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Slam-Audiotour der Kiezpoeten:
Mit Poesie und Musik an der Panke entlang

Ein bisschen Podcast, ein bisschen Hörbuch, eine Prise Stadtspaziergang und ein bisschen Poetry Slam
20. April 2021

Mit der Kul­tur ist es der­zeit nicht so ein­fach. Thea­ter geschlos­sen, Kinos ver­sperrt, die Büh­nen ver­wai­sen. Alles was an Frei­zeit­ak­ti­vi­tä­ten übrig bleibt, ist das all­ge­gen­wär­ti­ge Spa­zie­ren­ge­hen. Nach einem Jahr Pan­de­mie hat man aber wahr­schein­lich sei­nen Kiez wirk­lich schon mehr­fach durch­spa­ziert. Das Poet­ry Slam Kol­lek­tiv Kiez­poe­ten, deren Mit­glie­der selbst zu zwei Drit­teln im Wed­ding woh­nen, hat aus der Not eine Tugend gemacht: Seit ihnen die Büh­nen feh­len, haben sie vie­le ihrer Ange­bo­te aufs Inter­net ver­la­gert. Eine der neu­en Ideen: “Poet­ry Slam AudioTouren”. 

v.l.: Ortwin,Samson,Jesko Foto: Lisa Meyer

Eine Rou­te durch die Stadt als Audio­gui­de per App, bei der Stadt­füh­rung auf Kunst trifft 

Nach­dem sie im Dezem­ber mit einer Tour von der Cha­ri­té bis zur Syn­ago­ge begon­nen haben, haben sie sich nun ihrem Hei­mat­vier­tel gewid­met. Das Ergeb­nis ist eine Slam Audio­tour durch Wed­ding und Gesund­brun­nen, die seit Mit­te April auf ihrer Web­site kiezpoeten.com/audiotour zu fin­den ist.


“Die Tour zu erstel­len hat noch­mal mehr Spaß gemacht als bei den bis­he­ri­gen”, sagt Kiez­po­et Sam­son. “Wir haben selbst dabei vie­le Ecken ent­deckt, die wir vor­her selbst noch nicht kann­ten.” Zusam­men mit Jes­ko hat er die Rou­te erstellt, die am Leo­pold­platz beginnt und bei der Biblio­thek am Lui­sen­bad endet. “Ich war rich­tig auf­ge­regt, sie das ers­te Mal abzu­lau­fen!”, sagt er.


Zwi­schen den unter­halt­sam erzähl­ten Fak­ten von Wie­sen­burg bis Amts­ge­richt hören die Zuhö­rer und Zuhö­re­rin­nen Musik, Slamt­ex­ten und Gedich­ten pas­send zu den Orten, an denen sie vor­bei­lau­fen. “Fast alle Künstler*innen woh­nen selbst im Wed­ding”, erzählt Jes­ko, “Es ist also wirk­lich eine loka­le Audio­tour.” Er selbst ist auch mit einem Text namens “Rauch­par­ti­kel” ver­tre­ten, den das Team als beson­ders pas­send für das “Silent Green” befand. “Ich habe mich sehr gefreut, dabei zu sein”, sagt Robert Res­cue, der seit Jah­ren mit der Wed­din­ger Lese­büh­ne “Brau­se­boys” zum Kul­tur­le­ben bei­trägt. “Wenn man schon nicht auf einer Büh­ne lesen kann, dann doch zumin­dest so.”

Vie­len Künstler*innen fehlt aktu­ell ihr nor­ma­les Ein­kom­men, da kom­men sol­che Aktio­nen gele­gen. Mit einer wei­te­ren Tour in Span­dau sor­gen die Kiez­poe­ten so zumin­dest in klei­nem Maße für Ersatz. Die Audio­tour kos­tet nor­ma­ler­wei­se 7,90€ im Down­load, aktu­ell gibt es sie aber noch ab 5,90€ – ein “Pay as you like”-Feld ermög­licht den Käu­fern, jeden Betrag ab 5,90€ ein­zu­ge­ben. “Wer sel­ber in der Pan­de­mie wenig Ein­kom­men hat, soll es sich ja mög­lichst trotz­dem leis­ten kön­nen”, erklärt Jes­ko. Wenn man die Kul­tur unter­stüt­zen möch­te, kann man natür­lich auch höhe­re Beträ­ge eingeben.


Die Nut­zung ist ein­fach: Nach Bezah­lung wird man auf eine Down­load­sei­te wei­ter­ge­lei­tet. Hier hat man zwei Mög­lich­kei­ten: Ent­we­der den direk­ten Down­load als ZIP-Ord­ner oder die Nut­zung per App. Wer sich für die ZIP ent­schei­det, lädt sich die dar­in ent­hal­te­nen MP3-Datei­en ein­fach aufs Han­dy und folgt der eben­falls im Ord­ner ent­hal­te­nen Weg-Kar­te auf eige­ne Faust. Alter­na­tiv erhält man einen “Gut­schein­code”, den man über die App “Gui­de­ma­te” ein­gibt. Dort erhält man dann mit dem Smart­phone Zugriff auf die GPS-basier­te Rou­te samt Audio­files. So kann man mit Orts­er­ken­nung dem Stre­cken­ver­lauf leicht fol­gen und am jeweils pas­sen­den Ort die Audio­da­tei gleich in der App anhö­ren. “Wir haben fest­ge­stellt, dass man­che lie­ber die App nut­zen, ande­re aber auch ein­fach ger­ne direk­ten Zugriff auf die Datei­en haben”, erklärt Sam­son, “des­halb haben wir bei­des eingerichtet.”

v.l. Jes­ko, Nune, Ort­win, Sam­son – Foto: Lisa Meyer

Die Datei­en sind ins­ge­samt 55 Minu­ten lang, doch die Zeit ver­fliegt gera­de­zu. Zwei Park­bank-Pau­sen und ein Kaf­fee unter­wegs ein­ge­rech­net, ist man nach etwa einer Stun­de fer­tig. Auch als gemein­sa­mer Haus­halt lässt sie sich gut ablau­fen – da man belie­big pau­sie­ren kann, bie­ten sich vie­le Mög­lich­kei­ten um sich über das Gehör­te zu unter­hal­ten. Nach 3,5 Kilo­me­tern hat man nicht nur sei­ne wöchent­li­che Rati­on Spa­zier­gang bekom­men, son­dern vie­le span­nen­de Sachen über den Wed­ding gelernt und wit­zi­ge, tief­sin­ni­ge und unter­halt­sa­me Kunst gehört. Und ganz neben­bei die Kul­tur­sze­ne wäh­rend Coro­na ein klei­nes biss­chen unterstützt.

Web­site mit den Audiotouren

Unser Arti­kel über die Kiezpoeten

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