Der Wedding hatte schon öfter die Berlinale zu Gast. Auch in diesem Jahr, in dem vieles ganz anders ist, kommen die Internationalen Filmfestspiele Berlin in den Stadtteil. Das Berlinale Summer Special beginnt am 9. und endet am 20. Juni. Die Kinofilme werden ausschließlich unter freiem Himmel gezeigt, es gelten besondere Corona-Bestimmungen. Wer sie nicht scheut, der kann im Wedding im silent Green Kulturquartier und im Freiluftkino Rehberge viele interessante Filme entdecken. Der Kartenvorverkauf startet heute (3.6.) um 10 Uhr.
Corona-Formalien vornweg
Auch wenn die Vorfreude und die Neugierde bei Filmfans sicher groß ist, stehen die Corona-Bestimmungen in diesem Jahr noch vor dem Programm. Nach neuesten Regelungen dürfen die Freiluftkinos bis zu 500 Gäste vor die Leinwand lassen. Wer Berlinale-Gast werden möchte, benötigt einen negativen Test (nicht älter als 24 Stunden), ist doppelt geimpft oder genesen. Die Tickets, die personalisiert sind, sollen online gekauft werden. Am Kino werden die Kontaktdaten erfasst, die Hände sollen desinfiziert werden, bis zum Platz muss eine FFP2-Maske getragen werden, Abstand ist sselbstverständlich, Plätze werden für Einzelbesucher oder höchstens für zwei nebeneinanderliegende Sitze vergeben. Soweit zu den Formalien.
Berlinale im Silent Green Kulturquartier
Das Silent Green Kulturquartier in der Gerichtstraße ist bereits ein alter Berlinale-Hase. Auch in den vergangenen Jahren gab es dort Filme aus dem Forum und aus der Sektion Forum Expanded zu sehen. Auch in diesem Jahr ist das so. An elf Abenden werden jeweils ab 21.30 Uhr ausgewählte Arbeiten aus den beiden Sektionen als Berlinale-Sommerkino im Innenhof gezeigt. Dabei greift das Silent Green auf seine Erfahrungen von den Picknickkonzerten im vergangenen Jahr zurück und bietet Open Air Kino mit Kopfhörern an.
Los geht es im Kulturquartier mit dem ersten Film am Mittwoch (9.6.) um 21.30 Uhr. Gezeigt wird dann der kanadische Film „Ste. Anne“ – in franzöischer Sprache und mit englischen Untertiteln. Über den Inhalt verrät die Berlinale-Webseite: „Renée kehrt nach jahrelanger Abwesenheit zur Familie und ihrer jungen Tochter Athene zurück. Auf 16 mm und mit Laiendarsteller*innen gedreht, fügen sich Fragmente, Eindrücke und Vorahnungen zum Porträt einer Gemeinschaft innerhalb der Métis Nation.“
Berlinale im Freiluftkino Rehberge
Da das Freiluftkino Rehberge seine Filme ohnehin immer draußen zeigt, gibt es hier weniger Änderungen zum Normalprogramm. Das Hygienekonzept des Filmfestivals gilt auch hier, aber mit seinem vielen Platz hat das Freiluftkino natürlich einen Vorteil zu anderen Spielstätten und ist deshalb auch Teil der diesjährigen Berlinale. In den Rehbergen werden Filme der Sektionen Generation 14plus, Generation Kplu und aus dem Wettbewerb gezeigt.
Der erste Film flimmert im Freiluftkino Rehberge am Mittwoch (9.6.) um 21.45 Uhr über die große Leinwand. Gezeigt wird der ukrainische Streifen „Stop-Zemlia“. Der Film aus der Sektion Generation 14plus wurde in ukrainischer Sprache gedreht und kommt mit englischen Untertiteln zum Freiluftpublikum. Auf der Berlinale-Seite steht zum Inhalt: „Masha, Yana und Senia – drei Freund*innen, für die das Ende der Schulzeit naht. Zwischen Albereien wird die eigene Gefühlswelt ausgelotet, warten Prüfungen in Sachen Courage. Ein unaufgeregter und glaubhafter Blick hinter die Fassade.“
Zwei Filme aus dem Wettbewerb
Filme aus dem Wettbewerb sind bei den Zuschauern meist von besonderem Interesse und waren bisher am schnellsten ausverkauft. Im Freiluftkino gibt es zwei Mal die Gelegenheit, einen Film aus dem Wettbewerb zu sehen. Am Donnerstag (17.6.), 21.45 Uhr läuft der iranisch-französische Film „Ghasideyeh gave sefid“ (Ballad of a White Cow) – gedreht auf Farsi und mit englischen Untertiteln. Er handelt von einer Frau im Iran, an deren Mann zu Unrecht die Todesstrafe vollstreckt wurde. Als man ihr eine Entschädigung anbietet, will sie lieber die Verantwortlichen kennenlernen. Dann tritt ein neuer Mann in ihr Leben…
Der zweite Wettbewerbsfilm wird bereits am Tag zuvor, am Mittwoch (16.6.), gezeigt. Auf dem Spielplan steht der ungarische Film „Rengeteg – mindenhol látlak“ (Forest – I See You Everywhere) – zu sehen auf ungarisch und mit englischen Untertiteln. Die Berlinale-Webseite kündigt zum Inhalt an: „Sieben fugenhaft komponierte Miniaturen, hypnotisch und erratisch, zu einem psychologischen Kaleidoskop kulminierend: Paare, Familien, Freund*innen – verbunden durch fieberhafte Dialoge und die Gespenster von Abwesenden. Magisch-realistisch, klaustrophobisch-offen.“
Berlinale Summer Special – Service
Alle Vorstellungen finden bei jedem Wetter statt. Einlass ist jeweils ab 18 Jahren (außer bei den Filmen der Generation). Tickets kosten zwischen 10 und 15 Euro, Vorführungen von Generation Kplus kosten 5 Euro. Insgesamt findet das Berlinale Summer Special an 16 Veranstaltungsorten in der Berlin statt. Die offizielle Preisverleihung der Berlinale-Jury für die Filme findet am Sonntag (13.6.) auf der Museumsinsel in Mitte statt. Die Entscheidungen, wer welchen Bären bekommt, wurden bereits im März getroffen. Mehr zum Programm gibt es online. Auf der Seite können auch die Tickets gekauft werden – ab heute (3.6.), 10 Uhr.
