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Erinnert ihr euch noch?:
Typisch Wedding: Zahlen von früher

21. Oktober 2023
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Zah­len, Prei­se und Fak­ten bestimm­ten den All­tag auch in der Ver­gan­gen­heit. Wir erklä­ren euch, wel­che Zif­fern frü­her im Wed­ding (und über­haupt in West­ber­lin) eine Rol­le spiel­ten. Und wie anders das Leben in der ein­ge­mau­er­ten Stadt West­ber­lin sein konnte!

Post und Telefon

Der gan­ze Wed­ding hat­te frü­her nur eine Post­leit­zahl, zunächst Ber­lin N 65, spä­ter wur­de dar­aus 1000 Ber­lin 65. Und noch heu­te steht die 65 für den gan­zen Wed­ding (und Gesund­brun­nen). Die Por­to­stu­fen West­ber­lins ent­spra­chen denen der Bun­des­re­pu­blik, außer für Post inner­halb der Stadt, die ermä­ßig­tes Por­to hatte. 

Ein Orts­ge­spräch kos­te­te 23 Pfen­nig und dau­er­te so lan­ge, bis einer der bei­den Anru­fer auf­leg­te. Es gab näm­lich kei­ne Zeit­tak­tung! Ein Tele­fo­nat von einer Tele­fon­zel­le aus kos­te­te 20 Pfen­nig. Daher hat­ten alte und jun­ge Wed­din­ger grund­sätz­lich zwei Gro­schen in der Hosen­ta­sche. Anders als heu­te wech­sel­te man bei einem Umzug in einen ande­ren Stadt­teil auch sei­ne Fest­netz­num­mer. Die ers­ten bei­den Zif­fern der sie­ben­stel­li­gen Num­mern zeig­ten den Stadt­teil an – im Wed­ding konn­te das die 45.…. die 46.…. oder die 49.…. sein. 

Habt ihr immer noch eine “Wed­din­ger Festnetznummer”?

Radio

Es gab zwar weni­ger Radio­sen­der als heu­te, aber eini­ge UKW-Fre­quen­zen sind noch heu­te in Benut­zung. Auf 88,8 MhZ sen­de­te SFB (Sen­der Frei­es Ber­lin) 1, auf 92,4 MhZ der belieb­te Pop­sen­der SFB 2. SFB 3 war auf 96,3 MhZ zu fin­den. Wich­tig für West­ber­lin waren aber auch der RIAS auf 89,6 MhZ und die Jugend­wel­le rias2 auf 94,3 MhZ. Einen Sen­der aus dem Wed­ding gab es auch: das Pro­gramm für die fran­zö­si­schen Streit­kräf­te (FFB), das aus der Cité Napo­lé­on (heu­te Juli­us-Leber-Kaser­ne) auf 93,6 MhZ sendete. 

Habt ihr jemals den fran­zö­si­schen Sen­der aus dem Wed­ding gehört?

Ladenöffnungszeiten

Frü­her muss­ten die Wed­din­ger mit viel kür­ze­ren Laden­öff­nungs­zei­ten klar­kom­men, auch Spät­is gab es noch nicht. Seit 1958 galt: Geschäf­te durf­ten mon­tags bis frei­tags von 7 bis 18.30 Uhr, sams­tags von 7 bis 14 Uhr geöff­net sein. Nur am ers­ten Sams­tag im Monat gab es den Lan­gen Sams­tag, an dem Geschäf­te bis 18 Uhr offen sein durf­ten. Wer außer­halb die­ser Zei­ten etwas brauch­te, war auf ledig­lich zwei klei­ne Super­märk­te in den U‑Bahnhöfen Schloss­stra­ße und Kur­fürs­ten­damm ange­wie­sen. Aller­dings gab es in West­ber­lin eine Aus­nah­me bei der Sperr­stun­de: Die war 1949, im Gegen­satz zu den meis­ten ande­ren Städ­ten, durch die Alli­ier­ten abge­schafft wor­den – Knei­pen kön­nen seit­dem 24 Stun­den lang geöff­net haben.

Wer von euch kennt noch die Hek­tik kurz vor der Schlie­ßung der Geschäfte?

