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Am Ackerplatz gibt es neue Mieter:
Platz für den Kiezshop und fürs Stattlab

7. März 2024
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Ein Laden kommt, ein Laden geht. Das sind die Berlinerin und der Berliner gewohnt. Wenn allerdings ein Vermieter anlässlich einer Neuvermietung extra den Pfarrer und die Presse einlädt, dann ist das schon ungewöhnlich. So geschehen am Ackerplatz im Brunnenviertel, wo im Mai ein neuer Lebensmittelmarkt eröffnet und nebenan die Künstlerinnen und Künstler vom Stattlab ein neues Zuhause finden.

Gruppenbild mit guter Laune. Von links: Tanja Boettcher und Rainer Uhlig von der Degewo, die beiden Kiezshopbetreiber Enis Eksi und Emirhan Adas und Ulrike Sczygiol, ebenfalls von der Degewo. Foto: Hensel
Gruppenbild mit guter Laune. Von links: Tanja Boettcher und Rainer Uhlig von der Degewo, die beiden Kiezshopbetreiber Enis Eksi und Emirhan Adas und Ulrike Sczygiol, ebenfalls von der Degewo. Foto: Hensel

Die Wege der Vermietung sind unergründlich. So jedenfalls haben es viele Menschen im Brunnenviertel empfunden, die sich in der Ackerstraße 117 und 118 einen neuen Lebensmittelmarkt gewünscht hatten. Zwei Jahre standen die Räume nach einer nötigen Grundsanierung leer, der Kiez-Supermarkt für die kurzen Einkaufswege war weg. „Es ist kein Mittwoch vergangen, bei dem im Nachbarschaftscafé in der Waschküche nicht über dieses Thema gesprochen wurde“, erklärte Pfarrer Thomas Jeutner bei dem Pressetermin Mitte Februar. Und es wurde nicht nur so geredet, es wurde sich vor allem geärgert. Es gab immer wieder Gerüchte über neue Mieter, besonders die älteren Menschen im Kiez wurden immer ungehaltener über den Fakt, dass kein neuer Lebensmittelmarkt einzog. Im Dezember vergangenen Jahres gab es sogar einen öffentlichen Bürgertisch, verschiedene Medien berichteten über den Ärger der Anwohnenden (Ackerplatz: 111 Wochen Einkaufswüste). Ob der Vermieter sich denn überhaupt bemühe, wurde verärgert gefragt und warum man nichts erfahre.

Der Vermieter der Gewerberäume ist die Degewo, ein städtisches Wohnungsunternehmen. Das Pressegespräch mit Pfarrer nutzte das Unternehmen auch, um zu erklären, welche Schritte unternommen wurden, um einen neuen Einkaufsmarkt zu finden. „Leerstand ist für uns ja kein Geschäftsmodell“, sagte Rainer Uhlig, der bei der Degewo für die Gewerbevermietung verantwortlich ist. Man habe laut Uhlig lange mit mehreren möglichen Gewerbemietern verhandelt. Am Ende seien die Verhandlungen gescheitert. Gründe dafür gebe es viele. „Edeka hat entschieden, dass der Standort nicht mehr attraktiv ist“, sagte Rainer Uhlig. Ein anderes Unternehmen habe seine Ambitionen wegen des Urkainekriegs und der Energiekrise zurückgestellt. Andere Bewerber beklagten die Liefersituation oder dass die Gewerbefläche viel zu klein für ein Lebensmittelgeschäft sei. „Die Märkte gehen bei 1000 Quadratmeter Größe los, 1A-Lagen sind gefragt“, erklärte Rainer Uhlig. Beides trifft auf den kleinen Laden am Ackerplatz nicht zu.

