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Fast der ganze Wedding :
Parkzonen rücken näher

Mitte wird Vorreiter in digitaler Parkraumbewirtschaftung
14. April 2022
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Im Brun­nen­vier­tel gibt es seit Jah­res­be­ginn eine Park­zo­ne. Und nun ist auch der Bereich zwi­schen dem Humboldthain und der Rei­ni­cken­dor­fer Stra­ße Teil der Ber­li­ner Park­raum­be­wirt­schaf­tung gewor­den: als neue “Zone 80”. Wer dort jetzt sein Auto ohne rich­ti­ge Anwoh­ner­vi­gnet­te abstellt und auch an den Auto­ma­ten kei­nen Park­schein zieht, ris­kiert eine Ord­nungs­stra­fe von 55 Euro. Ursprüng­lich soll­te es am 1. Mai weitergehen. 

Schild P-Zone

Doch offen­bar wur­de der Ter­min ver­scho­ben, auf der ent­spre­chen­den Web­site des Bezirks ist inzwi­schen vom 1. Juli die Rede: Dann kom­men der Kiez zwi­schen der Rei­ni­cken­dor­fer und der Mül­lerstra­ße bis hoch zur See­stra­ße an die Rei­he, die neue “Zone 79”. Um zwei Mona­te nach hin­ten ver­legt wur­de ent­spre­chend auch die Eröff­nung der “Zone 77” aus Spren­gel­kiez und Brüs­se­ler Kiez: Dort soll es am 15. August so weit sein (Rund um die Bel­ler­mann­str. soll es am 1.10.22 los­ge­hen, Anm.d.Red.) Nörd­lich der See­stra­ße bleibt die “Zone 78”, das Park­vier­tel, nach der aktu­el­len Zeit­leis­te noch bis zum 1. Dezem­ber von der Park­raum­be­wirt­schaf­tung ver­schont (eben­so wie der Sol­di­ner Kiez, Anm.d.Red.).
Wer in die­sen Gebie­ten wohnt und ein Auto besitzt, soll­te sich recht­zei­tig um eine Anwoh­ner­vi­gnet­te küm­mern. Die kann man online beim Bür­ger­amt anfor­dern. Sie kos­tet nur 20,40 Euro und ist zwei Jah­re lang gül­tig. Ver­mut­lich wird sie dem­nächst aber deut­lich teu­rer. Von Ord­nungs­gel­dern bleibt man nur in der ers­ten Pha­se kurz nach der Einführung ver­schont – dann wird es schnell kostspielig.

Bezirks­stadt­rä­tin Dr. Almut Neu­mann neben einem Scan Car (Foto: Bezirks­amt Mitte)


Und mög­li­cher­wei­se wird die Kon­troll­in­ten­si­tät in Mit­te auch deut­lich inten­si­viert. Denn der Bezirk Mit­te will in Deutsch­land zum Vor­rei­ter der digi­ta­len Parkraumbewirtschaftung wer­den. Dazu soll im Ord­nungs­amt die lan­des­wei­ten “Geschäfts­stel­le digi­ta­le Park­raum­be­wirt­schaf­tung” mit Schwer­punkt “Scan-Car” ein­ge­rich­tet wer­den. ScanCars gibt es bereits in vie­len euro­päi­schen Nachbarländern, sind aber in Deutsch­land auf­grund des hier stren­gen Daten­schut­zes bis­lang nicht üblich. Statt mit vie­len Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern durch­kämmt dabei die Parkraumbewirtschaftung die ein­zel­nen Park­zo­nen mit sogenannten Scan-Cars. Die­se haben Scan­vor­rich­tun­gen auf dem Dach mon­tiert, die die Kenn­zei­chen der am Stra­ßen­rand gepark­ten PKWs able­sen. Wer nicht als berech­tig­ter Par­ker regis­triert ist, erhält ein Knöll­chen. Wer für sein Auto eine Vignet­te für die rich­ti­ge Zone bean­tragt hat, ist regis­triert, eben­so die­je­ni­gen, die kurz­fris­tig ein Park­ti­cket lösen, egal ob per Han­dy oder am Park­au­to­ma­ten. Der Bezirk begrün­det sei­nen Vor­stoß mit dem immensen Per­so­nal­auf­wand für die Park­raum­über­wa­chung. Mit zukünftig 28 Park­zo­nen sei der Bezirk Mit­te das größ­te zusam­men­hän­gen­de Gebiet der Park­raum­be­wirt­schaf­tung in Ber­lin und in den neu­en Bun­des­län­dern und benö­ti­ge daher eine deut­li­che Aus­wei­tung der Stel­len, teil­te es Anfang März der BVV mit. “Neben der schwie­ri­gen Rekru­tie­rung von geeig­ne­tem Per­so­nal sind auch die Qualifizierungskapazitäten der Ver­wal­tungs­aka­de­mie Ber­lin für neu eingestelltes Per­so­nal außer­or­dent­lich begrenzt. Vor die­sem Hin­ter­grund ermög­licht eine digi­ta­le Parkraumbewirtschaftung den per­so­nel­len Mehr­be­darf durch die Ausweitung der Park­raum­be­wirt­schaf­tung deut­lich zu redu­zie­ren bzw. zu neu­tra­li­sie­ren.“
Aller­dings sieht auch das Bezirks­amt Schwie­rig­kei­ten: “Auf­grund der beson­de­ren Gewich­tung des Daten­schut­zes im Indi­vi­du­al­ver­kehr ist eine Umset­zung einer tech­nisch und in der Pra­xis bereits erprob­ten Tech­no­lo­gie unter den aktu­el­len recht­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen äußerst voraussetzungsvoll.” Doch lang­fris­tig füh­re kein Weg an der digi­ta­len Park­raum­be­wirt­schaf­tung vorbei.

