Mai 2016 Olaf Fehrmann und sein Partner Jörg Müller leben seit Jahrzehnten im Kiez rund um die Malplaquet- und die Utrechter Straße. Mit ihren Geschäftsideen haben sie als Gastronomen ihr Umfeld in den letzten 15 Jahren sichtbar verändert. Im Interview mit dem Weddingweiser reden sie über die zurückliegenden knapp 20 Jahre im Kiez.
Ein Gespräch über die Veränderungen im Kiez
Der Kiez hat ja ein Auf und Ab erlebt. Wie kamt ihr auf die Idee, als gastronomischer Pionier ausgerechnet hier zu starten?
„Bis zum Mauerfall war die Gegend schon einmal studentisch geprägt. In der Utrechter Straße gab es bis zur Jahrtausendwende sogar noch einen Weinladen, den Bioladen „Va bene“ und auch schon das Antiquariat Mackensen. Für die ganze Gegend sah es aber Ende der 1990er, als alle in Prenzlauer Berg wohnen wollten, so aus, als ob es bald nur noch Trödler, Wettbüros oder Spielcasinos geben würde. Wir wollten hier nicht nur wohnen, sondern auch ausgehen können. Mit dem Schraders, das wir 2001 an einem traditionsreichen Gastronomiestandort in der Malplaquetstraße eröffneten, landete quasi ein Ufo im Kiez. Aber es war ein organischer Teil des Kiezes, wir kamen ja nicht von außen. Dass es gleich ein Restaurant werden würde, war der Größe des Objekts geschuldet. Bei der Einrichtung war uns wichtig, dass es alt aussehen sollte, so, als ob es schon immer da gewesen wäre.“
Nach dem Schraders seid ihr ja an die Nähe des Leo expandiert….
„Mit der W.G., die wir an der Ecke Nazarethkirchstraße im Jahr 2008 eröffneten, ging es uns eher um eine witzige, studentische Bar. Bald eröffnete dort auch das italienische Restaurant Da Baffi. Als wir 2015, wie schon vorher das Da Baffi, aus dem Haus herausmussten, wurden wir von vielen schmerzlich vermisst. Denn wir legen unsere Projekte auf Nachhaltigkeit aus und nicht auf kurzfristigen Erfolg. Daher wollen wir am Standort der ehemaligen Kneipe Bei Fritze gegenüber vom Schraders mit einer Neuauflage der W.G.-Bar wiederkommen! Bis dahin freuen wir uns über den neuen Gastraum in unserem 2010 eröffneten Weinladen Spiritus Mundi, wo jetzt 30 zusätzliche Plätze entstanden sind.“
Die Malplaquetstraße hat ja ein ausgeprägtes eigenes Flair und einen interessanten Gewerbemix. Wie kommt das?
„Typisch für die Malplaquetstraße und ihre Nebenstraßen ist, dass die Gastronomen hier schon seit langem selbst wohnen und ihren Kiez gemeinsam weiterbringen möchten, im eigenen Interesse. Da nenne ich nur das TassenKuchen und das PARMA. Auch die Bewohner der Straße ziehen jetzt nicht mehr so schnell wieder weg wie früher. Dieses ständige Kommen und Gehen hatte ja auch zu den erheblichen Mietsteigerungen beigetragen. Jetzt hat sich die Gegend aber stabilisiert. Wichtig ist auch das Karl-Schrader-Haus, das größte genossenschaftliche Wohnobjekt im Kiez. Die Genossenschaft BBG sorgt für eine gute Mischung aus alten und jungen, gut und weniger gut situierten Mietern.“
Wie finden die Anwohner das?
„Wir glauben: Schönes strahlt aus. Jeder, der hier wohnt, kann etwas für sein Umfeld tun. Wir, indem wir viele Arbeitsplätze geschaffen haben, unsere Kunden, indem sie ihr Geld auch im Kiez ausgeben. Wir merken, dass die Anwohner die Angebote auch immer mehr nutzen und ihr Umfeld damit positiv beeinflussen. Damit erreicht man vielleicht mehr als durch staatliche Fördertöpfe, die das Gebiet mit Zuwendungen nach dem Gießkannenprinzip beglücken.“
Wir bedanken uns für das Gespräch!
Danke für die Arbeit, die ihr leistet, um unseren Kiez zu verschönen. Ich bin 1965 geboren und habe in der Malplaquetstr. 28 bis zu meinem 28. Lebensjahr gelebt. Ich kenne Bei Fritze unter anderem noch als Zum Süffel 2. Der Name wurde bei mir in der Freundschaft schon zum running Gag. Nun wohne und arbeite ich in meiner Atelierwohnung in der Groninger Str. und bin froh, den neuerlichen Wandel des Weddings mitzuerleben.