Großer Bahnhof: Um zu verkünden, was in den Gewerberäumen in der Ackerstraße 117 und 119 geschieht, hatte die Degewo die Presse eingeladen. Foto: Hensel
Großer Bahnhof: Um zu verkünden, was in den Gewerberäumen in der Ackerstraße 117 und 118 geschieht, hatte die Degewo die Presse eingeladen. Foto: Hensel

Kiezshop am Ackerplatz

Letztlich hat das Wohnungsunternehmen den Plan, die komplette Gewerbefläche an einen Einzelhändler zu vermieten, aufgegeben. Beim Pressetermin wurde die zweigeteilte Lösung präsentiert. Mit am Tisch saßen die beiden jungen Unternehmer Enis Eksi (29) und Emirhan Adas (26). Beide haben schon etwas unternehmerische Erfahrung vorzuweisen. Eksi wohnt gleich um die Ecke in der Gartenstraße, Adas hat seine Kindheit im Brunnenviertel verbracht. „Ich bin immer an der leeren Ladenfläche vorbeigelaufen und kam auf die Idee, da etwas Kleines zu machen“, sagte Enis Eksi, er dachte an einen Späti. Doch ein Späti, so erklärte Rainer Uhlig, war nicht das, was die Anwohnerinnen und Anwohner brauchen. Insbesondere die älteren Menschen im Seniorenwohnhaus nebenan schafften den Weg in die Brunnenstraße oft nicht mehr und seien auf einen fußläufigen richtigen Lebensmittelmarkt angewiesen. „Ein Späti war nicht gewollt, also wird es jetzt ein Minimarkt“, sagt Enis Eksi.

Auf 195 Quadratmeter sollen ab 2. Mai im „Kiezshop am Ackerplatz“ Dinge des täglichen Bedarfs verkauft werden. „Wir werden das Nötigste anbieten. Lebensmittel, Tiefkühlprodukte, Brot und Backwaren, Getränke, Haushaltsartikel. Es wird auch Lotto geben, Paketannahme und einen Geldautomaten im Laden“, erklärte Enis Eksi. Eine große Auswahl könne man zwar nicht bieten, aber von jedem Produkt eine Variante und hoffentlich das, was die Nachbarschaft benötigt. Der Mietvertrag mit der Degewo ist für zunächst fünf Jahre geschlossen worden, mit einer Option auf zwei mal fünf weitere Jahre.

Die Künstlergemeinschaft

Die zweite Hälfte des ehemaligen Edeka-Markts am Ackerplatz hat auch bereits dankbare neue Mieter gefunden. Auf 313 Quadratmetern werden hier die Künstlerinnen und Künstler des Stattlabs ein neues Zuhause finden. Sie müssen aus ihrem bisherigen Domizil in der Drontheimer Straße im Soldiner Kiez raus, hätten sich die neue Miete dort nicht leisten können (Ende der Großzügigkeit fürs Stattlab). Nun werden die Siebdruckwerkstatt und das Fotolabor an den Ackerplatz ziehen und mit ihnen knapp 200 Kunstschaffende, die als Verein organisiert sind und sich die Räume teilen. Derzeit ist in den neuen Räumen eine Malerfirma aktiv, laut Stattlab soll der Umzug bis zum Sommer erfolgen. Wer dem Stattlab helfen will, den Umzug zu meistern, kann sich am Crowdfunding beteiligen.

Nachdem die Vermietung der Gewerberäume am Ackerplatz abgeschlossen ist, nimmt die Degewo die nächsten Ziele ins Visier. „Es soll in diesem Jahr ein Konzept entwickelt werden, um den Platz mit der Anwohnerschaft neu zu entwickeln“; erklärte Degewo-Quartiersmanagerin Tanja Boettcher. Der Platz solle attraktiver gestaltet werden, über eine Entsiegelung werde nachgedacht. Auch die Idee zu einem Sommerfest am Ackerplatz gebe es. Dann könnten sich auch die neuen Mieter der Nachbarschaft vorstellen.

In den künftigen Räumen des Stattlabs sind derzeit die Maler aktiv. Bald können die Künstler:innen kommen. Foto. Hensel
In den künftigen Räumen des Stattlabs sind derzeit die Maler aktiv. Bald können die Künstlerinnen und Künstler kommen. Foto. Hensel

