18.05.2020 In einem Rechenwerk wird nicht gerechnet, sondern geharkt. Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) führen gerade am Rechenwerk der Panke in der Schulzendorfer Straße 8 Instandsetzungsarbeiten durch. Das zwischen 1988 und 1989 gebaute Sieb ist in die Jahre gekommen. „Ein Zusammenhang mit der Wiederbelebung der Panke besteht nicht“, sagt ein Pressesprecher der Wasserbetriebe auf Nachfrage. Das 30 Jahre alte Werk sei einfach hinfällig und müsse modernisiert werden.
Nötig ist die Anlage, damit das Pankewasser frei von Ästen, Laub und abgestorbenen Pflanzen unter die nahe Chausseestraße hindurch gedrückt werden kann. Düker nennen Fachleute eine solche Untertunnelung für Fließgewässer. „Wenn der Düker mit Schwemmgut verstopfen würde, dann hätten wir ein echtes Problem“, so der Pressesprecher. Neben der Instandsetzung bringen die Bauarbeiten auch eine Vergrößerung der Anlage. So soll für das abgefangene Treibgut bis Oktober dieses Jahres eine zweite Abladefläche eingerichtet werden. In der Regel genügte in den letzten Jahren eine einzige Containerfläche. In der Regel heißt aber auch: Es gibt chaotische Ausnahmen. So sitzt der Schreck noch tief und wirkt bis heute nach, als es im Sommer 2012 zu einem Hochwasser mit Kellerüberflutungen kam. Nur vier Jahre später trat die Panke 2016 erneut über die Ufer. Private Videos auf YouTube zeigen eindrückliche Hochwasserstände auch für das Jahr 2017. Grund waren heftige Regenfälle. Die Wassermassen stauten sich stets am Rechenwerk. „Die Panke ist Berlins einziger hochwassergefährdeter Fluss“, sagt der Pressesprecher der BWB.
Ein Blick in die Archive zeigt, dass ein heftiges Anschwellen des Flüsschens ein wiederkehrendes Ereignis ist. Von einem „reißenden Fluss“ wird zum Beispiel im Mai 1952 berichtet. Am 6. Juli 1980 waren „Sandsäcke“ zur Eindämmung nötig. Die neue Anlage wird künftig besser mit heranwellenden Fluten umgehen können. Gleich mitbedacht haben die Bauherren, dass aus der Stinke-Panke künftig wieder ein lebendiger Bach werden soll. Ein entsprechendes Planfeststellungsverfahren ist erledigt. Der nächste Schritt, um aus dem Panke-Kanal einen beinahe natürlichen Panke-Bach zu machen, wäre nun der Start der Arbeiten. Das neue Rechenwerk würde die Rückkehr zur Natur nicht versperren. „Für die Wanderung größerer Fischarten werden im Rechengitter extra Lücken in Sohlnähe vorgesehen“, heißt es in einer Mitteilung der BWB.
Der Text stammt aus der Weddinger Allgemeinen Zeitung, der gedruckten Zeitung für den Wedding. Geschrieben wurde er von Andrei Schnell Wir danken dem RAZ-Verlag.
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