Die geplante Umbenennung von drei Straßen im Afrikanischen Viertel erregt weiter die Gemüter. Mit einem Protestbrief haben sich nun Gewerbetreibende aus dem Viertel an die Bezirkspolitik gewandt. Ärzte, Friseure, Verwaltungen, Büros, Apotheken, eine Kita und Handwerker kritisieren darin, dass sie über geplanten Straßenumbenennungen in ihrem Viertel weder informiert noch daran beteiligt wurden. Sie fordern als Betroffene mehr Mitbestimmung.
Die Unterzeichner fühlen sich im Verfahren ausgegrenzt und protestieren in dem Brief, der dem Weddingweiser vorliegt, „auf das Schärfste gegen den Kommunikationsmangel und die Verfahrensweise bei dem geheimen Straßenumbenennungsprozess“. Sie fordern ein Umdenken und eine direkte Teilnahme und Mitbestimmung. Der Protestbrief ist an die Bezirksverordnetenversammlung gerichtet und trägt 25 Unterschriften von Gewerbetreibenden im Viertel.
Im Afrikanischen Viertel sollen die Lüderitzstraße, der Nachtigalplatz und die Petersallee umbenannt werden, weil sie nach Kolonialverbrechern benannt sind. Das Umbenennungsverfahren ist aus verschiedenen Gründen in die Kritik geraten, vor allem weil Vorschläge von Bürgern nicht ausreichend berücksichtigt wurden, weil die Jury unter dem Vorsitz von Kulturstadträtin Sabine Weißler (Grüne) geheim tagte und weil eine umstrittene Persönlichkeit aus der afrikanischen Gesichte auf der Vorschlagsliste für die Bezirksverordneten landete. Erst vor wenigen Tagen wurde das Verfahren durch den Kulturausschuss gestoppt. Jetzt soll ein zweiter Auswahlprozess eine Lösung bringen, wissenschaftliche Stellungnahmen sollen in die Entscheidung einfließen.
Mehr zum Thema auf dem Weddingweiser
- Straßenumbenennung: Pro und Contra zum Juryverfahren (22.6.17, Meinungsbeitrag)
- Umstrittene neue Namen im Afrikanischen Viertel (1.6.17)
Guten Abend, ich denke an dieser Stelle sollte hinzugefügt werden, dass die Straßenumbenennung im Afrikanischen Viertel seit mehr als drei Jahrzehnten ein Thema ist, dass nicht nur im betroffenen Kiez offen und öffentlich diskutiert wird. Der Beschluss des Bezirksparlaments (BVV) erging letztes Jahr. Die zuständige Stadträtin hat genau wie es der Beschluss vorsieht eine Jury einberufen und um Vorschläge aus der Bevölkerung gebeten. Dass die Jury geheim tagte, hat sie sich in ihrer Geschäftsordnung selbst auferlegt.
Ich kann das Prusten und Stauben nur schwer verstehen. Wer möchte denn tatsächlich gern in einer Straße wohnen, die Kolonialverbrecher ehrt?
Die Umbenennung des afrikanischen Viertels steht seit vielen Jahren in den Wahlprogrammen der Parteien auf Bezirksebene. Jeder und jede konnte eine Entscheidung treffen. Gewählt wurde eine grün – rote Bezirksregierung, dass diese die lang diskutierte Umbenennung in Angriff nehmen würde, war keine Überraschung.
Ich freue mich darauf, dass das Afrikanische Viertel einer der größten Lern- und Erinnerungsorte bald keine Verbrecher mehr ehrt.
Danke an alle, die sich seit Jahren für dieses Ziel einsetzen.
“Ich kann das Prusten und Stauben nur schwer verstehen. Wer möchte denn tatsächlich gern in einer Straße wohnen, die Kolonialverbrecher ehrt?”
Ich vermute mal, nein, ich bin mir sicher, dass die allermeisten in eine der Straßen gezogen waren, als diese den Namen schon hatten. Hatte aber offensichtlich keinen gestört. Denn! Man suchte eine Wohnung. Und da ist es den meisten schlicht und einfach egal, nach wem eine Straße benannt wurde!
“Ich freue mich darauf, dass das Afrikanische Viertel einer der größten Lern- und Erinnerungsorte bald keine Verbrecher mehr ehrt.”
Und an wen soll ein Lern- und Erinnerungsort erinnern, wenn der oder diejenigen um die es geht, nicht mehr exestieren? Wobei man über das Wirken der Namensgeber wie @Weddinger richtig erwähnt, streiten kann. Glauben Sie allen ernstes, dass man sich heute noch darüber Gedanken macht, dass der Theodo-Heuss-Platz mal Adolf-Hitler-Platz hieß? Wobei allerdings niemand wollte, dass dieser Name erhalten blieb!
Wer aber die Geschichte der Namensgeber im Afrikanischen Viertel erhalten will, muss auch deren Namen erhalten.
Grüne Logik muss man nicht verstehen.