier­tels steht seit vie­len Jah­ren in den Wahl­pro­gram­men der Par­tei­en auf Bezirks­ebe­ne. Jeder und jede konn­te eine Ent­schei­dung tref­fen. Gewählt wur­de eine grün – rote Bezirks­re­gie­rung, dass die­se die lang dis­ku­tier­te Umbe­nen­nung in Angriff neh­men wür­de, war kei­ne Überraschung. 

    Ich freue mich dar­auf, dass das Afri­ka­ni­sche Vier­tel einer der größ­ten Lern- und Erin­ne­rungs­or­te bald kei­ne Ver­bre­cher mehr ehrt.

    Dan­ke an alle, die sich seit Jah­ren für die­ses Ziel einsetzen.

    • “Ich kann das Prus­ten und Stau­ben nur schwer ver­ste­hen. Wer möch­te denn tat­säch­lich gern in einer Stra­ße woh­nen, die Kolo­ni­al­ver­bre­cher ehrt?”

      Ich ver­mu­te mal, nein, ich bin mir sicher, dass die aller­meis­ten in eine der Stra­ßen gezo­gen waren, als die­se den Namen schon hat­ten. Hat­te aber offen­sicht­lich kei­nen gestört. Denn! Man such­te eine Woh­nung. Und da ist es den meis­ten schlicht und ein­fach egal, nach wem eine Stra­ße benannt wurde! 

      “Ich freue mich dar­auf, dass das Afri­ka­ni­sche Vier­tel einer der größ­ten Lern- und Erin­ne­rungs­or­te bald kei­ne Ver­bre­cher mehr ehrt.” 

      Und an wen soll ein Lern- und Erin­ne­rungs­ort erin­nern, wenn der oder die­je­ni­gen um die es geht, nicht mehr exes­tie­ren? Wobei man über das Wir­ken der Namens­ge­ber wie @Weddinger rich­tig erwähnt, strei­ten kann. Glau­ben Sie allen erns­tes, dass man sich heu­te noch dar­über Gedan­ken macht, dass der Theo­do-Heuss-Platz mal Adolf-Hit­ler-Platz hieß? Wobei aller­dings nie­mand woll­te, dass die­ser Name erhal­ten blieb!

      Wer aber die Geschich­te der Namens­ge­ber im Afri­ka­ni­schen Vier­tel erhal­ten will, muss auch deren Namen erhalten. 

      Grü­ne Logik muss man nicht verstehen.

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