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Neuer Stadtrat im Interview:
„Ich möchte gern schneller vorankommen‟

4. April 2022
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Das ist das drit­te und letz­te Inter­view in einer Rei­he, in der die neu­en, im Bezirk noch unbe­kann­ten Stadt­rä­te zum Amts­an­tritt befragt wur­den (bis­her Ste­fa­nie Rem­lin­ger und Chris­toph Kel­ler). Die­ses Mal stand Almut Neu­mann Rede und Ant­wort. Sie ist zustän­dig für das Stra­ßen- und Grün­flä­chen­amt. Sie will die Ver­kehrs­wen­de auf Bezirks­ebe­ne vor­an­brin­gen und sagt, sie sei dabei ungeduldig.

Almut Neumann
Stadt­rä­tin Almut Neu­mann. Foto: And­rei Schnell

Wie emp­fin­den Sie den Wech­sel vom Jura­team der Initia­ti­ve Ber­lin auto­frei ins Bezirksamt?

Almut Neu­mann: Beruf­lich war ich bis­lang als Ver­wal­tungs­rich­te­rin tätig. Zugleich habe ich mich pri­vat für die Ver­kehrs­wen­de und für mehr Ver­kehrs­si­cher­heit enga­giert. Ich bin daher sehr glück­lich über mei­nen Wech­sel ins Bezirks­amt. Denn hier kann ich mein ver­wal­tungs­recht­li­ches Wis­sen ein­brin­gen und gleich­zei­tig die Ver­kehrs­wen­de gestal­ten. Teil­wei­se gehen die Din­ge zwar lang­sa­mer, als ich sie mir wün­schen wür­de. Aber ist es toll, in der Ver­wal­tung wirk­lich sehr moti­vier­te Kolleg:innen an mei­ner Sei­te zu haben. Gemein­sam wol­len wir den öffent­li­chen Raum in Mit­te für Men­schen zu Fuß und auf dem Rad siche­rer machen und zudem vie­le grü­ne Oasen in der Stadt schaffen.

Wie reagie­ren Sie auf die Men­schen, denen die Ver­kehrs­wen­de zu schnell geht?

Almut Neu­mann: Ich lade alle ein, sich ein­mal den Bel­ler­mann­kiez anzu­schau­en. Dort ent­steht der­zeit der ers­te Kiez­block in Mit­te. Das bedeu­tet, dass jeder Ort mit dem Auto erreich­bar bleibt. Der Kfz-Durch­gangs­ver­kehr wird aber auf die Haupt­stra­ßen zurück­ge­lei­tet, wo er auch hin­ge­hört. Kiez­blocks sor­gen also für mehr Ruhe und für bes­se­re Luft in den Wohn­vier­teln. Und sie machen es gera­de für Kin­der und für älte­re Men­schen viel siche­rer, sich dort zu bewe­gen. Im Som­mer wer­den im Bel­ler­mann­kiez zudem neue, schö­ne Auf­ent­halts­flä­chen mit Hoch­bee­ten ent­ste­hen. Dort kann man die Ver­kehrs­wen­de und die Auf­wer­tung des öffent­li­chen Raums, die ich mir wün­sche, also direkt erleben.

Was wol­len Sie in den fünf Jah­ren Ihrer Amts­zeit schaffen?

Almut Neu­mann: Ich will das Rad­netz in Ber­lin-Mit­te aus­bau­en und die Kreu­zun­gen im Bezirk siche­rer für Fußgänger:innen machen. Ich set­ze auf Mit­tel, die schnell gehen: zum Bei­spiel Kiez­blocks, die man mit Pol­lern und gegen­läu­fi­gen Ein­bahn­stra­ßen ein­rich­tet. Ich hof­fe, dass die Bürger:innen dann krea­tiv wer­den und die so ent­ste­hen­den öffent­li­chen Räu­me neu nut­zen. Auch möch­te ich auf den Geh­we­gen mehr Platz für Fußgänger:innen schaf­fen. Das will ich errei­chen, indem zum Bei­spiel Gas­tro­no­mie­be­trie­be ihre Tische und Stüh­le auf die bis­he­ri­gen Park­buch­ten stel­len kön­nen und dort den Platz nut­zen. Außer­dem brau­chen wir mehr Abstell­flä­chen für E‑Scooter, damit die­se nicht die Geh­we­ge ver­sper­ren. Wenn E‑Scooter rück­sichts­los abge­stellt wer­den, soll­te dies mei­ner Mei­nung nach auch stren­ger geahn­det wer­den können.