Besuche im Ostteil

Vie­le Fami­li­en, gera­de auch aus dem Wed­ding, waren durch die Mau­er getrennt. Ab 1973 konn­ten zumin­dest die West­ber­li­ner ihre Ver­wand­ten und Freun­de in Ost­ber­lin besu­chen. Sie muss­ten dafür aller­dings in die Pas­sier­schein­stel­le am Leo­pold­platz gehen, in der Ein­rei­se­an­trä­ge abge­ge­ben und Berech­ti­gungs­schei­ne für Visa in der Regel nach drei Tagen aus­ge­ge­ben wur­den. Mit die­sem Visum durf­te man bis 2 Uhr des Fol­ge­ta­ges in der DDR und in Ost­ber­lin blei­ben, wäh­rend bun­des­deut­sche Bür­ger schon um spä­tes­tens 24 Uhr wie­der am Grenz­über­gang sein muss­ten. Außer­dem muss­ten erwach­se­ne Besu­cher 6,50 DM 1:1 in DDR-Mark umtau­schen und wäh­rend ihres Besu­ches wie­der voll­stän­dig aus­ge­ben. Ab 1980 betrug die­ser Min­dest­um­tausch sogar 25 DM. In Fra­ge kamen für Wed­din­ger die Grenz­über­gän­ge Born­hol­mer Stra­ße, Chaus­see­stra­ße, Inva­li­den­stra­ße oder am Bahn­hof Fried­rich­stra­ße im “Trä­nen­pa­last”. Der Check­point Char­lie war nur für Aus­län­der, Alli­ier­te, Diplo­ma­ten und DDR-Bür­ger gedacht.

Und noch eine Beson­der­heit: West­ber­li­ner besa­ßen nur “behelfs­mä­ßi­ge Per­so­nal­aus­wei­se”, die grün statt grau waren und kei­nen Hin­weis auf den aus­stel­len­den Staat ent­hiel­ten, jedoch den Ver­merk „Der Inha­ber die­ses Aus­wei­ses ist deut­scher Staatsangehöriger“.

Wer besitzt noch sei­nen “behelfs­mä­ßi­gen Personalausweis”?

Foto: Ste­fan Frey­tag, Tra­di­ti­ons­bus Berlin

BVG

Mit der U‑Bahn fah­ren hieß bis 1984: Man fährt mit der Linie 6, Linie 8 oder der Linie 9. Die Bus­li­ni­en hin­ge­gen waren im Wed­ding immer zwei­stel­lig. Vie­le Bus­se ende­ten an der Mau­er, wie zum Bei­spiel der 70er an der Wollank­stra­ße, der 12er an der Ber­nau­er Stra­ße oder der 89er an der Born­hol­mer Stra­ße. Stra­ßen­bah­nen waren in West­ber­lin 1967 bereits abge­schafft wor­den. Eine Beson­der­heit war die Bus­li­nie 65, die von der See­stra­ße aus auf die Stadt­au­to­bahn fuhr. 

Und wie viel kos­te­te das? Bei der S‑Bahn, die bis 1984 von der DDR-Reichs­bahn betrie­ben wur­de, 20 Pfen­nig. Und Bus und U‑Bahn kos­te­ten ab 1976 eine DM und ab 1979 dann 1,50 DM. Wer beim Schwarz­fah­ren erwischt wur­de, muss­te ein Erhöh­tes Beför­de­rungs­ent­gelt von 20 DM löhnen. 

Wer kann sich noch an die alten Bus­li­ni­en­num­mern erin­nern? Wel­che war “eure” Linie?

Mieten

Bei die­sem The­ma kön­nen einem wirk­lich die Trä­nen in die Augen stei­gen. Denn Woh­nen war nicht nur bil­li­ger als heu­te, es gab rela­tiv star­re Prei­se. Denn erst 1988 wur­de auf Druck der Bun­des­re­gie­rung die nur noch in West­ber­lin exis­tie­ren­de Miet­preis­bin­dung für Alt­bau­ten bis 1918 abge­schafft. Bis dahin stie­gen die Mie­ten zwar, wur­den aber vom Staat gede­ckelt. Beim ers­ten Miet­spie­gel mit Ver­gleichs­mie­ten kos­te­te eine 70 Qua­drat­me­ter gro­ße Alt­bau­woh­nung, vor 1918 gebaut und in ein­fa­cher Lage mit Voll­aus­stat­tung (Bad, WC, Sam­mel­hei­zung) 5,34 DM pro Qua­drat­me­ter. 2005 hat­te sich die­ser Wert beim Miet­spie­gel bereits erheb­lich erhöht. 

Wie viel habt ihr frü­her an Mie­te im Alt­bau bezahlt?

Kom­men­tiert ger­ne und schreibt uns per Mail.

Foto: Franz Albert

weddingweiserredaktion

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4 Comments Leave a Reply

  1. Für eine 1,5‑Zimmerwohnung in der Stet­ti­ner Stra­ße mit 34 Qua­drat­me­tern, Koh­le­ofen und Außen­klo, immer­hin auf der gleichen
    Eta­ge, zahl­te ich 1977 gan­ze 98 Mark im Monat, bis 1985 stieg die Mie­te auf 105 Mark und ein paar Pfennige!