4 Comments Leave a Reply

  1. Auch wenn es die neuen Betreiber nicht so benennen wollen. Es erinnert mich trotzdem eher an einen Spätkauf. Aber egal. Entscheidend wird sein, ob das Angebot vom Umfang und, noch wichtiger, vom Preisniveau angenommen wird.
    Trotzdem wundert mich in der ganzen Diskussion, dass der alte Vorpächter nicht ein einziges mal Teil der Diskussion war. Es stellt sich doch auch die Frage, ob er in die Überlegungen bei einer Wiedereröffnung mit, und auch wie einbezogen wurde. Und schon bevor die Sanierung begann! Scheint irgendwie keinen zu interessieren. Und war wohl auch nicht Bestandteil der Recherche zu den Artikeln. Denn nach meinem Kenntnisstand war er durchaus bereit, nach der Sanierung wieder weiter zu machen. Was auch den Vorteil gehabt hätte, dass er seine Kunden kannte, die Kunden ihn, und er die Anbindung bezüglich Sonderangebote an eines der Großen Lebensmittelkonzerne hatte! Das scheint mir bei den beiden Neupächtern wohl nicht der Fall zu sein.
    Also schaun mer mal!

    • Wir haben mehr als ein Mal über den Auszug des Edeka-Händlers, den Leerstand und jetzt die Neuvermietung geschrieben. Nicht alle Aspekte sind in jedem Artikel verteten, das stimmt. Allerdings ist es nicht so wie Sie vermuten. Wir hatten mit Herrn Zahl kurz vor seinem Wegzug gesprochen. Er hatte kurz vorher zwei neue Läden in Zehlendorf und Charlottenburg eröffnet und wollte sich offenbar, das ist jetzt aber Spekulation, zunächst auf seine neuen Läden konzentrieren. Er war auf die Sanierung vorbereitet und hatte offenbar auch kein Interesse daran, danach wieder an dem Standort weiter zu machen. Das hat er uns so gesagt und das hat auch die Degewo so bestätigt. Für die wäre es ja am einfachsten gewesen, wenn Herr Zahl wieder eingezogen wäre. Die Degewo hatte, das haben wir auch schon berichtet, unter anderem auch mit Edeka verhandelt - allerdings erfolglos. Der Schnitt des Gewerberaums ist offenbar einfach zu ungünstig mit seinen Säulen und insgesamt sei die Fläche zu klein, um rentabel zu sein. Vielleicht sollten wir wirklich erst mal sehen, was der Kiezshop bringt. Eine Verbesserung zu den letzten zwei Jahren wird er in jedem Fall. Das sage ich als Nachbarin, die dort vermutlich auch einkaufen wird.

      Wir hatten auch einen kleinen Artikel im Kiezmagazin veröffentlicht. Es gibt ihn auch online: https://brunnenmagazin.wordpress.com/2021/09/17/edeka-zieht-nach-17-jahren-aus/

      • Also mir gegenüber als damaliger Bezirkspolitiker hatte sich Herr Zahl anders geäußert. Nach seinen Worten hatte er sehr wohl Interesse an einer Weiterführung des Marktes. Auch mir gegenüber sprach er von seinen neuen Läden. Allerdings sprach er auch davon, dass degewo ihm nicht erfüllbare vertragliche Auflagen abverlangte, die sich im finanziellen Bereich befanden. Aber näheres wollte er dazu nicht sagen. Insofern würde da wohl Aussage gegen Aussage stehen.
        Sicher ist es auch, wie im verlinkten Artikel zu lersen ist, am Ende kein attraktiver Laden gewesen. Was ja auch in Kenntnis der bevorstehenden Sanierung verständlich ist. Aber dass Herr Zahl seine Läden durchaus attraktiv gestalten kann, und auch hier es hätte machen können, sieht man ja an den im Internet zu sehenden Fotos.
        Aber nun ist das Kind in den Brunnen gefallen. Und es bleibt abzuwarten wie es an- und weiterläuft.

        • Wir sind ja hier nicht vor Gericht. 😉 Vielleicht hat Herr Zahl seine Meinung auch nur zwischendurch geändert, wer weiß? Das mit der Attraktivität des Ladens war ja unübersehbar. Wäre ich die degewo, hätte ich vermutlich auch versucht, einen anderen Betreiber zu finden. Denn es war ja nicht nur der bauliche Zustand. Auch die hygienischen Zustände waren nicht gerade toll. Ich hatte selbst mehrfach überlegt, die Behörden einzuschalten. Ich bin jedenfalls gespannt wie die beiden jungen Herren das machen.

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