Wie unser Stadtteil wurde, was er ist. Von seinen Ursprüngen als Feldmark und Heide bis zu einem der dichtbesiedeltsten Orte Deutschlands – der Wedding hat eine bewegte Geschichte.
Eine Chaussee, eine Heilquelle und ein wüstes Dorf
Ansiedlungen, die einer Stadtgründung vorausgehen, entstanden oft an Flüssen oder an ausgebauten Wegen. So verhielt es sich auch beim Wedding: Um 1780 ließ König Friedrich Wilhelm III vom Oranienburger Tor bis zum Landgut Tegel eine befestigte Chaussee anlegen, die heutige Chaussee- bzw. Müllerstraße. Mit dem steigenden Zuzug neuer Einwohner wurden in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Acker- und Heideflächen an der Chaussee parzelliert und im Laufe der Zeit mit Siedlerhäusern bebaut. 1828 bestand der „Wedding“ aus 226 Wohnhäusern mit 2.217 Menschen, dazu kamen 17 Fabriken und Mühlen – fast ausschließlich an der Chaussee gelegen.
Ganz anders entwickelte es sich am Gesundbrunnen, denn der Wedding entstand aus mehreren Siedlungskernen. Hier wurde im 18. Jahrhundert eine Springquelle entdeckt. Der damalige Hofapotheker Heinrich Wilhelm Behm baute sie 1758 zu einem Heilbad aus (Abb.2/ Gesundbrunnen, 1770). Wohlhabende Bürger aus Berlin reisten an, um sich für einen oder mehrere Tage zu erholen. 1809 wurde das Heilbad mit Genehmigung der gleichnamigen Königin in Luisenbad umbenannt und 1845 zunächst als Badehaus, dann als Ausflugslokal genutzt.
Der Namensursprung vom Wedding geht wiederum zurück auf das Rittergut von Rudolphus de Weddinge und dem dazugehörigen Dorf, das urkundlich erstmals 1251 erwähnt wurde und vermutlich auf der Höhe des heutigen Amtsgerichts stand. Allerdings wurde es kurz darauf wieder aufgegeben, was früher als „wüst“ bezeichnet wurde. Ein weiterer Siedlungskern entstand dann erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts mit dem königlichen Vorwerk Wedding. Dieser landwirtschaftliche Gutshof lag nördlich des heutigen Nettelbeckplatzes, direkt an der Panke, die Friedrich I als Verkehrsweg zwischen Schloss Schönhausen und Charlottenburg 1705 aufstauen ließ. 1817 kaufte die Stadt Berlin das Gut, parzellierte das Land und siedelte dort Familien an.
Friedrich der Große und seine Kolonien
Doch bis diese drei Siedlungskerne auf dem Wedding und am Gesundbrunnen zu einem (Orts-)teil zusammenwachsen sollten, verging noch viel Zeit. Einen wesentlichen Beitrag dazu leistete Friedrich der Große mit seiner Ansiedlungspolitik. Wegen der hohen Bevölkerungsverluste im Siebenjährigen Krieg holte der preußische König im großen Stil Siedler von weit her in sein Land. Dadurch entstanden bis 1806 – sage und schreibe: 25.000 Bauernstellen und circa 400 neue Ortschaften, vor allem in Schlesien. Nun war dem König auch daran gelegen, das dünn besiedelte Land nördlich von Berlin urbar zu machen. Deshalb wurde 1752 der erste Grundstein für eine friderizianische Kolonie zwischen dem Rosenthaler und dem Hamburger Tor gelegt. Zimmerer und Maurer aus dem sächsischen Voigtland bezogen dort mit ihren Familien die 30 Doppelhäuser. Was dem königlichen Hof jedoch hauptsächlich fehlte, waren Gärtner, so dass Friedrich II auf eigene Kosten weitere Siedlungskolonien an der Gartenstraße und in der Gegend um die heutige Gottschedstraße bauen ließ, selbstverständlich mit der Verpflichtung an die Kolonisten, das dazugehörige Land ertragreich zu bewirtschaften. Die letzte friderizianische Kolonie entstand hinter dem Gesundbrunnen, zu beiden Seiten der Koloniestraße. Eines der Kolonistenhäuser steht heute noch in der Koloniestraße 57 und wird von dem Wohnprojekt PinkePanke genutzt.
Wedding, Berliner Vorstadt
Die Wohnviertel in vorstädtischer Lage zogen damals vor allem verarmte Handwerker, Tagelöhner und Manufakturarbeiter an. Auf engstem Raum lebten hier Menschen, die in der Hauptstadt arbeiten wollten, sich aber die hohen Mieten nicht leisten konnten. Aufgrund der enormen Bevölkerungszunahme und des schnellen Wachstums der Großstadt wurden die Kolonistenhäuser schon bald durch bescheidene zweistöckige Wohnhäuser ersetzt, die nun aber über das ganze Grundstück reichten und dadurch allmählich eine geschlossene Bebauung ausbilden sollten. Aus landwirtschaftlich geprägten Siedlungskernen wurde ein vorstädtisches Wohn- und Gewerbegebiet. Grund genug für einen ersten Bebauungsplan, der 1830 von Oberbaurat Schmidt vorgelegt wurde. Auf dem Plan gingen mehrere Straßen auf alte Verbindungsstraßen und kleine Feldwege zurück. Was in den zukünftigen Vorstädten jedoch noch fehlte, waren Kirchen. Im Auftrag des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III entwarf der bekannte Berliner Baumeister Karl Friedrich Schinkel vier klassizistische Vorstadtkirchen. Zwei von ihnen wurden 1832–35 im Wedding realisiert: die Nazarethkirche am Leopoldplatz und die St.-Pauls-Kirche in der Badstraße. Wobei man sich das heutige Umfeld der Kirchen wegdenken muss, denn der Leopoldplatz nahm erst 50 Jahre später seine Gestalt an und in der Badstraße befanden sich zu diesem Zeitpunkt noch Kolonistenhäuser, die erst 1879 einer Straßenverbreiterung zum Opfer fielen.
Der Gesundbrunnen breitete sich zusehends nach Westen aus, um dann unmittelbar in den Wedding überzugehen. An der Badstraße wurden 5‑geschossige Mietshäuser gebaut, denen unter anderem die Gastwirtschaft Luisenbad weichen musste. Nichts desto trotz galt der Gesundbrunnen weiterhin als beliebter Ausflugsort. Allein in der Badstraße zählte man 1887 40 Gastwirtschaften und Biergärten. Für volkstümliche Unterhaltung sorgten die Revue- und Varietétheater, später die Kinos.
Text: Holger Barth
Wie es weitergeht, erfahrt ihr in Teil 2
hallo
hatte gedacht das vllt mal eine antwort dazu kommt … ob das möglich sei oder schon mal darüber nachgedacht wurde oder oder….
beste grüße
Für eine Buchveröffentlichung fehlen uns leider die Ressourcen.
na das ist aber schade… dann werde ich eben die artikel als pdf herunterladen und dann als ein pdf zusammenfassen
grüße
Da ließe sich vielleicht etwas machen. Einfach Email an [email protected], dann sprechen wir drüber.
Viele Grüße!
hallo
es sind doch jetzt schon eine ganze reihe von ähnlichen artikeln erschienen .… wie wäre es daraus ein buch zumachen
beste grüße