  2. Habe immer noch die Fest­netz­num­mer mit 49 seit 1979.
    Der Bus 89 hielt frü­her auch in der Grün­ta­ler Str. Brauch­te ich nur über den Mit­tel­strei­fen eine Minu­te zur Sol­di­ner Str lau­fen und war zu Hause.
    Der 89 Bus ersetz­te die Stra­ßen­bahn­li­nie Nr
    3. Mit der man frü­her wie spä­ter mit dem dem Bus nach Wil­mers­dorf fah­ren konnte.
    Bin spä­ter mit dem 65 Bus ab See­str. Über die Auto­bahn zur Meck­len­bur­gi­schen Str zur Arbeit zum.Autohaus Bute­nuth gefahren.
    Auch bin ich mit 70 Bus ab Prin­zen­al­le gefah­ren, sel­te­ner mit den 65 Bus.

  3. Mei­ne Bus—Stammlinie war die 61, sie brach­te mich regel­mä­ßig von Tür zu Tür aus Ber­lin 52 zu mei­ner Groß­mutter in den Gesundbrunnen.
    Als Jugend­li­cher habe ich dann spä­ter ger­ne AFN und BFBS verschlungen,speziell Folic at five und Stick­bud­dy jam­bo­ree und Sonn­abends gab es immer im BFBS eine Wunsch­sen­dung sie wur­de im gepfleg­ten Eng­lisch angesagt,man konn­te also das eige­ne Schul­eng­lisch gut anwenden.
    Den erwähn­ten FFB habe ich nur sel­ten Empfangen,da gab es ellen­lan­ge Sprach­bei­trä­ge und wenig Musik.

  4. Ich habe mei­ne alte Fest­netz­num­mer noch, die­se beginnt aber mit 49 seit 1985 habe ich die­se, die 49 war damals üblich im Wed­ding / Gesund­brun­nen und Sol­di­ner Kiez etc.
    Ja, die­se alten Alt­bau­mie­ten ken­ne ich auch noch, da gab es noch vie­le Woh­nun­gen, mit Außen­toi­let­te, im Trep­pen­haus und die Bus­li­ni­en von frü­her, habe ich fast alle noch im Kopf, weil ich mich, mit den 3‑stelligen, nach der Wen­de nie rich­tig anfreun­den konnte.
    Frü­her bin ich oft mit dem 14er nach Tegel gefah­ren. Mit die­sem fuhr ich bis Alt Hei­li­gen­see / Rup­pi­ner Chausse dort war End­sta­ti­on, sowie mit dem 12er raus nach Herms­dorf / Wald­see­weg / Herms­dor­fer Damm End­sta­ti­on / auf die­ser Linie gab es auch Bus­se mit roten Num­men, die­ses waren Express­bus­se und hiel­ten nur an jeder 2. Hal­te­stel­le. am Wald­see konn­te man im Win­ter immer toll Schlitt­schuh lau­fen gehen. Den 70, 89, 65 wie oben bespro­chen ken­ne ich auch noch, der 65 war einer der Bus­se die auch in der Nacht fuh­ren, wenn die U‑Bahn bereits still stand und man konn­te vom Ku-Damm, damit zurück nach dem Wed­ding kom­men, das dau­er­te aber ewig, da der durch ganz vie­le Bezir­ke fuhr, bis er dort wie­der ankam. Die Grenz­pas­sier­schein­stel­le in der Schul­str. ken­ne ich auch noch und Besu­che in Ost-Ber­lin zu Weih­nach­ten waren Pflicht­pro­gramm bei uns. Das Pro­blem der Zwangs­um­tausch, eine Mut­ter mit 2 Kin­der muss­te 75 DM umtau­schen. Das Geld konn­te man nie aus­ge­ben und eine Aus­fuhr war nicht erlaubt aus der DDR, des­we­gen ver­schenk­ten wir es oft aber die Ost­ber­li­ner hat­ten stel­len­wei­se Angst es anzu­neh­men. Die Sta­si war zu der Zeit­ja über­all prä­sent. Manch­mal leg­ten wir es dann ein­fach auf die Stra­ße, auf einen Strom­kas­ten oder Mau­er. Auch war der Besuch in Ost-Ber­lin immer viel grau­er und dunk­ler, käl­ter in mei­nen Emp­fin­dun­gen, da es nur sehr wenig Leucht­re­kla­me und Beleuch­tung gab. Die Radio­sen­der lieb­ten wir, mei­ne Favo­ri­ten waren RIAS 2, AFN und SFB 2. RIAS wur­de auch live in der Eisport­hal­le Jaf­fé­str abge­spielt, da war öfter Eis­dis­co auf der Eis­bahn. Das mit den Tele­fon­gro­schen stimmt auch, die hat­te man als Kind immer in der Tasche und unend­lich lan­ges tele­fo­nie­ren stimmt auch, war ein Pro­blem, wenn du an der Tele­fon­zel­le anste­hen muss­test. Dito zu Hau­se, es gab in der Regel nur einen Anschluß, dann tele­fo­nier­te man ein­fach stun­den­lang, gab dann meist Streß mit den Geschwis­tern oder den Eltern.

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