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Das Institut Philipp Neri, eine Oase hinter Backsteinmauern

2. Juli 2016
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neri_3Mit fast 80 Jah­ren sind Sant­ia­go und Ger­trud Sala­man­ca vor sechs Jah­ren ins Brun­nen­vier­tel gezo­gen. Sie woh­nen in der Graun­stra­ße in einem unge­wöhn­li­chen Wohnhaus.

So ist es nun auch wie­der nicht, dass das Ehe­paar Sala­man­ca extra wegen der Kir­che mit dem Namen Insti­tut Phil­ipp Neri ins Brun­nen­vier­tel gezo­gen wäre. Doch gera­de die­se Kir­che ist für die bei­den Katho­li­ken etwas ganz Beson­de­res. Mehr­fach sagen sie: „Das ist eine Oase“. So wie Oasen sel­ten sind, so ist auch die­se Kir­che sel­ten. Denn in Phil­ipp Neri in der Graun­stra­ße 31 wird die Mes­se nach altem Ritu­al gefei­ert. Dazu gehört zum Bei­spiel, dass die Lit­ur­gie auf Latein abge­hal­ten wird. „Römi­scher Ritus“ sagt Sant­ia­go Sala­man­ca dazu. Und: „Der Unter­schied zu einer nor­ma­len katho­li­schen Kir­che ist, dass es hier eine Tie­fe gibt, eine Ernst­haf­tig­keit.“ Und die haben sie gesucht.

neri_2Die Sala­man­cas sind 2010 ins Brun­nen­vier­tel gezo­gen. „Wegen der Kin­der, die in Ber­lin woh­nen.“ Die bei­den ver­kauf­ten ihr Haus in Werl in Nord­rhein-West­fa­len; im Rhein­land hat­ten sie die längs­te Zeit gelebt. Die heu­te 83 und 82 Jah­re alten Sala­man­cas hei­ra­te­ten 1961, kurz nach­dem Sant­ia­go Sala­man­ca als Gast­ar­bei­ter aus Madrid nach Deutsch­land gekom­men war. Wobei das Wort Gast­ar­bei­ter leicht in die Irre führt. Sant­ia­go Sala­man­ca ist Inge­nieur für Öfen. „Aber nicht für Hoch­öfen, son­dern für Schmelzöfen.“

Wenn Sant­ia­go Sala­man­ca aus sei­nem Leben erzählt, dann spricht er schnell. Die Wor­te kön­nen mit sei­nen Gedan­ken oft kaum Schritt hal­ten. Sei­ne Frau lässt ihm im Gespräch lei­se lächelnd den Vor­tritt. Aber auch sie sagt ent­schie­den: „Das hier ist eine Oase.“ Mit „das hier“ ist auch die Woh­nung gemeint. Die Sala­man­cas woh­nen in einem zur Kir­che gehö­ren­den Miet­haus. Vor mehr als 100 Jah­ren wur­de der Kirch­bau als Gar­ten­haus in die zwei­te Rei­he gesetzt, wäh­rend zur Stra­ße sicht­bar nur ein Miet­haus errich­tet wur­de. Auf­fäl­lig ist die­ses nur wegen sei­ner roten Back­stei­ne. „Man muss nicht kirch­lich sein, um hier zu woh­nen. Aber für uns ist es prak­tisch. Wir haben kur­ze Wege.“ Die bei­den könn­ten in Pan­tof­feln zur täg­li­chen Mes­se um 18 Uhr gehen.

neri_1Das Insti­tut Phil­ipp Neri ist eine Gesell­schaft apos­to­li­schen Lebens päpst­li­chen Rechts. Das bedeu­tet, dass das Insti­tut von der katho­li­schen Kir­che unab­hän­gig ist, aber gleich­zei­tig Teil der katho­li­schen Kir­che. Damit ist es auch kir­chen­recht­lich gese­hen eine Oase. Mis­sio­nie­ren wol­len die bei­den nie­man­den. „2010 kamen zur Mes­se nur ein paar Män­neken – wie der Rhein­län­der sagt – jetzt ist die Kir­che oft voll. Und alle kom­men freiwillig.“

Die Sala­man­cas leben auch des­halb in einer Oase, weil sie alles in ihrer direk­ten Umge­bung haben, was sie benö­ti­gen. Die Super­märk­te sind nah, der Arzt ist fuß­läu­fig erreich­bar und es gibt Restau­rants „mit einem brei­ten und preis­wer­ten Ange­bot“, freut sich Sant­ia­go Sala­man­ca. Sei­ne Frau Ger­trud lächelt.

Unbe­dingt vor­zei­gen will das Ehe­paar den Hof. Wer im Hof steht, der befin­det sich in einem von der Groß­stadt abge­schirm­ten Gar­ten. Man könn­te sagen: ein lau­schi­ges Plätz­chen. Oder eben: eine Oase.

Der Text ist im Kiez­ma­ga­zin brun­nen erschie­nen. Autor und Foto­graf ist And­rei Schnell. Der Wed­ding­wei­ser koope­riert mit der Bür­ger­re­dak­ti­on im Brun­nen­vier­tel und ver­öf­fent­li­chen den Text des­halb auch auf dem Blog.

Andrei Schnell

Meine Feinde besitzen ein Stück der Wahrheit, das mir fehlt.

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