Vor knapp zehn Jahren ist der Film „Hai-Alarm am Müggelsee“ von Leander Haußmann und Sven Regener erschienen. In der Komödie geht es um einen vermeintlichen Hai in dem Badegewässer. Die absurde Geschichte mäandert skuril vor sich hin, der Haialarm wird zu einer Art schrägem Werbespot für den See und für Friedrichshagen, das Stadtmarketing läuft zur Höchstform auf. Die Aufmerksamkeit wird so groß, dass man auch am Wannsee einen Hai-Alarm haben möchte, Werbung ist ja nie schlecht. Nun hat in der Realität vor kurzem das Bezirksamt für den Plötzensee Hai-Alarm ausgerufen. Große bunte Plakate mit stilisierten Haien hängen rund um den See. Mit dem Film von Leander Haußmann hat das nichts zu tun, aber Aufmerksamkeit hat die Kampagne auf jeden Fall erzeugt.
Das altbekannte Problem
Mit der Kampagne will das Bezirksamt auf launige Art und Weise darauf hinweisen, dass der Plötzensee stark leidet. Seit Jahren klettern Badegäste über die Zäune und baden entgegen dem Verbot im Landschaftsschutzgebiet, zertrampeln Pflanzen, stören die Schwäne beim Brüten. Darauf hingewiesen wurde oft, auch der Weddingweiser schrieb zuletzt vor zwei Jahren über das Problem (Ungebremstes Wildbaden im Plötzensee, Alle Dämme gebrochen am Plötzensee). Geschehen ist seither nichts Erkennbares, die vermeintlich kleine Übertretung der Regeln hat sich zur Gewohnheit eingeschliffen. Fakt ist aber: am Plötzensee ist das Strandbad der einzige Ort, an dem legal gebadet werden darf.
Frühere Versuche, den See zu retten
Versuche des Bezirks, dem Problem Herr zu werden, hat es gegeben. Sehr erfolgreich waren sie indes nicht. Anfangs konzentrierte sich das Amt darauf, den See immer wieder zu renaturieren und vorsichtige Hinweise zu geben. Schilf wurde nachgepflanzt, Nistkästen für Vögel angebracht, Schilder angehängt. Dann wurden höhere Zäune um den See gebaut und schließlich ein offizielles Betretungsverbot für die abgesperrten Uferbereiche ausgesprochen. Das alles hat zu nichts geführt. In der Corona-Zeit wurde die unerlaubte Nutzung des Seeufers noch intensiver. Auch die Stadtnatur-Rangerinnen konnten nur wenig ändern. Sie sollten mit den Menschen am See ins Gespräch kommen und aufklären.
Neue Strategie des Bezirks soll helfen
Die neue Bezirksstadträtin Dr. Almut Neumann geht nun einen neuen Weg. Ihre Strategie ruht auf drei Säulen: Prävention, Kontrollen, Alternativen. Zur Prävention gehören die Plakate, die kürzlich am Plötzensee aufgetaucht sind. Sie sollen auf das Problem aufmerksam machen. Schon das gefällt nicht jedem, manche empfinden das als Zumutung; die meisten Plakate wurden innerhalb kürzester Zeit abgerissen. Nach Aussage des Bezirksamts sollen aber neue kommen.
Wildbaden wird jetzt teuer
Auch die Ankündigungen von Kontrollen sind offenbar keine leeren Worte. Und diese offenbaren bereits das Ausmaß des Problems. „Das Ordnungsamt kontrolliert vor Ort. Erst kürzlich wurden mehr als 100 Verstöße an einem Tag gegen das Badeverbot festgestellt“, sagt Christian Zielke von der Pressestelle des Bezirksamts. Woher der Ärger mancher Wildbadender kommt, wird klar, wenn man die Antwort des Bezirksamts auf die Fragen des Weddingweisers liest: „Wer beim Aufenthalt an den unbefestigten Uferbereichen angetroffen wird, zahlt mindestens 50 Euro.“ Das, was in den letzten Jahren ungesühnt blieb, wird jetzt teuer. Da lohnt sich vielleicht doch ein Ticket fürs Strandbad! Wobei wir bei Punkt drei der Bezirksamts-Strategie angekommen sind.
Angebot zum legalen Baden
„Der dritte Punkt ist die Schaffung von Alternativen zum Baden. Auf Initiative von Bezirksstadträtin Neumann bietet das Strandbad Plötzensee seit neuestem ein Kurzzeitticket (2 Stunden für 2 Euro) an. Das ist aus unser Sicht ein faires Angebot für alle, die nur einmal kurz ins Wasser springen möchten“, so Christian Zielke vom Bezirksamt. Umgerechnet: Wer ein Mal beim illegalen Baden erwischt wird, hätte mindestens 25 Mal zwei Stunden im Strandbad ganz legal schwimmen können.
