Information Der Wedding wird zum Bauplatz. In den letzten Wochen wurden zahlreiche Bauvorhaben und Planungen von Bauprojekten bekannt. Wo sich heute die Baukräne bereits drehen, haben wir im letzten Jahr in eine Neubaukarte eingetragen. Das Fazit bei den neu vorgestellten Plänen fürs Bauen 2017 und 2018 lautet wie bei den bereits erfolgten Baustarts: Die Genossenschaften bauen im Wedding nur minimal und die privaten Bauunternehmer dominieren beim Neubau.
Büro 4.0 im Brunnenviertel
8.000 Quadratmeter Büro- und Ladenflächen sollen an der Kreuzung Schering- und Hussitenstraße entstehen. Auf dem Grundstück befindet sich die bekannte Druckerei Laserline, deren Gebäude stehen bleien soll. Das Immobilienunternehmen Townscape One nennt den Neubau Grow. Auf fünf Etagen sind Büros geplant, im Erdgeschoss sind Gastronomie und Event geplant. 24 Millionen Euro fließen in den Neubau. Angelockt werden soll die Kreativ- und StartUp-Szene. Das Unternehmen hat in der Nähe des Technologieparks Humboldthain (bekannt als ehemaliges AEG-Gelände) noch ein weiteres Grundstück erworben. Gegenüber der St. Sebastian Kirche am Gartenplatz wurde das unbebaute Grundstück in der Max Urich Straße gekauft.
Studenten statt Stadtbad
In der Gerichtstraße geht es gleich auf beiden Seiten betonhart zu. In den Gerichtshöfen will die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Gesobau Wohnen für Studenten ermöglichen. Nach Protesten der dort residierenden Künstler gibt es nun erst einmal eine Bedenkzeit, aber kein grundsätzliches Abweichen von den Plänen. Nachzulesen im Artikel “Zwei Jahre Gnadenfrist für die Gerichtshöfe”. Und wo früher das Stadtbad Wedding stand, sollen ebenfalls die Studenten wohnen. Das Regensburger Unternehmen Lambert Immobilien GmbH plant ein Projekt mit Kleinstwohnungen für Studenten. Titel: Studio B II.
Beton statt Feuer
Nachdem es 2014 heftig brannte, wird nun in der Lindower Straße gegenüber dem S‑Bahnhof Wedding gebaut. Auf dem Bild des von der Bauberatungsgesellschaft Frankenstein Consult geplanten Bürohauses sind sieben Etagen zu erkennen. Der Neubau mit dem schlichten Titel “Müllerstraße 12” wird einen Supermarkt auf zwei Etagen enthalten. Weitere 9.000 Quadratemeter werden Büros und obendrein kommen 68 Appartments hinzu. Ein Café wird ebenfalls geben, wie die Berliner Woche berichtet.
Leben, wo andere auf immer ruhen
Der Evangelische Friedhofsverband Berlin Stadtmitte hat 2016 einen Wettbewerb für die Bebauung des Friedhofs “St. Johannes Evangelist” zwischen Barfusstraße und Holländerstraße ausgeschrieben. Gewonnen hat der Entwurf “Wald-Siedlung St. Johannes”. Möglichst viele Bäume sollen erhalten bleiben. Errichtet werden siebengeschossige Wohntürme. „Ein Entwurf, der sensibel mit dem Friedhof umgeht! Der Friedhof wird nicht zu einer Wohnsiedlung transformiert, sondern bleibt als Idee erhalten,“ kommentierte Juryvorsitzende Inken Baller den Siegerentwurf der beiden Büros Machleidt und reset Architekten.
Degewo rockt das Brunnenviertel
Baustart für 52 Wohnungen wird im Herbst in der Gleimstraße 62a sein. Etwas versteckt auf einen idyllischen Hinterhof wird sich diese neue Adresse befinden. Obwohl die exklusiven Groth-Bauten in Sichtweite sind, will die landeseigene Degewo zwei Drittel der Wohnungen für 6,50 Euro vermieten. Die 52 Wohnungen des Neubaus kommen noch zu den über 200 Wohnungen hinzu, die die Degewo bereits derzeit baut oder frisch fertiggestellt hat. So ist beim Neubau in der Usedomer Straße der Rohbau bereits aus dem Keller heraus. 128 Wohnungen, davon ein Drittel preisgünstig, entstehen hier. Und noch gar nicht richtig trocken ist der Beton des im Sommer 2016 fertig gestellten Wohnhauses in der Gleimstraße Ecke Graunstraße. Alles übertreffen wird mit über 300 Wohnungen ein gemeinssames Projekt mit ps.wedding auf dem Gelände, die einst das Diesterweg-Gymnasium nutzte. Stadtrat Ephraim Gothe (SPD) nennt die Zusammenarbeit von landeseigenem Wohnungsbauunternehmen und einem nicht am Gewinn orientieten Träger ein “Zukunftsmodell”.