Bildunterschriften
- Foto oben rechts: Preise der Internationalen Filmfestspiele Berlin: Silberner Bär und Goldener Bär. Foto. Dirk Michael Deckbar 2014
- Foto Mitte: Blick in den Innenhof des Silemnt Green. hier finden die Kinovorführungen statt.. Foto: Joachim Faust
- Bildunterschrift Plakat: Das offizielle Plakat des Berlinale Summer Specials 2021.
Liebe Dominiqu Hensel,
ich verfolge die Seite aus dem fernen München, da seit 2 Jahren mein sohn im Wedding lebt.
Ich finde die Beiträge und Fotos immer super. Authentisch, näher an den Menschen als in jeder anderen Zeitung, dazu unaufgeregt und nicht so übertrieben gehyped.
Was mich mal interessieren würde: wieviel Geld/ Enthusiasmus bzw. Wwieviele Leute braucht man um so eine Seite zu betreiben? Ich bin in München auch in einer Stadtviertel-Initiative und hätte auch gern so eine Seite.
Habt ihr auch ein Büro?
Viele Grüße (aktuell auf dem Weg nach Berlin)
Maria
Als Projektleiter beantworte ich mal diese Anfrage. Wir arbeiten komplett ehrenamtlich als Kollektiv einzelner Autor:innen, die alle eine andere Erwerbsquelle haben. Um unsere Kosten zu decken und auch Geld für einzelne aufwändige Leistungen wie Lokalpolitik-Berichte und die wöchentlichen News zu haben, lassen wir uns über den Dienstleister Steady durch Privatpersonen unterstützen (Abos für 2, 5 oder 15 Euro). Wir haben uns in einer UG organisiert und nicht in einem (gemeinnützigen) Verein. Wir haben kein Büro. In einer wöchentlichen Videokonferenz besprechen wir im Kernteam von etwa 5 Leuten die anstehenden Themen. Für weitere Fragen können wir gerne einmal telefonieren. VG, Joachim
Liebe Maria,
ich würde sagen, dass es auf Geld nicht ankommt, es aber hilft. Vom Enthusiasmus dagegen brauchst Du wirklich viel, es kann nie genug sein.
Der Weddingweiser hat sich viele Jahre lang komplett ohne Geld entwickelt. Nötig ist dafür aber ein harter Kern von Menschen, die gern schreiben und mit offenen Augen durch den Stadtteil gehen. Und, die dauerhaft Zeit erübrigen können und wollen. Beim Weddingweiser hat es mit einer Person angefangen, sehr lang waren wir auch zu zweit. Immer mal wieder kommen und gehen weitere Schreiber. Aktuell ist die Redaktion vergleichsweise groß.
Wir haben zwar eine offizielle Redaktionsadresse, aber kein Büro für die Redaktion. Jeder tippt von da, wo es im gerade gefällt.
Ich kann Dich nur ermuntern, einfach ganz klein anzufangen mit einer Stadtteilseite und sie konsequent und regelmäßig zu befüllen. Es macht sehr viel Spaß und lässt einen die eigene Umgebung noch Mal anders wahrnehmen. Viel Glück!
Details zu unserer Finanzierung kannst Du übrigens gern nachlesen: https://weddingweiser.de/wie-finanziert-sich-der-weddingweiser/ – Die Aufstellung ist nicht ganz aktuell, gibt aber einen Eindruck und reicht vielleicht für den Anfang.
Viele Grüße nach München (oder Berlin)
Dominique