Autor: Chris­tof Schaffelder

Die­ser Arti­kel erschien zuerst in der Sanie­rungs­zei­tung “Ecke Mül­lerstra­ße”, Aus­ga­be April/Mai 2022

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7 Comments

  1. Die aller­meis­ten wer­den leich­ter einen Park­platz fin­den und das auch noch für gera­de ein­mal gut 10€ im Jahr. Zudem geht das Pro­blem mit ille­gal ent­sorg­tem Müll eben­falls stark zurück, da nicht Wochen­lang Trans­por­ter und Anhän­ger alles blo­ckie­ren und einen per­fek­ten Sicht­schutz für das Abstel­len aller mög­li­cher Sachen – aktu­ell schon zu beob­ach­ten im Brunnenviertel.
    Park­raum­be­wirt­schaf­tung = Beste! 🙂

  2. Schön, dass die park­zo­nen kom­men, die ver­spro­che­ne Redu­zie­rung der Park­plät­ze ist aber wich­ti­ger. Wir haben es mit Kin­der­wa­gen häu­fig schwer schlicht auf die ande­re Stra­ßen­sei­te zu kommen.

    • Hal­lo Max 

      was für ein Kom­men­tar… der inspi­riert mich echt.…. wie haben es bloß die letz­ten Gene­ra­tio­nen von Eltern geschafft mit dem Kin­der­wa­gen auf die ande­re Sei­te zukom­men ?? gibt es kei­ne Ampeln die sie nut­zen kön­nen ?? Kei­ne Fußgänger-Überwege ??

      Wenn sie schon am über­que­ren der Stra­ße als Eltern schlicht schei­tern , was wird dann aus der gan­zen Erzie­hung erst :))))
      Man ehr­lich – nicht sau­er sein – aber da fall ich vor Lachen fast vom Stuhl

      Fro­he Ostern

      • Die letz­ten Gene­ra­tio­nen von Eltern hat­ten es schlicht mit weni­ger PKW zu tun. Und die­se haben auch meist ver­nünf­tig geparkt und Rück­sicht genommen.
        Heut­zu­ta­ge ist der 5m-Bereich in Kreu­zun­gen ja meist zugeparkt.

  3. Immer wei­ter so … bis die aller­letz­ten, die noch zur Arbeit gehen und Steu­ern erwirt­schaf­ten, auf­ge­ge­ben haben … weil sie ihr Fahr­zeug nicht mehr od nur mit immensem Auf­wand unter­hal­ten und par­ken können …

    • Hal­lo Hannes

      … und auch die Nase voll haben wegen der Quer­dings­bums­kiez­pol­ler 3x um den Block fah­ren müs­sen um end­lich einen Park­platz zu fin­den…. gleich­zei­tig immer wie­der im Stau ste­hen weil der Durch­gangs­ver­kehr nun um den Kiez her­um statt fin­det und wenn dann 2030 statt 1,2M Autos nur noch 300T Bat­te­rie­au­tos in der Stadt her­um­fah­ren wer­den Alle ‚die die­se sinn­lo­se Poli­tik betrie­ben haben , fest­stel­len müs­sen das das Kli­ma nicht geret­tet wur­de , dafür aber die Auto­in­dus­trie kaputt ist und ein paar 100T mehr Arbeits­lo­se da sind …
      Aber das was Sie und ich hier schrei­ben ist natür­lich für Ande­re alles nur Verschwörungs-Querschwurbelei 

      Den­noch fröh­li­ches Eier-Suchen

      • Haha Rein­hard,
        dei­ne Kom­men­ta­re sind ja schon ein biss­chen­wit­zig. Wenn das Kli­ma nicht geret­tet wer­den konn­te, hast du ganz ande­re Pro­ble­me, als eine kaput­te Autoindustrie.
        Und wenn jeder in Ber­lin ein Auto besitzt und damit jeden Tag zur Arbeit fah­ren möch­te, benö­ti­gen wir 4–5 Stock­wer­ke von Stra­ßen und Park­plät­zen. Oder wie stellst du dir das vor?
        Ohne öffent­li­chen Nah­ver­kehr und Fahr­rä­der, wird es in Zukunft kei­ne funk­tio­nie­ren­de Fort­be­we­gung in Groß­stät­ten mehr geben.

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