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Stephanuskirche soll Kieztreffpunkt werden

17. Juli 2017
Stephanuskirche
Vie­le Back­stei­ne für eine Kir­che. Die Ste­pha­nus­kir­che ist das Wahr­zei­chen des Sol­di­ner Kiez. Foto: And­rei Schnell

Die Ste­pha­nus­kir­che im neo­go­ti­schen Stil ist das bau­li­che Wahr­zei­chen des Sol­di­ner Kiezes. Doch das Got­tes­haus wird von der Kir­chen­ge­mein­de an der Pan­ke kaum genutzt. Pfar­re­rin Vero­ni­ka Kröt­ke will das ändern und die Kir­che in der Prin­zen­al­lee wie­der zu einem – nicht nur kirch­li­chen – Treff­punkt im Kiez machen.

Kehrt kirch­li­ches oder öffent­li­ches Leben wie­der in die Ste­pha­nus­kir­che ein? Bei­des war in dem höchs­ten Gebäu­de des Sol­di­ner Kiezes zuletzt ein wenig ein­ge­schla­fen. “Dazu ist viel Geduld not­wen­dig”, weiß Pfar­re­rin Vero­ni­ka Kröt­ke. Sie ist zusam­men mit Pfar­rer Andre­as Hoff­mann und Super­in­ten­dent Mar­tin Kirch­ner für die immer noch geweih­te Kir­che zustän­dig. (Geweiht heißt, es könn­ten jeder­zeit Got­tes­diens­te statt­fin­den.) Sie möch­te die Kir­che öff­nen und wie­der stär­ker in den Kiez hin­ein­wir­ken lassen.

Ziel: Stephanuskirche (um)nutzen

Kul­tur kann bei die­ser Öff­nung ein Teil sein, auch drei bis vier Got­tes­diens­te pro Jahr kann sich die Pfar­re­rin vor­stel­len, die erst seit einem Jahr in der Kir­chen­ge­mein­de an der Pan­ke arbei­tet. Aber vor allem Bera­tungs- und Bil­dungs­an­ge­bo­te will sie schaf­fen. Sie spricht von “unse­rem dia­ko­ni­schen Auf­trag, den wir als Kir­che haben” und ver­weist auf “Ste­pha­nus, den Armen­hel­fer”. Etwas kon­kre­ter sagt sie: “Ein lang­fris­ti­ges Ziel ist, die Kir­che umzu­nut­zen. Das heißt, es soll ein Kon­zept für die Kir­che erstellt wer­den, das trägt und das für Gemein­de und den Kiez glei­cher­ma­ßen sinn­voll ist.” Sie sagt wei­ter: “Wir wol­len etwas machen, damit es sich lohnt in die Kir­che zu inves­tie­ren. Wenn die Men­schen die Kir­che lie­ben, dann ergibt sich etwas.” Mit Men­schen sind aus­drück­lich nicht nur Kir­chen­mit­glie­der gemeint. “Bei allem, was wir machen, wir brau­chen enga­gier­te Men­schen.” Und die will die Pfar­re­rin gewinnen.

Erste Aktivitäten

Annette Diening
Annet­te Diening an der Orgel wäh­rend “Orgel mit Biss”. Foto: And­rei Schnell

Zunächst geht es ihr um Auf­merk­sam­keit für den mit 80 Meter Höhe eigent­lich nicht zu über­se­hen­den roten Back­stein­bau. Bis­lang, so scheint es, hat auch die Gemein­de selbst ihr Got­tes­haus “ver­ges­sen”. Um den Blick wie­der auf das Gebäu­de zu len­ken, ver­an­stal­tet sie jeden Frei­tag von 14 bis 18 Uhr eine offe­ne Kir­che. Der Ter­min dient dazu, mit ihr ins Gespräch zu kom­men oder um ein­fach über das Back­stein­haus mit sei­nen hohen goti­schen Back­stein­bö­gen zu stau­nen. Sehens­wert ist zum Bei­spiel der berühm­te Kron­leuch­ter. Ob es der größ­te in Euro­pa ist, ver­mag Kröt­ke nicht zu  sagen, aber die Aus­ma­ße sind des Leuch­ters sind beeindruckend.

Außer­dem gibt es an jedem ers­ten Frei­tag im Monat “Orgel mit Biss”. Kir­chen­mu­si­ke­rin Annet­te Diening spielt auf der Orgel der schle­si­schen Orgel­bau­er Schlag & Söh­ne nicht nur roman­ti­sche Wer­ke, obwohl die Orgel dafür am bes­ten geeig­net ist. Nach dem Kon­zert gibt es ein gemein­sa­mes Essen an Tafeln. Zum zwei­ten Ter­min “Orgel mit Biss” im Juni sei­en bereits 80 Nach­barn gekom­men. Aber selbst wenn nur die Hälf­te die­ser Anzahl kommt, die Rei­he wird nach kur­zer Zeit erstaun­d­lich gut ange­nom­men. Das Essen berei­tet Oli­ver Sar­to­ri­us zu, der jeden Mitt­woch, Don­ners­tag und Frei­tag sei­nen Wagen mit Bio-Land­kü­che öffnet.

Zur Person Veronika Krötke

Veronika Krötke
Pfar­re­rin Vero­ni­ka Kröt­ke hat viel vor mit der Kir­che in der Prin­zen­al­lee. Foto: privat

Die Pfar­re­rin Vero­ni­ka Kröt­ke, die das ändern möch­te, arbei­tet seit April 2016 im Kiez. Zuvor hat­te sie drei Jah­re lang eine Dop­pel­dienst­stel­le. So war sie Pfar­re­rin der Kir­chen­ge­mein­de Box­ha­gen-Stra­lau im Fried­richs­hain und war Epho­ra des Theo­lo­gi­schen Kon­vikts (Lei­te­rin des evan­ge­li­schen Stu­die­ren­den­wohn­heims) in Mit­te. Von dem impo­san­ten Kirch­bau in der Prin­zen­al­lee war sie sofort ange­tan, wie sie sagt. Vor ihrem Theo­lo­gie­stu­di­um hat Kröt­ke den Beruf Hotel­fach­frau erlernt. Außer­dem hat sie an einem wis­sen­schaft­li­chen Auf­satz über “Die evan­ge­li­schen Schu­len in der DDR” mit­ge­schrie­ben. Über ihre Arbeit im Sol­di­ner Kiez, wo vie­le unter­schied­li­che Kul­tu­ren eng zusam­men leben sag­te sie gegen­über dem Maga­zin Sol­di­ner: “Wo sonst danach fra­gen, was den Auf­trag der evan­ge­li­schen Kir­che heu­te ausmacht?”

Die evan­ge­li­sche Gemein­de an der Pan­ke hat rund 5.900 Mitg­lei­der und drei Kir­chen. Das sind neben der Ste­pha­nus­kir­che die St.-Paul-Kirche in der Bad­stra­ße und die Mar­tin-Luther-Gemein­de­haus in der Wollank­stra­ße. Archi­tek­to­nisch ist die Ste­pha­nus­kir­che das Wahr­zei­chen des Sol­di­ner Kiezes. Für die not­dürf­ti­ge Instand­set­zung der Orgel hat die Gemein­de meh­re­re tau­send Euro in 2017 aufgewendet.

Text und Foto oben und Mit­te: And­rei Schnell, Foto unten: privat

Andrei Schnell

Meine Feinde besitzen ein Stück der Wahrheit, das mir fehlt.

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