Freitagabend in der Pankstraße. Ein Doppelgeburtstag führt zum Aufeinandertreffen von ausgehfreudigen und bierdurstigen Freund*innen. Am Anfang der Kneipentour nur 10 Personen, hatten wir eine Mission: Bar-Hopping im Wedding.
F‑Bar
Geplant waren fünf Stopps, und als Endstation: die eigene WG-Küche. Doch dass dieses Vorhaben wohl etwas schief gehen könnte, war durchaus allen bewusst. Immerhin wurden aus zehn Mau-Mau Spielenden in der gemütlichen F‑Bar schnell zwei ganze Fußballmannschaften. Trotzdem konnten wir das erste Bier in dem kleinen, aber feinen Lokal ohne Platzmangel genießen. Die Steinwände, Lichterketten und das Second-Hand-Mobiliar lassen einen stark an so manche hippe Bar in Kreuzberg oder Neukölln erinnern. Doch wer die Wilma kennt, weiß, dass auch der Wedding schon seit geraumer Zeit Vintage-Style bieten kann.
Lange konnten wir jedoch nicht verweilen, auch wenn die Bierpreise und die Musikauswahl uns das Gegenteil beweisen wollten. Es scheint, als wäre hinter der Tür mit dem umgedrehten “F” als Logo vieles möglich. Ich beobachtete turtelnde Paare, den Mann am Tresen, welcher das Barpersonal in tiefe Gespräche zu verwickeln schien und junge Menschen, die kontaktfreudig auf alle anderen Anwesenden zugingen. Nur eine Sache fehlte, weshalb die wachsende Gruppe mit einem Blick auf die Uhr einen baldigen Ortswechsel anpeilte. Der Kicker!
Jatz-Bar
Also begann die 10-minütige Pilgerung zur Jatz-Bar am Nauener Platz in der Gottschedstraße 2, wo wir – kaum angekommen – die Masse in Kickermannschaften teilten und sich alle auf das arme Ding – den einzigen verfügbaren Kicker – stürzten. Ein Glück starteten wir das ganze Projekt schon pünktlich um 18 Uhr, denn zwei Stunden später läuteten wohl viele Weddinger den wohlverdienten Feierabend ein und alle Kneipen und Bars in der Umgebung füllten sich von alleine bis unter die Decke. Zum Kickern ist die Jatz Bar definitiv eine gute Adresse im Kiez und für große Gruppen ist die geräumige Bar sehr geeignet! Aber Achtung: Es tummeln sich professionelle Kicker-Spieler, die ihr Können ohne Scheu zeigen und wirklich jedes Team herausfordern wollen. Unsere Gruppe schien sich in rasantem Tempo zu vergrößern, sodass ein Umzug in die nächste Kneipe erst mal von zwei Vortestern beäugt werden musste.
Kiki Sol
Die Entscheidung war allerdings schnell klar: Es war zwar voll, aber der Plan war Hopping, also hopp-hopp – und so zog die Kolonne die geschätzten 600 Meter die Reinickendorfer Straße runter ins Kiki Sol. Dort wurde weitergekickert. Im hinteren Raum begann der musikalische Teil unserer Gruppe (und die, die einfach nur Bock hatten) eine Jam-Session. Mit einem unglaublichen Elan verwandelte sich der Raum zu einer Garage in den britischen Vororten, wo ein Haufen Teens auf Gitarren mit nur noch vier Saiten vor mittlerweile 30 Freunden ihre neuesten Hits präsentierten. Ganz vorne mit dabei: Die Neue Weddinger Welle.
Ich kann wirklich nur empfehlen, sich dieser besonderen Bar einmal selbst hinzugeben. Kommst du alleine, wirst du das sicher nicht lange sein. Ehe du dich versiehst, hast du entweder ein Bier, die Kickergriffe oder eben ein Instrument in der Hand. Knapp zwei Stunden vergingen. Bandmitglieder tauschten sich aus, der Anspruch stieg und für die Weddinger Welle war eigentlich schon wieder der Zeitpunkt gekommen, weiterzuziehen. Aber wohin? Auf dem Plan standen da ja noch zwei Bars…
Mission fehlgeschlagen?
Eine Frage der Perspektive! Vielleicht haben wir es nicht mehr ins Anita Berber geschafft und selbst der Magendoktor konnte gegen 23:30 Uhr beim besten Willen nicht noch mehr Gleichgesinnte beherbergen. Aber die wohl spontanste Jam-Session und Bandgründung meines Lebens lassen gerne darüber hinwegsehen. Außerdem gab’s dann doch noch einen obligatorischen Schnaps vor dem Magendoktor, eine Art Hommage an viele gute vergangene Stunden vor der Jukebox und beim Dart spielen. Wohl seit 1975 tagtäglich und durchgängig geöffnet, wird die Kneipe das schon verkraften. Wir werden ein anderes Mal zurückkommen. Nach Möglichkeit dann aber nicht Freitagnacht mit 35 Leuten.
Mit einer soliden Quote von 3 1⁄2 von 5 Barbesuchen beendeten wir die Nacht also mit der angekündigten Endstation in unserer WG-Küche. Für ein letztes Bier und der Erinnerung an eine Nacht im Wedding, in der der Satz “Da passen wir niemals rein” keine Gültigkeit hatte – zum Glück!
Klingt nach einer unfassbar ereignisreichen Nacht. Wäre gerne dabei gewesen, wünschte mein Geburtstag hätte so ausgesehen.