Der Rosenthaler Vorstadt ergeht es wie dem Wedding. So wie es den ehemaligen Bezirk Wedding gab und den heutigen Ortsteil Wedding gibt, so gab es auch den ehemaligen Vorort Rosenthaler Vorstadt und gibt es den heutigen Stadtteil Rosenthalter Vorstadt. Wolfgang Feyerabend ist Lektor, freier Schriftsteller, Stadtführer und war mehrere Jahre Berliner Stadtforscher. Diese Herkunft erklärt, warum sein Buch „Die Rosenthaler Vorstadt“ gut lesbar und gut recherchiert zugleich ist.
Seine Herkunft als Historiker erklärt seine Entscheidung, die gesamte Rosenthaler Vorstadt in den Blick zu nehmen. In einem Zeitraum von 280 Jahren wiegen die letzten Jahre der Teilung nicht viel. Dagegen glaubt der LH-Verlag, der das Buch verlegt, die Rosenthaler Vorstadt sei nur der heutige kleinen Kiez in Mitte und druckt eine Karte nur von diesem Teil im Einband ab.
Die Vorstadt, heute würde man sagen, der Vorort, war 1752 gegründet worden. Der Wald vor der Berliner Stadtmauer wurde von Friedrich dem Großen per Federstrich in Parzellen aufgeteilt und zur Besiedelung verlost. Das Städtchen vor den Toren hieß zuerst Vogtland und wurde erst rund 100 Jahre später in Rosenthaler Vorstadt umbenannt.
Probleme eines Mietmarktes vor 200 Jahren
Den heutigen Leser erstaunt, dass eigentlich schon immer Mietwohnungen in privatem Eigentum Probleme eher geschaffen als gelöst haben. Nachzulesen ist dies im Kapitel „Die Wülcknitzschen Familienhäuser“. Die Elendsgeschichte mit der Privatvermietung schreibt sich späterhin mit dem berüchtigten Meyershof in der Ackerstraße fort. Und wahrscheinlich nicht zuletzt in den 1990er Jahren setzte der Berliner Senat mit dem Sanierungsgebiet Rosenthaler Vorstadt in Alt-Mitte wieder auf private Vermieter.
Teilungen
Die Neugründung Berlins als Groß-Berlin im Jahre 1920 ist schuld an der Teilung der Rosenthaler Vorstadt. Zumindest verwaltungstechnisch wurde die Vorstadt aufgeteilt auf die Bezirke Mitte und Wedding. Ältere Bewohner im Brunnenviertel erinnern sich dagegen noch, auf den Spielplätzen Vinetaplatz, Arnimplatz und Zionskirchplatz gleichermaßen gespielt zu haben. „Das waren unsere drei Plätze“. Bis vor den Mauerbau 1961 lebte demnach im Alltag die alte Rosenthaler Vorstadt weiter. Es ist eine gute Entscheidung von Wolfgang Feyerabend das ursprüngliche Gebiete in den Blick zu nehmen. So liefert sein im LH-Verlag im Januar 2014 erschienen Buch „Die Rosenthaler Vorstadt“ für 19 Euro 80 auch eine Geschichte einer Ecke des ehemaligen Bezirks Wedding (aus Verwaltungssicht: die Geschichte einer Ecke des Ortsteils Gesundbrunnen).
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Der LH-Verlag stellt das Werk “Rosenthaler Vorstadt” vor in einer Buchinfo.
Interessant: Die Seite www.alt-berlin.info zeigt alte Berliner Stadtpläne.
Autor: Andrei Schnell / Grafik: LH-Verlag und Bibliographisches Institut in Leipzig.
[…] stand sie am Arkonaplatz. Vor fast 124 Jahren lag der Vinetaplatz genau wie der Arkonaplatz in der Rosenthaler Vorstadt – aus damaliger Sicht also im selben Kiez. Heute liegen freilich Welten zwischen diesen […]
Danke Andrei!
🙂