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Eine Auswahl außergewöhnlicher Bauwerke:
11 bemerkenswerte Gebäude im Gesundbrunnen

27. Mai 2023
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Im Wed­ding und in Gesund­brun­nen gibt es Hun­der­te alte, neue, bemer­kens­wer­te oder his­to­risch bedeut­sa­me Gebäu­de. Da fällt es schwer, eine Aus­wahl zu tref­fen. Wir haben es den­noch ver­sucht, auch wenn klar ist, dass die­se Aus­wahl sehr sub­jek­tiv ist. Die ganz bekann­ten Gebäu­de haben wir bewusst weg­ge­las­sen, da sie einer brei­ten All­ge­mein­heit bekannt sein dürf­ten. Viel­leicht ent­deckt ihr auch das eine oder ande­re Gebäu­de, das ihr so noch gar nicht wahr­ge­nom­men habt.

Links: Nordbahnstr./Sternstr., Mit­te: Bild­hau­er­werk­statt, rechts: Feu­er­wa­che Stock­hol­mer Straße

  1. Genau genom­men ist das Gebäu­de 1896 in Pan­kow errich­tet wor­den, denn der Kiez süd­west­lich des Bahn­hofs Wollank­stra­ße gehört erst seit 1935 zum Wed­ding. Das min­dert nicht den Ein­druck die­ses Hau­ses an der Nordbahnstraße/Sternstraße mit sei­ner mar­kan­ten run­den Ecke (man beach­te die Bal­ko­ne im 2. und im 3. Stock!). Die Säu­len und das gan­ze Dekor machen das Miets­haus zu einem der schöns­ten im Wed­ding – und das ganz im Stil der Neorenaissance.
  2. Für Nord­ber­lin, das an der Wollank­stra­ße ende­te, errich­te­te Stadt­bau­rat Lud­wig Hoff­mann 191213 eine Feu­er­wa­che an der Stock­hol­mer Stra­ße, gleich an der Pan­ke. Es erin­nert an ein baro­ckes Palais, dem man sei­ne aus­ge­klü­gel­ten Funk­tio­nen nicht ansieht: Die vier Tore füh­ren in die Wagen­hal­le, es gibt Umklei­de­räu­me und einen Schlauch­tro­cken­turm. Außer­dem sind in der Feu­er­wa­che, die nicht mehr als sol­che genutzt wird, Woh­nun­gen für die Feu­er­wehr­leu­te ein­ge­baut wor­den. Bemer­kens­wert sind auch die Häu­ser, die links und rechts der Feu­er­wa­che gebaut wur­den und durch ihren moder­nen Stil einen Kon­trast zur Feu­er­wa­che bilden.
  3. Die Vil­la Schott in der Wrie­ze­ner Stra­ße 10–11 gehört zu den schöns­ten Häu­sern des Wed­ding, ist sie doch von einem Inha­ber einer Zinn­gie­ße­rei als reprä­sen­ta­ti­ver Wohn­sitz beauf­tragt wor­den. 1881–83 wur­de das nied­ri­ge, klas­si­zis­ti­sche Gebäu­de besitzt einen mar­kan­ten Mit­tel­ri­sa­lit mit drei korin­thi­schen Säu­len. Den Mit­tel­bau betritt man durch ein eige­nes Trep­pen­haus im Hof. Heu­te wird das Gebäu­de von einer Fach­ein­rich­tung genutzt.
  4. 1865 begann in Ber­lin die Ära des Pfer­de-Omni­bus­ses. Und noch 1907-08 wur­de dafür ein mehr­stö­cki­ger Betriebs­hof im Hin­ter­hof in der Schwe­den­stra­ße 1415 errich­tet! Auf drei Eta­gen wur­den platz­spa­rend unter­ge­bracht: im Erd­ge­schoss die Wagen, im ers­ten Stock die Pfer­de und im zwei­ten Stock das Fut­ter. Schon 1923 war aber Schluss mit den Pferde-Omnibussen.
  5. Die bemer­kens­wer­tes­te Ecke im gan­zen Wed­ding ist sicher die Tra­ve­mün­der Stra­ße. An der Ecke Bad­stra­ße befin­det sich das Lui­sen­haus, ein bunt ver­zier­tes Gebäu­de. Schon für sei­nen Bau 1892 muss­te das alte Brun­nen­haus, in dem bis 1869 das Heil­was­ser des Gesund­brun­nen aus­ge­schenkt wor­den war, ver­setzt wer­den. Als dann auch noch 1906 die Stra­ße ange­legt wur­de, muss­te ein Drit­tel des Hau­ses abge­bro­chen wer­den und das Brun­nen­haus ver­schwand ganz. Wo dann eine Lücke klaff­te, wur­de mit reich­hal­ti­gen Ver­zie­run­gen nach­ge­ar­bei­tet, unter ande­rem mit einer Dar­stel­lung des ver­schwun­de­nen Brun­nen­hau­ses. Auf den drei lee­ren Kon­so­len soll­ten ursprüng­lich Bil­der von drei preu­ßi­schen Mon­ar­chen ange­bracht werden.
  6. Als Markt­füh­rer brauch­te die Tre­sor­fa­brik Arn­heim ab 1890 gro­ße Fer­ti­gungs­hal­len für ihre bekann­ten Geld­schrän­ke. Nur noch ein 189798 errich­te­tes Fabrik­ge­bäu­de hat die Zei­ten über­stan­den. Mit sei­nen mar­kan­ten Shed­dä­chern, die das Licht von oben ein­fal­len las­sen, bie­tet es opti­ma­le Vor­aus­set­zun­gen für die heu­ti­gen Nut­zer: Bild­hau­er und Künst­ler aller Fach­rich­tun­gen fin­den hier viel Platz für gro­ße Kunst­wer­ke. Wo sich heu­te das Rück­hal­te­be­cken der Pan­ke befin­det, stand einst eben­falls eine gro­ße Fabrik­hal­le. Bild­hau­er­werk­statt zwi­schen Badstraße/Koloniestraße und Oslo­er Straße/Travemünder Straße 