Wo die wilden Kerle wohnen
Seit 1985 hieß es in Richtung Wilhelm-Hauff-Grundschule, dass auf dem Spielplatz in der Gotenburger Straße Ecke Prinzenallee eine neue Turnhalle gebaut wird. Nun kommt dort ein Neubau für Familien, Senioren und Jugend-Wohngemeinschaften. Besonders das Jugendamt wünscht sich letztes, weil die Räume im Bezirk für betreutes Wohnen verschwinden. Bevor es losgeht, steht aber erst einmal ein so genanntes Konzeptverfahren an. Denn ein Grundstück im Eigentum der BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH (früher Liegenschaftsfonds) kann nur dann vor einem meistbietenden Verkauf bewahrt werden, wenn ein wichtiges öffentliches Interesse besteht. Auf dem Grundstück wurde bereits 1997 ein Grundstein gelegt – damals allerdings für eine Sporthalle, die dann nie errichtet wurde. Der Soldiner Kiez ist jedoch nach wie vor mit Turnhallen unterversorgt.
Flucht in die Wiesenburg
Nachdem die Grundstücke, auf denen die Wiesenburg steht, an die landeseigene Wohnungsgesellschaft Degewo übertragen wurden, sind die Wiesenburger sehr aktiv geworden. Als eingetragener Verein haben sie einiges erreicht – auch wenn nicht alle ihrer Forderungen Wirklichkeit werden. Neben der Sanierung des ehemaligen Obdachlosen-Asyls, das den Wiesenburgern am Herzen liegt, wird es auf dem Gelände auch Neubau geben. Auch die Idee einer Unterkunft für Flüchtlinge wird wahrscheinlich umgesetzt, wie die Berliner Woche vor einem Jahr berichtete.
Keine Planungen mehr, sondern in Bau
Einige Vorhaben sind über den Status Idee und Planung bereits hinaus.
Spektakulär wird der Neubau in der Böttgerstraße. Privatperson Olivia Reynolds baut einen “brutalistischen hängenden Garten” in der Nähe des Humboldthains. Das Handbuch Lobe-Block ist anschaulich.
So wird bereits eine Baugrube ausgehoben für das Prinz35. Mehrere Townhouses, also Stadtvillen, durch ein Vorderhaus von Lärm geschützt, sollen hier entstehen.
In einer Presseerklärung der Corestate Capital aus dem Jahr 2016 heißt es, an der Utrechter Straße sei eine “anspruchsvolle Architektur sowie große Dachterasse” geplant. Über das Projekt berichtet auch der Beitrag “Neubau Ecke Utrechter Straße” vom 10. Februar 2016.
Text: Andrei Schnell, Fotos und Visualisierungen: wie angegeben
wachstum bis zum kollaps https://www.youtube.com/watch?v=n6Gc48u2M_I herzlichen glückwunsch!
Leider wurden die direkten Anwohner des Friedhofs St.Johannis-Evangelist nicht in die Planungen einbezogen. Ich habe erst zufällig im Nachhinein erfahren, dass es im Januar zu diesen Planungen eine Ausstellung gegeben hat. Ich wohne in der Aroser Allee zwischen Barfufstraße und Holländer Straße. Wenn die Planung so durchgeführt wird, befürchte ich, dass unsere Wohnungen stark verschattet werden. Gibt es nicht so etwas wie eine oifzielle Bürgerbeteiligung? Wer hat Interesse daran sich darüber auszutauschen? Wer weiß mehr?
Es heißt, 83 Anwohner hätten sich beteiligt.
http://www.stattbau.de/index.php?id=131&tx_ttnews%5Btt_news%5D=367&cHash=3ed8df5d1a6bd2a9cda5a85497f9479c
Auf weiteren evangelischen Friedhöfen, die bereits in Reinickendorf liegen, wird ebenfalls gebaut.
https://andreischnell.wordpress.com/2016/10/14/bauabsichten-auf-friedhoefen/
Ja, nur ich bin nicht eingeladenen worden, obwohl ich direkt betroffene Anwohnerin bin. Das finde ich nicht in Ordnung.
Vielleicht hier einmal nachhaken:
http://www.berliner-woche.de/reinickendorf/bauen/wohnen-auf-dem-friedhof-wo-heute-noch-bestattungen-stattfinden-sollen-langfristig-wohnhaeuser-entstehen-d119163.html
Und dann gibt es doch noch die BVV Mitte oder?
https://www.berlin.de/ba-mitte/politik-und-verwaltung/bezirksverordnetenversammlung/online/au020.asp?AULFDNR=27&altoption=Ausschuss
Hallo Andrej ,
zwischen Bauabsichten und Bauen besteht ein großer Unterschied:-)