„Es geht um den Lebensentwurf“, sagt Sarah (30), Doktorandin und Türsteherin aus dem Wedding. Sie ist eine der Menschen,die im Wohnprojekt Groni50 im Hinterhaus der Groninger Straße 50 leben. Das Projekt bietet Raum für solidarisches Wohnen und politische Initiativen. Aktuell haben hier 35 Personen, darunter vier Kinder, ihr Zuhause gefunden. Das Wohnprojekt feiert in diesem Jahr sein 35-jähriges Bestehen.
Am 27. November 1980 wurde das Gebäude “instandbesetzt” – damals das erste besetzte Haus außerhalb Kreuzbergs. Die Eigentümerin, die GESOBAU AG, wollte das Jugendstilgebäude aus dem Jahr 1908 seinerzeit abreißen lassen, hatte schon die sanitären Anlagen demontiert.
Die Besetzerinnen und Besetzer unterstützten die einizige noch im Haus verbliebene Familie und verhinderten den Abriss von günstigem Wohnraum, der damals wie heute knapp ist. Seit 1983 ist ein Verein offiziell Mieter bei der GESOBAU, würde das Objekt gerne kaufen und langfristig als Wohnprojekt sichern. Gerade befindet sich Groni50 e.V. aber in Mietvertragsverhandlungen mit der GESOBAU und sorgt sich um seine Existenz und seine Autonomie.
Die “Groni50” ist kein Wohnprojekt wie man es sich klischeehaft vorstellt. Graffiti und aus den Fenstern hängende Banner mit Parolen findet man genausowenig wie die sonst übliche Kneipe im Erdgeschoss. Doch es gibt regelmäßige Versammlungen und Arbeitsgruppen, die sich mit der Instandhaltung des Hauses oder stadtpolitischen Themen beschäftigen.
Immer vier, fünf Leute finden sich in einer Küche zusammen, die Zimmer verteilen sich im ganzen Haus. Das Zusammenleben ist auf Dauer ausgerichtet– manche wohnen hier schon 20 Jahre –aber es gibt natürlich auch ein Kommen und Gehen. „Ich will in der Groni alt werden!“ sagt Nadine (36), die eine kollektive Kaffeerösterei betreibt. Man macht sich Gedanken über Treppenlifte und barrierearme Bäder.
Die Menschen aus der Groninger stellen Ihre Räume auch für andere zur Verfügung. Das Bündnis „Hände weg vom Wedding!“ traf sich hier genauso wie eine Kitagruppe als in der Kita gerade renoviert wurde. Jeden 1. und 3. Dienstag gibt es vegane Küche zum Selbstkostenpreis. Einmal im Jahr steigt die jährliche Hausparty, zu der alle eingeladen sind.
http://groni50.org/
https://www.facebook.com/groni50
Text: Daniel Gollasch