Happy End im Film
Am Ende der Kino-Komödie „Hai-Alarm am Müggelsee“ soll der vermeintliche Hai übrigens durch das Einleiten großer Mengen Bier aus der ortsansässigen Brauerei vertrieben werden. Eine riesige Menge Gerstensaft schwappt in den Müggelsee. Wenn man das bedenkt, dann bleibt zu hoffen, dass in der Realität der Dreiklang aus Prävention, Kontrollen und Alternativen als Strategie aufgeht und uns die große Biereinleitung in den Plötzensee am Ende erspart bleibt. Denn Bier, das trinkt man am Plötzensee doch besser im Strandbad oder in der Fischerpinte als direkt aus dem See 😉
Link zur Kampagnenseite des Bezirksamts: Hai-Alarm am Plötzensee
In einer immer dichter besiedelten Stadt brauchen wir Naherholungsgebiete, und dazu sollten auch freie Badestellen an einem See gehören – für alle, aber umso mehr für Menschen mit wenig Geld.
Mit Erholung hat es wenig zu tun, wenn durch das genannte Zwei-Euro-Ticket (mit Kassenbon-Aufbewahr-Verfahren) die ärmeren Leute beim Baden jetzt zur Eile gedrängt werden. Auch das diskutierte ermäßigte Ticket (das noch gar nicht existiert) wäre eine Hürde, beispielsweise für Leute ohne Berlinpass. Es ist nicht besonders sozial, wenn man es für die Menschen mit wenig Geld kompliziert macht.
Eine Möglichkeit für einen Kompromiss, der über Verbote und Geldstrafen hinausgeht, ist die Erhaltung von freien Badestellen bei gleichzeitigem Naturschutz durch folgende Maßnahmen:
– Errichtung von befestigten Zugängen ins Wasser, z.B. Stege oder auch Treppen, auf denen man ohne Belastung der Ufer ins Wasser kommt,
– Badeerlaubnis an der Terrasse gegenüber dem Strandbad (“Steingarten”),
– Verkleinerung des Strandbades und Nutzung der freigewordenen Strandabschnitte zum kostenlosen Baden,
– Offenhaltung des Strandbades außerhalb der Öffnungszeiten zum freien Baden.
Gestern habe ich erfahren, dass der Kurzzeittarif nur bis 17 bzw. 18 Uhr gilt. Wer danach baden will, muss 5 Euro Eintritt inkl. Freigetränk zahlen.
… und muss um 19 Uhr aus dem Wasser wegen Badeschluss …
Das gilt ja für alle und ist deshalb nicht verwunderlich.
dieses Strandbad ohne Badegäste ist sehr wohl verwunderlich.
Hm, wenn ich am See lang fahre, sehe ich schon Badegäste. Was meinst Du?
Badeschluss ist ja sowieso um 19 Uhr. Logisch wäre es also, wenn man bis 17 Uhr mit dem Kurzzeitticket rein kann, deenn danach kann man gar nicht mehr baden, nur noch was ander Bar trinken oder Musik hören.
Als Anwohnerin, die auch einfach gerne in der Sonne am Ufer liegt finde ich 2 Stunden zu kurz und die Tagespreise halte ich für lächerlich hoch. Ich bin nicht über die Zäune geklettert, da ich den Zweck dieser Zäune für durchaus legitim halte. Die einzige legale Badestelle jedoch entgeltlich zu machen, halte ich für unsozial. Zu mal mit Strandbar etc. ja eher eine Partylocation als ein Erholungsort für die Weddinger geschaffen wurde. Mein Vorschlag also: legale, kostenfreie Badestelle einrichten. Notfalls abgezwackt vom Gelände des Strandbads.
Hallo
hier ist der Dritte
Ist doch völlig egal wie hoch oder niedrig die Preise sind . Wer es bezahlen kann geht rein , wer nicht bleibt draußen. Der Draußen Bleibende kann dort baden wo es nix kostet – nur eben nicht in einem Naturschutzgebiet !! Früher haben die Menschen das verstanden , haben auch nach einem Picknick nicht ihren Müll herum liegen lassen.
