„Ich baue gerne Sachen, darum hat mich die Initiative interessiert“, sagt Lars. Der 36-Jährige wohnt in der Londoner Straße im etwas unspektakulären Weddinger Norden und freut sich, dass in der Nachbarschaft endlich etwas Spannendes passiert. Das Centre Français will nämlich sein großes Gelände samt überwiegend leer stehenden Parkplatz in einen Gemeinschaftsgarten verwandeln. Das ehemalige französische Kulturzentrum mit dem authentischen 60er-Jahre-Flair, zu dem auch das Restaurant Pastis, das Hôtel de France und das City Kino Wedding gehören, öffnet sich dem umliegenden Kiez. Auch seine guten Kontakte bringt es ein: „Wir möchten gerne die internationalen Jugendprojekte des Centre einbinden“, erzählt Géraldine Gay. Die 32-jährige Projektleiterin sorgt für die Vernetzung der interessierten Anwohner mit den Jugendprojekten des Centre. Einige Kennenlern- und Arbeitstreffen hat es schon gegeben, auch ein Workcamp mit Jugendlichen aus Deutschland, Frankreich und Mazedonien war produktiv. Das Ergebnis sind aus Euro-Paletten gebaute Sitzmöbel und Hochbeete. „Das Material hat die ANSTIFTUNG finanziert“, sagt Géraldine Gay, „die achten auf ökologisch unbedenkliche Erde und Saatgut. Außerdem haben wir das Preisgeld aus dem Umweltpreis Mitte investiert.“
Wie genau der Gemeinschaftsgarten heißen wird und wo genau er angelegt wird, steht noch nicht fest. Géraldine Gay hat sich die Prinzessinnengärten und auch das Himmelbeet angesehen und möchte ausprobieren, was sich davon im nördlichen Wedding umsetzen lässt. Der hintere Teil des Parkplatzes zur Themsestraße hin und die Wiesen vor dem Kinosaal stehen für das Projekt zur Verfügung. Wasser und Strom kommen aus dem Centre. Die vielen zu klärenden Details muss das Kernteam erarbeiten, das sich gerade herausbildet und für das aber noch neue Mitglieder gesucht werden. Einen E‑Mail-Verteiler, den Lars erstellt hat, gibt es für die Garten-Gruppe schon – schließlich soll der kommende Winter für die Vorarbeiten genutzt werden. Das Motto soll sein: zusmmen gärtnern, die Ernte teilen. Das Grünflächenamt Mitte hat die Nutzung der öffentlichen Grünanlage zwischen Parkplatz und Centre leider abgelehnt – wohl aus der Befürchtung heraus, dass das bürgerschaftliche Engagement zu viele Nachahmer in anderen Grünflächen finden könnte. Einen Zaun um den Garten wird und soll es nicht geben – aber das findet Anwohner Lars gerade gut: „Es kann hier nur funktionieren, wenn sich das Projekt zum Kiez öffnet“, glaubt er. Und Géraldine Gay pflichtet ihm bei: „Auch bei der Bücherbox an der Müllerstraße haben alle im Vorfeld gesagt, dass es nicht gehen wird – aber nach drei Jahren können wir sagen: wir sind positiv überrascht!“