Im Dezember 2015 unternahm Pavel Drabek einen Galerie-Rundgang in der Kolonie Wedding. Pavel Drabek „genießt die Kunstszene in Berlin, speziell im Wedding“, wie es in der ersten Ausgabe des Magazin „Hallo Mitte“ heißt. Der Weddingweiser veröffentlicht einen Ausschnitt seiner Reportage in Ich-Form, die in „Hallo Mitte“ erschien.
„Mit meiner Freundin habe ich einen Atelier-Rundgang unternommen. Es war ein kalter, grauer und regnerischer Tag. An solchen Tagen versteht man, warum die Berliner fünfzig Wörter für Regen haben.
Der Treffpunkt ist die Galerie art.endart an der Drontheimer Straße, am westlichen Rand des Netzwerks. Hier treffen wir, meine Freundin und ich, uns mit dem Künstler Martin Löhr, unserem Begleiter für diesen Abend.
Galerie art.endart
Die Galerie art.endart wird von Lucyna Viale betrieben und hinsichtlich der Herkunft der Galeristin wird hier meistens Kunst mit polnischer Thematik gezeigt. Die Fotoinstallation von Manfred Reutter heißt „Wata Zuckrowa / Zuckerwatte 2000“ und besteht aus Fotos, die am Wende des Milleniums in Krakow entstanden sind.
toolbox
Die zweite Station auf unserer Strecke ist die Galerie Toolbox, ein kleiner Raum gleich um die Ecke, der sich auf finnische Künstler konzentriert. Es besteht die Möglichkeit, einzelne Kunstwerke zu kaufen. Nach Konsultierung der Preisliste warnt mich meine Freundin: „Beweg dich nicht so viel mit deinem Rucksack!“ Der Raum ist eng und manche Exponate sind für fast 2.000 Euro bewertet.
Art Laboratory
Nach der Toolbox machen wir ein kleinen Spaziergang durch den Park und über die Panke zur Galerie Art Laboratory Berlin. Im Vergleich zu dem Do-it-yourself-Charme von art.endartund das raue Holz und die Keramik in Toolbox steht Art Laboratory zu seinem Namen. Die Galerie beschäftigt sich mit Fragen der 21. Jahrhunderts.
Prima Center
Der Projektraum Prima Center gleich um die Ecke ist kein Wellness- oder Solarstudio. Es ist eine wichtige Verbindung zwischen Berlin und Skopje in Mazedonien, geleitet von Jovan Balov, ein sehr dynamischer und leidenschaftlicher Künstler, der für seine Aktivitäten im kulturellen Austausch zwischen Balkan, West- und Osteuropa einige Preise bekommen hat. Balov selbst sagt, er ist für neue Ideen immer offen. In dem Projektraum gibt es auch Abende mit Konzerten, Filmen oder Videokunst.
Rosalux
In Projektraum Rosalux findet eine Veranstaltung der britischen Künstlerin E.C. Davies statt. Sie animiert die Besucher, Texte von Popsongs am Mikrofon zu lesen. Die so entstandenen
Aufnahmen werden später in einer akustischen Installationen der Künstlerin benutzt. Dafür bekommt man Kaffee, Kuchen und eine Postkarte von der limitierten Edition.
Kulturpalast
Unser Galeriebummel kommt langsam zum Ende. Die letzte Station heißt Kulturpalast und liegt am ruhigen Ende der Freienwalder Staße vor dem St. Elisabeth Kirchhof. Es ist ein Raum, der mit alten Kachelöfen und von der Straße geretteten Möbel an alles andere als an einen Palast erinnert. In der Mitte des Raumes stehen zwei minimalistische Holzskulpturen von unserem Begleiter, dem Künstler Martin Löhr. Martin bietet uns was zum Trinken an, wir sitzen herum und quatschen, ein bisschen erschöpft von allen Kunstimpressionen des Abends.
Die Kolonie als Palinenschachtel
Wer sich für zeitgenössische Kunst interessiert, wird es sicherlich nicht bedauern, die Kolonie Wedding zu besuchen. Sie ist wie eine Bonboniere von künstlerischen Köstlichkeiten, eine gute Gelegenheit, die Kunstszene im Kiez zu erleben und ihre Persönlichkeiten und Exzentriker kennen zu lernen. Und wie bei jeder Bonboniere weiß man vorher nie, was genau man bekommt, aber es lohnt sich, die Süßigkeiten zu kosten.“
Text: Pavel Drabek; Grafik: Magazin Hallo Mitte; Foto: Andrei Schnell
PS: Die Kolonie Wedding hat vor wenigen Wochen ihr 15-jähriges Bestehen gefeiert. Die Kolonie ist ein Zusammenschluss mehrerer Künstler und Galerien im Soldiner Kiez. Traditionell gibt es am Ende des Monats das Ausstellungs- und Eröffnungswochenende mit geführten Touren durch die Projekträume.
LINKS
Mehr Infos über die Kolonie: www.koloniewedding.de.
Infos zur Redaktion des Magazins “Hallo Mitte”.
Ein Artikel vom September 2015 über die Kolonie Wedding auf dem Weddingweiser hieß: “Kolonie Wedding. Kunst hinter Schaufenstern.”