Das ist mal ein Thema, wo wir die echten Zeitungen zur Seite schieben können und die B.Z. in ihrer vollen Pracht entblättern: “Kaum Hirn, dafür umso mehr PS!” Mit 185 Kilometer auf der Tachonadel ist ein Anwärter auf den Boulevard-Titel Limousinen-Mörder in den U‑Bahnhof Reinickendorfer Straße “gekachelt”. Die ernsthafte Presse ruft aus: “illegales Autorennen” (zum Beispiel Tagesspiegel). Ein Fragezeichen hängt lediglich die Berliner Zeitung hinten an. Doch vorn setzen alle Redaktionen von Bild bis rbb einstimmig ein “illegal” hin. Niemand schreibt kriminelles, fahrlässiges oder (ein vom Maul des Volkes abgeschautes) krankes. Was sonst noch so los war, steht im Weddingmelder.
Falls euch auf der U6 ausnahmsweise mal kein Falschfahrer entgegenkommt, dann bleibt ja ein Moment Zeit zum Luftholen. Auch wenn diese mit Stickoxiden belastet ist. Diesen Moment nutzten einige unserer Leser, um darüber nachzudenken, ob kostenloses U‑Bahnfahren eine rasante Sache ist. Legales Schwarzfahren, das wäre schon preiswert. Und der Preis macht es, sagen Weddinger in unserer Umfrage. So könne man sie von BMW und Mercedes auf die mit 60 km/h zuckelnde U‑Bahn zu locken.
Außenspiegel
Mal wieder ordentlich Dreck in der Luft bemerkten die professionellen Medien beim Blick auf den Wedding:
1. Wer es sich vom besorgten Bürger besorgen lässt, der wittert auch bei diesem Thema dicke Luft. Die scheinbare Alternativfrage lautet: Soll der Mietling oder der Flüchtling im Neubau wohnen? Zwei Standorte im Wedding böten Platz für Wohnungsneubau. Aber eben auch für ein Containerdorf (Neudeutsch: Modulare Flüchtlingsunterkunft, kurz MUF). Auf dem ehemaligen Gelände des Diesterweg-Gymnasiums in der Putbusser Straße und neben der Beuth-Hochschule in der Luxemburger Straße plant der Senat (mal wieder vorbei an den Interessen des Bezirks vorbei) jeweils ein MUF. Bei letzterem Standort muss ein Parkhaus für Diesellinge dem Neubau weichen, schreibt die Berliner Woche.
2. Auf 180 sein werden vermutlich auch einige Zuhörer am 1. März um 19 Uhr im Rathaus Tiergarten. Geladen wird zu einer “Informationsveranstaltung zur Umbenennung von Straßen im Afrikanischen Viertel”. Für die Namen Lüderitzstraße, Petersallee und Nachtigalplatz gibt der Bezirk kein “Gefällt mir” mehr. Wissenschaftler und “Gutachtende” haben nun schöne Namen diskutiert. Solange bis weißer Rauch aufstieg. Jetzt darf die Menge vorm Balkon niederknien und der frohen Kunde lauschen. Leider ist die Veranstaltung nicht im Viertel selbst, sodass Anwohnerinnen und Anwohner eher rar gesät sein dürften. Aber vielleicht kacheln wir auch dieses Mal wieder gerade voll an der Wahrheit vorbei.
Innenspiegel
Frischen Wind schnupperte der Weddingweiser in der letzten Woche.
1. Wir haben eine ehemalige Videothek besucht und dabei den Kunstraum Voodoo55 entdeckt. Ein Jungle-Clue.
2. Unsere Lesern sehen alles. In der Pinnwandgruppe auf Facebook teilte ein Leser die Nachricht, dass die Polizei mobile Videotechnik am Leo aufbaute. Wer sollte dort beobachtet werden? Vielleicht niemand, weil bloß per Foto ein Wettrennen zwischen zwei Audis auf der Müllerstraße entschieden werden sollte?
3. Gegessen haben wir Gözleme und “sind erstaunlich satt geworden”.
4. Die Berlinale erlebten wir leider nicht im Wedding. Wir haben aber kommentiert, welche Tatsache uns dann doch wieder versöhnt hat.
Schau an
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Text: Andrei Schnell, Fotos: Weddingweiser