Man hätte anstelle von lustigen Hai-Plakaten ein einziges großes prägen sollen .… darauf könnte stehen das es 1000e kostet wer beim Baden im Naturschutzgebiet erwischt wird , ersatzweise Haft wenn er/sie/es das Geld nicht aufbringen können. Zusätztlich 50 Stunden Sozialarbeit um den Verstand wieder zu sensibilisieren für die Natur
Es ist schon ein Zeichen für unsere Zeit .… hier die Natur zerstören und keine 200 Meter weiter am Montag sich auf dem Asphalt festkleben und über Umweltschutz und Rettung der Welt zu diskutieren, weil angeblich die Erde zu heiß wird weil wir zu viel Energie in die Luft blasen… was noch zu beweisen gilt .… aber das ist ein anderes Thema
in diesem Sinne genießt den Sommer und jetzt die Ferien , ab Herbst / Winter wird die Welt ein wenig Anders aussehen
Alternativ könnte man auch Dich einstellen, Reinhard. Du könntest prima den Leuten den Kopf waschen, die in der Natur rumtrampeln 😉
Eine Anmerkung nur noch von mir: Ich nehme mal sehr stark an, dass die Leute, die sich auf den Asphalt kleben nicht die gleichen sind wie die, die Schwaneneier kaputt schlagen und am Plötzensee über den Zaun springen. Ist aber nur eine Vermutung…
Das war Nummer vier. 🙂
Ha der war gut .… 20 Jahre jünger und das könnte klappen
Vermutung könnte richtig sein – hab auch nicht gesagt das das die Selben sind , sondern eben nur was die Einen zertrampeln wollen die Anderen verhindern
Die , die hier rumtrampeln sind eher die Gleichen wie im James-Simon Park u im Monbijoupark !!
Ist meine Vermutung
Fünf!
„darauf könnte stehen das es 1000e kostet wer beim Baden im Naturschutzgebiet erwischt wird …“
Aber erst dann, Reinhard, wenn es sich um ein Naturschutzgebiet handeln würde. Der Status des Plötzensees, inklusive des Großteils des Parks Rehberge, ist LSG. In Landschaftsschutzgebieten ist das Betreten der Landschaft, inklusive Gewässern, allerdings generell gestattet.
Wäre der Plötzensee NSG, dürfte an ihm kein Strandbad betrieben werden.
Illegale Müllentsorgung im LSG (von mir dort schon beobachtet!) wäre schon ein paar Tausender wert, Baden ist unter diesem Aspekt nicht illegal. Das Betretungsverbot der Uferbereiche stützt sich deshalb auf das Berliner Grünflächengesetz als Rechtsgrundlage, und es kann nur in diesem Rahmen bebußgeldert werden.
Es gibt doch diese eine legale Badestelle aus Stein, wo man nicht über den Zaun muss.
Ich spring nur trotzdem lieber schnell über den Zaun, weil mir das da zu voll und prollig ist. Ich gebe aber auch auf Flora und Fauna acht und gehe nur zum Schwimmen rein anstatt da rumzuliegen. Das Schwimmbad ist unpraktisch. Die haben nicht mal funktionierende Schließfächer – also null Mehrwert für Schwimmer! Wenn Zahlen gehe ich lieber in ein echtes Schwimmbad – ohne Blaualgen. Plötzensee ist schon eine Zumutung für die Haut.
Wenn man die Uferstellen schützen will sollte man die Liegestellen nach hinten verlagern indem man mehrere legale kostenlose Zugänge über den Weg an der Uferfläche verteilt zum Wasser schafft ohne Liegefläche. Ist das so schwer zu kapieren?
Und warum soll das Schwimmbad die Lösung für Umwelt und brütende Tiere sein – wäre eigentlich ganz nett, wenn nicht dauernd am See laute Musik von da läuft!
Sorry, habt Ihr das recherchiert: 1) Wie hoch ist der Preis im Strandbad? 7,50€ + Freisuff in der Woche, 8€ am Wochenende. Jahreskarten sind längst abgeschafft. – 2) Hat dieses Strandbad überhaupt noch Badegäste?
Als einer, der regelmäßig in der Plötze schwimmt, sage ich: sowohl das Bezirksamt, als auch der Artikel befinden sich auf einem Holzweg. Aus dem Strandbad wurde nicht nur ich vertrieben, über den Zaun klettere ich auch nicht.
Das Bezirksamt ist hier nicht glaubwürdig, denn es duldet und fördert, dass das Strandbad am Plötzensee zu einer lärmenden Partymeile umfunktioniert wurde – mit zahlreichen Autos von überall her, die lange auch auf dem Gelände parkten. Niemand geht mehr zum Schwimmen in dieses traurige Strandbad. Aber gejagt werden sollen nun die schwimmenden Anwohner/innen, die etwas für ihre Gesundheit tun. Das ist blanker Hohn!
Die Preise des Strandbads haben wir zum Saisonstart im Standbad erfragt und veröffentlicht. Es stimmt, dass das 2‑Euro-Kurzzeitticket auf der Seite des Strandbads bis heute leider nicht veröffentlicht ist. Es gibt es aber trotzdem. Das wurde uns gestern auf Nachfrage auch nochmals bestätigt. Über die Zahlen der Badegäste kann ich nichts sagen. An heißen Tagen sieht es von der anderen Seite aus aber voll aus.
