Neu am S-Bahnhof Wedding:
Krümel's: Kaffee, Kunst und Cocktails

In der Lindower Straße gibt es eine neue Tür, durch die es sich zu gehen lohnt. Wer sie öffnet, ist im Krümel's, einem Ort für Kaffeetrinker:innen, Mittagshungrige, Cocktail-Fans und Kunstliebhaber:innen. Bitte tretet ein!

Neulich bin ich im Wedding falsch abgebogen. Das kommt wirklich nicht oft vor. Ich lebe hier seit 15 Jahren und ich schaue für den Weddingweiser seit fast genauso langer Zeit in alle Ecken. Doch es hat genieselregnet, ich huschte von der Gerichtstraße kommend unter der S-Bahn-Brücke hindurch und schnell über den Nettelbeckplatz. Ich wollte Kaffee. Ich wollte zu Coffee Circle in der Lindower Straße. Also rechts durch die Tür ins Trockene geschlüpft und … einen unorientierten Moment erlebt. Ich war nicht dort, wo ich dachte zu sein oder, so mein erster Gedanke, hat sich das Café in kurzer Zeit total verändert?

Es folgten 30 Sekunden, in denen ich um Orientierung rang. Ich sah einen großen, hellen, minimalistisch eingerichteten und hohen Raum, Tische, Stühle, Menschen mit Laptops und Kaffeetassen, einen Tresen. Doch, das ist ein Café, ohne jeden Zweifel. Auf einer Karte auf einem Tisch erwischte ich den Namen. Ich war im Krümel's gelandet.

Am Tresen gab es für mich Kaffee, veganen Schokokuchen und die Informationen, die ich brauchte, um wieder im Bilde zu sein. Das Krümel's ist eine bunte Wunderkiste, eine Mischung aus früh öffnendem Café, Mittagskantine, Bar und Künstler-Eldorado. Das Geschäft in der Lindower Straße 18 hat erst Anfang Oktober eröffnet. Betrieben wird es von Angelika Kurek (Angi) und Damian Ziebarth. Das Paar hat diesen neuen Weddinger Ort in einem früheren Impfzentrum und einer noch früheren Galerie eingerichtet.

Ich kann berichten, dass der vegane Schokokuchen eine leicht fruchtige Note hatte; den Cappuccino habe ich spontan BBQ-Kaffee getauft. Natürlich schmeckt der Kaffee absolut nicht nach Gegrilltem, er hat aber eine deutlich rauchige Note. Von Damian erfahre ich, dass er aus der Rösterei von Coffee Circle nebenan stammt und eine eher kräftige Sorte aus deren Sortiment ist. Ich finde ihn interessant.

Die Karte gibt es derzeit nur auf Englisch. Eine deutsche Variante soll aber bald folgen, sagt Damian. Ich überfliege die Mittagsgerichte: Bowls, Salate, Suppen, Toasts, belegte Brote. Da findet sich sicherlich was für den 12-Uhr-Hunger. Zehn bis 13 Euro sollte man dabei einplanen für ein Mittagsangebot. Den Filterkaffee danach gibt es für 2,60 Euro, den Cappuccino für 3,60 Euro.

Mir persönlich gefallen zwei Dinge am Krümel's am besten: die unverputzte Wand hinter dem Tresen ist spontan mein Lieblingshingucker. Sie hat viele Lebensspuren aus früheren Zeiten in Stein, in Rot, in Beige und in Beton. Wer sowas überstreicht oder mit Tapete überdeckt, dem fehlt definitiv der Sinn fürs Besondere, finde ich. Angi und Damian nicken verstehend, als ich das erwähne.

Das Andere, was mich mit dem Gang durch die falsche Tür besonders erfreut, sind die Bilder an den Wänden. Als ich dort war, waren es große und farbenfrohe Arbeiten von Sophia Novosel („The Healing of Womanhood“). Doch niemand muss jetzt ins Krümel's gehen, um diese Bilder zu sehen, denn sie sind schon weg. Ebenso wie die schönen grafischen Arbeiten von Virginia Lepore („Si Me Matan“), die auf ihre Bilder folgten. Denn das ist für mich der Clou am Krümel's: jeden Freitag gibt es eine neue Vernissage, neue Bilder, neue Farben und Formen. Dazu, so erklärt Angi, die auch eine Eventagentur betreibt, gibt es manchmal auch Konzerte. Eine ambitionierte, aber sehr schöne Seite an dem neuen Weddinger Ort, Künstler:innen einen Ort zu geben und die großen, hellen Räumen mit der Kunst zu teilen. Wer will, kann dazu dann noch einen Longdrink oder Cocktail haben, denn eine Bar ist das Krümel's ja auch.

Ich bin neulich falsch abgebogen im Wedding. Im allerbesten Sinne.

Krümel's Café | Bar | Art, Lindower Straße 18, Mo-Mi 8.30-20, Do 8.30-20, Fr/Sa 9-22, So 10-20 Uhr, www.kruemels-cafe.com, E-Mail: hallo@kruemels-cafe.com