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Nicht ganz so einmalig: der Wedding

4. Januar 2020
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Man soll­te mei­nen, der Wed­ding sei etwas Ein­zig­ar­ti­ges. Weit gefehlt! Es fängt schon beim Begriff Wed­ding an. Und auch außer­halb Ber­lins gibt es eine Sied­lung glei­chen Namens, ganz am Ende einer Stra­ße, die auch durch unse­ren Wed­ding führt.

Wie alles anfing

Am 22. Mai 1251 wer­den das Dorf Wed­ding und die Pan­ke­müh­le in einer Urkun­de erst­mals erwähnt. Am 14. August 1289 schenk­te Mark­graf Otto V. der Stadt Ber­lin den Rit­ter­hof. Den Hof hat höchst­wahr­schein­lich einst der Rit­ter Rudolf von Wed­ding, der als bran­den­bur­gi­scher Burg­mann an den Krie­gen gegen die Wen­den teil­ge­nom­men und sich durch Tap­fer­keit her­vor­ge­tan hat­te, als Lehen erhal­ten. Dem Rit­ter­ge­schlecht der Wed­din­ge ver­dank­te der spä­te­re Bezirk Wed­ding also sei­nen Namen und sein Wap­pen. Die Fami­lie selbst ist im 17. Jahr­hun­dert aller­dings ausgestorben.

Der Name der Wed­din­ge ist abge­lei­tet aus dem alt­deut­schen Stamm „Uaten“, der dar­auf hin­deu­tet, dass ihr Stamm­sitz im Harz einst am Ran­de eines gro­ßen Sumpf­ge­bie­tes gele­gen haben muss. (Quel­le) Und genau in die­ser Gegend fin­den sich auch noch wei­te­re Orte mit dem Wed­ding im Namen: Alten­wed­din­gen, Lan­gen­wed­din­gen und Oster­wed­din­gen – heu­te alle­samt Orts­tei­le von Sül­ze­tal in Sach­sen-Anhalt. Oster­wed­din­gen hat eben­falls das Fami­li­en­wap­pen der Wed­din­ge zu sei­nem Orts­wap­pen erwählt, den mar­kan­ten geflü­gel­ten Pfeil. Ganz in der Nähe liegt Wed­din­gen, ein Stadt­teil von Gos­lar am Harz. Die­ser Orts­na­me hat aller­dings eine ande­re Her­kunft.

Und der Name Wed­ding hat auch nichts mit dem eng­li­schen Begriff “wed­ding” für Hoch­zeit zu tun (abge­lei­tet vom Verb to wed, was so viel wie ver­bin­den heißt).

 

Der Wedding und Berlin

1861 wur­de das vor allem land­wirt­schaft­lich genutz­te Gebiet am Wed­ding und am Gesund­brun­nen in die Stadt Ber­lin ein­ge­mein­det. Nur der Plöt­zen­see und das Gebiet der heu­ti­gen Reh­ber­ge gehör­ten (bis 1915) nicht dazu. Doch am 1.10.1920, also vor bald 100 Jah­ren, ent­stand die neue Stadt Groß-Ber­lin – 13 mal grö­ßer als das alte Ber­lin. Aus der frü­he­ren Stadt wur­den die sechs Ver­wal­tungs­be­zir­ke Mit­te, Fried­richs­hain, Kreuz­berg, Tier­gar­ten, Prenz­lau­er Berg – und Wed­ding. Das war die Geburts­stun­de des Bezirks, den es 80 Jah­re lang, näm­lich bis zum 31.12.2000 gab. Anschlie­ßend ging der Bezirk Ber­lin-Wed­ding gemein­sam mit Tier­gar­ten und (Alt-)Mitte im neu­en Bezirk Ber­lin-Mit­te auf.

Der heutige Wedding liegt gar nicht im Wedding

Die “Gren­ze” am Net­tel­beck­platz: die ande­re Stra­ßen­sei­te gehört zum Gesundbrunnen!

Aus dem alten Bezirk Wed­ding wur­den zwei Orts­tei­le gebil­det, wenn auch mit einer kurio­sen Grenz­zie­hung: Den Namen Wed­ding über­nahm nun der west­lich der Rei­ni­cken­dor­fer Stra­ße gele­ge­ne Orts­teil. Und das, obwohl das namens­ge­ben­de Dorf, das 1251 erst­mals erwähnt wur­de, sowie das spä­te­re Vor­werk Wed­ding rund um die Wed­ding­stra­ße, öst­lich davon gele­gen hat­ten! Der “his­to­ri­sche Wed­ding” ist heu­te auf dem Gebiet des neu­en Orts­teils Gesund­brun­nen zu fin­den, der wie­der­um die öst­li­che Hälf­te des frü­he­ren Bezirks Wed­ding umfasst. Am Zusam­men­ge­hö­rig­keits­ge­fühl der Wed­din­ger beid­seits die­ser extrem unhis­to­ri­schen Orts­teil­gren­ze hat sich wenig geän­dert – nach 80 Jah­ren im gemein­sa­men Bezirk.

Am Ende der Straße

Haltestelle Sassnitz Wedding
Foto: Domi­ni­que Hensel

Doch nicht nur in Ber­lin gibt es Wed­din­ger. Setzt man sich ins Auto und fährt die Rei­ni­cken­dor­fer Stra­ße (B 96) ent­lang nach Nor­den, bleibt stur auf der Bun­des­stra­ße und fährt sie bis ganz an ihr Ende in Sass­nitz auf Rügen, befin­det man sich plötz­lich im…. Wed­ding! Denn auch dort gibt es einen gleich­na­mi­gen Kiez, der rund um die Wed­ding­stra­ße liegt. Mit dem fei­nen Unter­schied, dass sich die­ses Wohn­ge­biet unmit­tel­bar am Meer befindet.

Ob in Ber­lin oder am Ost­see­strand – der Wed­ding ist eben über­all etwas Besonderes.

Joachim Faust

hat 2011 den Blog gegründet. Heute leitet er das Projekt Weddingweiser. Mag die Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen gleichermaßen.

7 Comments Leave a Reply

    • Fami­li­en­na­men, die auf ‑ing enden, sind eigent­lich recht typisch für West­fa­len. Viel­leicht ist es in die­sem Fall eher Zufall? Grü­ße aus Berlin-Wedding

  1. Kein Kom­men­tar, son­dern eine Fra­ge: In Sie­mens­stadt auf­ge­wach­sen, hat­te ich Freun­de im Bezirk Wed­ding in den fünf­zi­ger und sech­zi­ger Jah­ren, die auf die Fra­ge, wo sie wohn­ten, ant­wor­te­ten, >amauf dem< Wed­ding. Kann jemand sagen, was es damit auf sich haben könnte?

    • Ganz ein­fach: der Wed­ding (immer mit Arti­kel!) war ein Guts­hof. Man wohn­te also auf dem oder am Wed­ding. Heu­te sagt man auch im Wed­ding, aber nie­mals in Wedding.

  2. Also ehr­lich gesagt: Ich wäre jetzt lie­ber im Sass­nit­zer Wed­ding als hier!
    Blick auf die Ost­see statt Mül­lerstr.. Sil­ves­ter­un­rat bereits kom­plett besei­tigt… und, und und.…

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