„Das ist mein ausdrückliches Angebot an alle, die sich im Kiez engagieren möchten‟, sagt die neue Stadträtin Almut Neumann. Sie ist für Straßen und Grünflächen zuständig. Sie möchte beim bürgerschaftlichen Engagement einen neuen Ton anschlagen und stärker als ihre Vorgängerin auf aktive Menschen zugehen.
In den Medien Beachtung gefunden hat Almut Neumanns erster Schritt, sich bei der Bürgerinitiative Brüsselerkiez zu entschuldigen. Eine vom Amt beauftragte Firma hatte Beete der Initiative auf dem Mittelstreifen Antwerpener Straße nahe des Zeppelinplatzes wiederholt zerstört. Auch die frühere Stadträtin Sabine Weißler hatte sich entschuldigt. Anders ist, dass „die neue Stadträtin offenbar auf Bürger zugehen will‟, sagt Norbert Schneider. Er ist seit vielen Jahren Mitglied in der Bürgerinitiative Brüsseler Kiez. Etwas bewirkt hat die Entschuldigung. Er will nun zumindest überlegen, ob die Gruppe weitergärtnert. Vor dem Erhalt der Entschuldigungsmail der neuen Stadträtin war für ihn klar, dass die Gruppe aufhört, Beete anzulegen und zu pflegen.
Auch auf Alfa Conradt aus der Türkenstraße will die neue Stadträtin zugehen. „Ich hoffe sehr, dass sich hier in der Zukunft eine gemeinsame Basis finden lässt‟, sagt Almut Neumann. Das sollte nicht unmöglich sein, immerhin hat das Amt die Stadtgärtnerin 2017 mit dem Umwelt-Preis ausgezeichnet.
Nicht nur Stadtgärtner und Urban Gardening Projekte nutzen den öffentlichen Raum ungefragt. Auf der Grüntaler Straße untersagte das Grünflächenamt dem Theater Kuringa, eine mit öffentlichen Geldern errichtete Bühne zu nutzen. „Die Ablehnung in diesem Fall resultierte aus der Haltung des Bezirksamtes zu Veranstaltungen im Zeichen der Pandemie‟, sagt die Stadträtin nach Rücksprache mit ihrem Amt. Das kann so verstanden werden, dass die Bühne demnächst von den Theaterleuten genutzt werden darf. Zu dem konkreten Fall schrieb der Weddingweiser 2020 spürbar frustriert: “Das Straßen- und Grünflächenamt Mitte ist für seine ablehnende und kompromisslose Haltung hinsichtlich der Nutzung von Grünflächen berüchtigt.”
Deutlich wird der Wandel, den die neue Stadträtin einleiten möchte, in Sätzen wie: „Bürgerschaftliches Engagement möchte ich nicht eingrenzen, ganz im Gegenteil. Ich bin für ein Maximum an Teilhabe.‟ Dennoch gibt es Grenzen. Nicht alles geht, „die Fachexpertise liegt bei den Kolleg:innen im Straßen- und Grünflächenamt‟, so Almut Neumann. In den nächsten Jahren muss sich nun zeigen, was im Einzelfall möglich ist.
Das Interesse an bürgerschaftlichem Engagement im öffentlichen Raum dürfte in den letzten Jahren durch Zuzug junger und deutlich aktiverer Menschen eher gewachsen sein. Und die Prüfsteine, wie das Angebot zur Kooperation gemeint ist, lassen nicht auf sich warten. Wie entscheidet das Straßen- und Grünflächenamt, wenn kleine Beete für das Engagement im öffentlichen Raum nicht mehr reichen; was ist, wenn die Menschen wie in der Genter Straße beginnen, Bäume zu pflanzen? Und wie ist auf die ohne Vorankündigung aufgestellte obdachlosen Bühne zu reagieren, bei der die Aufsteller anonym bleiben?
Der Text stammt aus der Weddinger Allgemeinen Zeitung (–> E‑Paper), der gedruckten Zeitung für den Wedding. Geschrieben wurde er von Andrei Schnell. Wir danken dem RAZ-Verlag!
Ist das nicht Antwerpener Str?
Korrigiert. Danke für Hinweis.