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Amtlich: der Wedding kommt sozial

13. Juli 2020
Sozialdynamik
Grün: sich ent­wi­ckeln­de Kieze im Wed­ding, hell­blau: kei­ne Ent­wick­lung. Gra­fik: Sozi­al­mo­ni­to­ring bear­bei­tet Weddingweiser

13.07.2020 Die Sozi­al­da­ten sind zwar nicht mehr tau­frisch, aber dafür zei­gen sie nun amt­lich: sozi­al gese­hen ist der Wed­ding noch nicht gekom­men, aber er ist im Kom­men. Die Kar­te rechts zeigt gelb umran­det den ehe­ma­li­gen Bezirk Wed­ding. Die grü­nen Flä­chen zei­gen die Kieze, in denen es auf­wärts geht. Hier nimmt die Zahl der Arbeits­lo­sen, der Hartz-IV-Bezie­her und der Kin­der in armen Fami­li­en ab. Zu der Beur­tei­lung, dass es auf­wärts geht, kommt das Moni­to­ring Sozia­le Stadt­ent­wick­lung (MSS). Hier wei­te­re Erkennt­nis­se der alle zwei Jah­re ver­öf­fent­lich­ten Studie.

In den letz­ten Jah­ren zeig­ten ver­gleich­ba­re Kar­ten noch, dass sich beim The­ma Armut im Wed­ding im Gro­ßen und Gan­zen nicht viel tut. Die Dyna­mik galt als “sta­bil”. (Der gel­be Punkt in der Mit­te der Kar­te stellt übri­gens den Leo­pold­platz dar).

Sozialer Index Wedding
Vio­lett: Sozia­le Lage “sehr nied­rig”; oran­ge: mit­tel. Gra­fik: Sozi­al­mo­ni­to­ring bear­bei­tet Weddingweiser

Die zwei­te Kar­te (hier links) zeigt eben­falls gelb umran­det den ehe­ma­li­gen Bezirk Wed­ding. Doch hier wird der sozia­le Sta­tus, also der Ist-Zustand, farb­lich mar­kiert. Zu erken­nen ist: Auch wenn Tei­le des Wed­dings im Kom­men sind, im Ergeb­nis ist er noch nicht gekom­men. Denn die vio­let­ten Gebie­te sind die Kieze, die einen “sehr nied­ri­gen” sozia­len Sta­tus auf­wei­sen. Oran­ge gefärbt sind die Kieze mit “nied­ri­gen” Sta­tus. Bis auf das Eng­li­sche Vier­tel ist der Wed­ding im Wesent­li­chen sozi­al gese­hen ganz unten.

Dies war auch in den letz­ten Jah­ren so. Neu ist dem­zu­fol­ge die Ent­wick­lung, das heißt, die soge­nann­te Dyna­mik, die in der Kar­te oben dar­ge­stellt ist.

Historische Entwicklung in Diagrammen

Die bei­den Dia­gram­men zei­gen die Ent­wick­lung der Arbeits­lo­sig­keit und der des Trans­fer­be­zugs im ehe­ma­li­gen Bezirk Wed­ding. Zu sehen ist, dass in Ber­lin (rote Linie) die Zahl der Arbeits­lo­sen von 2016 bis 2018 deut­lich abge­nom­men hat (von 6,7 Pro­zent auf 4,2 Pro­zent). Der Wed­ding (gel­be Linie) folgt die­sem Trend, doch lie­gen die Zah­len mar­kant über den ber­lin­wei­ten Durch­schnitt. Hier spie­gelt sich der wirt­schaft­li­che Vor-Coro­na-Auf­schwung wie­der, von dem auch der alte Wed­ding zumin­dest ein Stück weit pro­fi­tier­te. Dabei schnei­det der Orts­teil Wed­ding (blaue Linie) etwas bes­ser ab als der Orts­teil Gesund­brun­nen (grü­ne Linie).

Anders dage­gen ist das Bild bei der Zahl der Men­schen, die Trans­fer­leis­tun­gen bezie­hen. Gemeint sind die­j­ni­gen, die von Sozi­al­hil­fe oder Hartz IV leben. Ber­lin­weit nimmt die­se Zahl nicht ab. Und im Gebiet des Wed­ding­wei­sers leben über­durch­schnitt­lich vie­le von die­sen Fami­li­en. Beson­ders krass ist die Zahl der Kin­der, die in Hartz-IV-Fami­li­en leben. Unver­än­dert zwei Drit­tel aller Kin­der wach­sen im Wed­ding in Armut auf. Rund um den Arko­na­platz trifft ledig­lich vier Pro­zent aller Kin­der die­ses Schick­sal, am Falk­platz sind es zehn Prozent.

Das Zahlenmaterial

Daten­schluss für das Moni­to­ring war der 31.12.2018. Das von den Zah­len gezeich­ne­te Bild ist dem­zu­fol­ge nicht mehr ganz aktu­ell. Die Ent­wick­lung ist aber rasant. Der tat­säch­li­che Ist-Zustand und die tat­säch­li­che Dyna­mik im Jahr 2020 dürf­te stär­ker sein. Doch auch wenn es sich um einen Blick zurück han­delt, zei­gen die Zah­len, dass nun auch von Amts wegen die Ver­än­de­rung im Wed­ding wahr­ge­nom­men wird. Beim letz­ten Moni­to­ring 2017 (Daten von 2016) galt der Wed­ding noch als ohne Ent­wick­lung – beschö­ni­gend als “sta­bil” bezeichnet.

Ob die Zah­len nun ein Beleg für Gen­tri­fi­zie­rung oder für not­we­nid­ges Auf­schlie­ßen abge­stürz­ter Kieze ste­hen, beur­teilt die Stu­die nicht. Das muss jeder für sich selbst entscheiden.

Die Senats­ver­wal­tung für Stadt­ent­wick­lung ver­öf­fent­licht alle zwei Jah­re ein Moni­to­ring zur sozia­len Lage. Start der regel­mä­ßi­gen Daten­er­he­bung war 1998. Der Wed­ding­wei­ser hat vor zwei Jah­ren unter der Über­schrift “So arm ist der Wed­ding” berich­tet.

Links

Alle Zah­len und Daten seit 1998 ste­hen bereit unter stadtentwicklung.berlin.de.

Autorenfoto Andrei SchnellAnd­rei Schnell über Zah­len, die ein Auf­wärts andeuten.

Andrei Schnell

Meine Feinde besitzen ein Stück der Wahrheit, das mir fehlt.

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