  7. Die­ses Gebäu­de nimmt man gar nicht als Gebäu­de wahr, aber tat­säch­lich wur­de es 1940 mit­ten im Hum­boldt­hain errich­tet: ein er von zwei Hoch­bun­kern, die sie­ben Eta­gen umfass­ten. Zwar wur­de die Bun­ker­an­la­ge nach dem Krieg gesprengt und mit Trüm­mer­schutt zuge­deckt, aber der Teil, der nahe an der S‑Bahnstrecke lag, wur­de nur teil­wei­se in die Luft gejagt. Und so sind beim Flak­turm noch drei Eta­gen übrig­ge­blie­ben, eine Beton­wand ist frei­ge­legt, der Rest wur­de mit Erde ange­schüt­tet und bepflanzt.
  8. Wie so oft im Wed­ding darf man sich vom ober­fläch­li­chen Ein­druck nicht ablen­ken las­sen. Das St. Afra-Stift wirkt von außen wie ein schö­nes, reich ver­zier­tes Wohn­haus an der Graun­stra­ße. Allen­falls der goti­sche Erker deu­tet auf das, was sich im Hof ver­birgt: Eine katho­li­sche Kir­che hin­ter einem Hof mit einem kreuz­gang­ar­ti­gen Gewöl­be. Der 1898 fer­tig­ge­stell­te Kom­plex ist voll von Back­stein und weiß ver­putz­ten Wän­den, die einen abwechs­lungs­rei­chen Kon­trast erge­ben. Die Kir­che selbst liegt erhöht über den ehe­ma­li­gen Spei­se­sä­len der Schwes­tern der Kon­gre­ga­ti­on der Grau­en Schwes­tern, die das Gebäu­de errich­ten lie­ßen. Heu­te wird es vom Insti­tut St. Phil­ipp Neri genutzt, einer tra­di­tio­nis­ti­schen katho­li­schen Grup­pie­rung, die die Mes­sen nach alt­rö­mi­schem Ritus in latei­ni­scher Spra­che abhält.
  9. Der Wed­ding war berühmt-berüch­tigt für sei­ne Miets­ka­ser­nen – Mey­ers Hof in der Acker­stra­ße war das bekann­tes­te Nega­tiv­bei­spiel für hoch­ver­dich­te­tes Woh­nen ohne Luft, Licht und aus­rei­chen­de sani­tä­re Ein­rich­tun­gen. Die Wohn­an­la­ge Ver­söh­nungs-Pri­vat­stra­ße in der Hus­si­ten­stra­ße 4 von 1904 reprä­sen­tier­te das Gegen­teil: sechs begrün­te Wohn­hö­fe, umge­ben von the­ma­tisch ver­zier­ten Gebäu­den. Die Anla­ge hat den Krieg gut, aber nicht die Sanie­rungs­wut der 1970er-Jah­re über­stan­den. In Tei­len exis­tie­ren nur noch der Roma­ni­sche, der Alt­mär­ki­sche, der Alt­deut­sche und der Renais­sance­hof. Wer es anse­hen will, soll­te beach­ten, dass der Zugang nicht bar­rie­re­frei ist.
  10. Auf den ers­ten Blick nichts Beson­de­res ist das Pfarr­haus an der Feld­stra­ße 4. Doch gehört es zu den weni­gen Vor­kriegs­ge­bäu­den, die die Sanie­rung im Brun­nen­vier­tel über­lebt haben. 1912–13 wur­de es für die St. Sebas­tian­kir­che errich­tet und ist voll­stän­dig mit Natur­stein ver­klei­det. In sei­ner Schlicht­heit nimmt es die Moder­ne vor­weg. Auch der monu­men­ta­le Ein­gang hebt das Gebäu­de wohl­tu­end von den umlie­gen­den Bau­sün­den der 1970er am Gar­ten­platz ab. 
  11. Wie soll man die­sen Neu­bau aus dem Jahr 2018 an der Bött­ger­stra­ße beschrei­ben? Ein Was­ser­fall? Ein Ter­ras­sen­haus? Trotz der bru­ta­lis­ti­schen Archi­tek­tur und des Sicht­be­tons wirkt der LOBE-Block wie ein ange­neh­mer Fremd­kör­per in einer ansons­ten kaum bewohn­ten Gegend am Ring­bahn­damm. Das Prin­zip Dach­ter­ras­se ist hier auf jeder Eta­ge umge­setzt, und egal, ob einem die extre­me Archi­tek­tur gefällt: Es han­delt sich um einen außer­ge­wöhn­li­chen Bau.

v.l.: LOBE Block, St. Afra-Stift, Ver­söh­nungs-Pri­vat­stra­ße, Luisenhaus

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1 Comment

  1. Hal­lo
    das Wet­ter wird Pfings­ten echt Bom­be… also ab aufs Rad und mal die Punk­te 1 bis 11 abradeln !!
    Ande­re Fra­ge : rechts am Rand wur­den immer Bil­der die auf Face­book gepos­tet wer­den ange­zeigt – jetzt steht da seit die­ser Woche
    Feh­ler: Could not authen­ti­ca­te you.
    Kann das beho­ben wer­den von der Redak­ti­on , den an mei­nem Brow­ser liegt das nicht
    Dan­ke und ein gut­ge­laun­tes Pfingsten

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