Darüber, ob es ein verpachtetes Strandbad am Plötzensee geben sollte oder nicht (für beides spricht einiges, finde ich), könnte man streiten. Aber Fakt bleibt, das das Baden außerhalb des Strandbads verboten ist, schon sehr, sehr lange. Es fällt mir schwer, da von Verdrängung zu reden. Es ist mehr die Rückkehr zu einem für die Natur erträglichen Zustand, ist ja in einem Landschaftsschutzgebiet. Und wenn man sich die Pflanzen- und Tierwelt anschaut, ist das auch richtig so an diesem minikleinen See. Letztes Jahr sind sogar Eier der Schwäne zerdeppert worden. Das geht wirklich zu weit und zeigt, dass der Mensch der Natur hier deutlich zu nah gekommen ist.
Ich bin früher auch schon mal mit den Kindern an der verbotenen Seite baden gegangen. Ich komme aus Brandenburg, wo man praktisch an jeder Ecke kostenfrei in den See hopsen kann. Ich verstehe den Ärger und tue mich auch schwer, für diesen selbstverständlichen Spaß zu bezahlen, Rutschlandschaften und Cocktails am Strand mögen fein sein, brauche ich persönlich aber nicht. Ich muss trotzdem zugeben, dass mein Wildbaden falsch war und das das Problem in den letzten Jahren total ausgeufert ist. Ich finde es gut, dass der Bezirk das jetzt endlich mal angeht statt weiter nur zuzusehen wie Weddings einziger See langsam zerstört wird.
Ich finde es gut, dass Du nicht über den Zaun kletterst. Da sind wir schon zwei. 😉
Auf meine wiederholte Nachfrage beim Strandbad wusste man von einem 2€-Ticket nichts. Stattdessen kostet der Eintritt bei Max 2h „nur“ 50%, was bei 8€ regulärem Tarif 4€ sind.
Hi, wir fragen den Preis des Kurzzeittickets jetzt beim Bezirksamt und beim Strandbad nochmals nach. Die 2 Euro waren das, was der Bezirk uns geschrieben hatte. Und es stimmt, zum Saisonstart hatte das Strandbad den Preis des Kurzzeittickets mit 50 Prozent des Normalpreises angegeben. Wir sind gespannt.
Jetzt sollten es alle Mitarbeitenden des Strandbads wissen, denn nun steht es auch auf deren eigener Seite:
Neuer Kurzzeittarif:
2 Stunden – 2€! Dazu einfach beim Reingehen dazu sagen, dass du maximal 2 Stunden bleiben möchtest. Du zahlst vorerst den vollen Eintritt erhältst einen Kassenbon mit einem Vermerk. Falls du doch länger bleiben möchtest, musst du nichts weiter unternehmen und kannst auch weiterhin den tag genießen. Falls du aber innerhalb von 2 Stunden das Strandbad verlässt, bekommst du beim Rausgehen an der Kasse die Differenz erstattet, so dass du nur 2€ zahlen musst 😉
So, das Bezirksamt hat schon geantwortet. Die Antwort lautet wie folgt: “Die Internetseite des Strandbades Plötzensee soll noch in dieser Woche aktualisiert werden. Auch Schilder und Banner, die auf den vergünstigten Tarif hinweisen, sind nach Auskunft des Betreibers bereits bestellt und sollen demnächst aufgestellt werden. Besucher zahlen zunächst den vollen Eintrittspreis. Wer das Strandbad bereits nach zwei Stunden verlässt, bekommt die Differenz zu den 2 Euro des Kurzzeittarifs zurückerstattet. Diese Regelung soll kulant gehandhabt werden, hat uns der Strandbadbetreiber mitgeteilt.”
So steht es jetzt auf der Strandbad-Website: Regulär “7,50€ (Inklusive Freigetränk*)” montags bis donnerstags – abzüglich 2€ = 5,50€.
Und die Party geht stets bis Dunkelheit, die Schwimmzeit aber nur bis 19 Uhr (auf dem Papier), denn Bademeister habe ich da schon lange keine mehr gesehen.
Wenn ich also nach Feierabend was für meine Gesundheit tun will, zwingt mich das Bezirksamt, das künftig nur noch illegal zu tun? Während das Partyvolk den Plötzensee verlärmen und befahren darf, wenn es nur genug Eintritt zahlt.
So, jetzt ist die Seite des Strandbads aktualisiert worden. Da steht jetzt:
Neuer Kurzzeittarif:
2 Stunden – 2€! Dazu einfach beim Reingehen dazu sagen, dass du maximal 2 Stunden bleiben möchtest. Du zahlst vorerst den vollen Eintritt erhältst einen Kassenbon mit einem Vermerk. Falls du doch länger bleiben möchtest, musst du nichts weiter unternehmen und kannst auch weiterhin den tag genießen. Falls du aber innerhalb von 2 Stunden das Strandbad verlässt, bekommst du beim Rausgehen an der Kasse die Differenz erstattet, so dass du nur 2€ zahlen musst 😉