Ich will mich für unser Stadt­grün ein­set­zen: Unse­re Parks sind die grü­ne Lun­ge unse­rer Stadt und wich­ti­ge Erho­lungs­flä­chen für die Men­schen in unse­rem Bezirk. Wir müs­sen sie gut pfle­gen und gera­de in Zei­ten des Kli­ma­wan­dels mehr Bäu­me pflan­zen. Außer­dem möch­te ich die zuneh­men­de Ver­mül­lung des öffent­li­chen Raums bekämp­fen, zum Bei­spiel durch regel­mä­ßi­ge Sperrmülltage.

Wer­den Sie sich um den Wed­ding stär­ker küm­mern als um ande­re Tei­le von Mitte?

Almut Neu­mann: Mir ist es natür­lich wich­tig, den gan­zen Bezirk zu betrach­ten. Ich sehe aber bei­spiels­wei­se, dass wir im Wed­ding eini­ge Kieze mit beson­ders viel Durch­gangs­ver­kehr haben. Der Wed­ding hat inso­fern also ein biss­chen Auf­hol­be­darf. Des­halb pla­nen wir die nächs­ten Kiez­blocks tat­säch­lich im Brüs­se­ler Kiez und im Sprengelkiez.

Ist eine Rad­spur auf der Mül­lerstra­ße sinn­voll, obwohl par­al­lel eine Fahr­rad­stra­ße in der Togo- und der Ant­wer­pe­ner Stra­ße existiert?

Almut Neu­mann: Ja, die Rad­spur auf der Mül­lerstra­ße ist eine gute Maß­nah­me, auf die vie­le Men­schen schon lan­ge war­ten. Wir wer­den sie hof­fent­lich bis Mit­te des Jah­res end­lich ein­rich­ten kön­nen. Rad­fah­ren­de haben unter­schied­li­che Bedürf­nis­se. Man­che fah­ren lie­ber auf den gro­ßen Stra­ßen, um schnel­ler vor­an­zu­kom­men. Gleich­zei­tig ist die Fahr­rad­stra­ße in der Togo- und Ant­wer­pe­ner Stra­ße län­ger als der geplan­te Rad­weg auf der Mül­lerstra­ße und stellt des­halb eine wich­ti­ge Netz­ver­bin­dung dar.

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Das Inter­view ist eine län­ge­re Ver­si­on eines Abdrucks in der Wed­din­ger All­ge­mei­nen Zei­tung (–> E‑Paper), der gedruck­ten Zei­tung für den Wed­ding. Die Fra­gen stell­te And­rei Schnell am 14. März. Wir dan­ken dem RAZ-Verlag!

Andrei Schnell

Meine Feinde besitzen ein Stück der Wahrheit, das mir fehlt.

5 Comments

  1. Freut mich, dass es mit den Kiez­blocks vor­an geht.

    Was ist eigent­lich schnel­ler zu rea­li­sie­ren? Pol­ler oder Einbahnstraße?
    Wobei letz­te­res im Wed­ding lei­der häu­fig igno­riert wird.

  2. Hal­lo

    im Bel­ler­mann­kiez ist noch viel zuse­hen aus­ser die ers­ten 20 Pol­ler , ob noch mehr davon sinn­voll sind wird sich zeigen.

    Hof­fe nur das sich Frau Neu­mann NICHT den Berg­mann­kiez als Vor­bild nimmt , wo die Beru­hi­gung in einem völ­lig irr­sin­ni­gen Wirr­warr ende­te: Pol­ler, Stei­ne, Park­lets, Male­rei­en und kryp­ti­sche Beschil­de­run­gen wur­den hier aus­pro­biert, viel Geld ver­brannt , vie­le obsku­re Ideen für die Ver­kehrs­füh­rung. Ruhi­ger ist es nicht gewor­den und schö­ner schon gar nicht

    Denn was nutzt es ‚wenn der Durch­gangs­ver­kehr auf die Haupt­stra­ßen zurück­ge­führt wird wenn dadurch dann dort wie­der mehr Stau entsteht.
    Bis jetzt habe ich auch noch kei­ne Idee woher nur die Abnei­gung der Grü­nen gegen das Auto kommt ‚… 

    Erfolg­rei­che Woche

    • Ich den­ke, es gibt mehr als eine Par­tei, die errei­chen möch­te, dass die Zahl der Autos sinkt. Ich habe die Über­le­gung gehört, dass die Zahl von jetzt 1,2 Mil­lio­nen Autos in Ber­lin auf 0,3 Mil­lio­nen sin­ken soll. (Jede ande­re Ziel­zahl sagt dabei etwas Ähn­li­ches.) Ich bin auch gespannt, ob der Bel­ler­mann­kiez ruhi­ger und schö­ner wird.

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