Weder die modernen Gebäude des Fern- und Regionalbahnhofs Gesundbrunnen noch die äußere Erscheinung der umliegenden Gebäude lassen heute noch erahnen, wo die Herkunft des Namens Gesundbrunnens zu suchen ist.
Tatsächlich war an der Stelle, an der die heutige Badstraße die Panke kreuzt, für einige Jahre ein Kurbetrieb angesiedelt, dem der ganze Ortsteil seinen Namen verdankt. Spätestens seit 1702 ist die Pankebrücke erwähnt, und kurz darauf entstand an dieser Stelle eine Walkmühle. Deren Nachfolgegebäude von 1844 mit aufgemaltem Mühlrad kann man heute noch dort finden.
Wellness-Paradies vor 200 Jahren
Doch zurück zum Kurort. Gegenüber der Mühle, hinter den Häusern an der heutigen Badstraße Nr. 35–39, wurde 1748 erstmals eine Quelle erwähnt, deren Wasser nach einer Untersuchung als heilend galt. Ab 1757 errichtete Hofapotheker Behm mit königlicher Finanzhilfe ausgedehnte Kureinrichtungen, zu Ehren König Friedrich II. namens “Friedrichs-Gesundbrunnen”: ein sechseckiges Badehaus, Behandlungshäuser und eine Gastwirtschaft. Doch der Boom als Heilbad hielt nur wenige Jahre an, das zwischenzeitlich verfallene Kurbad wurde vom neuen Besitzer ab 1809 in Luisenbad umbenannt. Die Namensgeberin war natürlich die damals sehr beliebte Königin Luise, die selbst Gast des Kurbads gewesen sein soll.
Die Quelle versiegte
Auch baulich fanden vor 200 Jahren Veränderungen am “Luisenbad” statt. Der Brunnen wurde in ein neues achteckiges Gebäude mit der Aufschrift “In fonte salvs” eingefasst. Die Allee nach Berlin nannte man Brunnen- bzw. Badstraße. Die Verschmutzung der Panke, maßgeblich durch die flussaufwärts liegenden Gerbereien verursacht, hat den baldigen Niedergang des Luisenbads als Kurort beschleunigt. Am Rand der stark wachsenden Hauptstadt gelegen, wurde der Gesundbrunnen mehr und mehr zu einer Vergnügungsmeile mit Ausflugslokalen, was er bis in die 1960er Jahre auch blieb. Und die Quelle? 1869 bei Bauarbeiten lädiert, versiegte sie später bei der vollständigen Bebauung des Areals mit Miethäusern. An einer Hauswand an der Badstraße Ecke Travemünder Straße lebt sie aber noch weiter, als Reliefdarstellung des Brunnenhauses von 1809.
Volksvergnügen und Bücher
An der heutigen Bibliothek am Luisenbad in der Travemünder Straße zeugt die Aufschrift “Kafé-Küche” noch von der Epoche des Vergnügungsviertels. Nur ein kleiner Teil des damaligen Etablissements “Marienbad”, das aus dem Luisenbad hervorging, ist noch erhalten. Neben dem Restaurant mit Festsaal, dessen Vestibül als Eingangsbereich der Bibliothek erhalten blieb, gab es auch noch ein Stadtbad mit Wannenbädern, Dampfsauna und Außenschwimmbecken. Am bekanntesten dürfte jedoch der Biergarten gewesen sein: “Hier können Familien Kaffee kochen” – dieser Tradition folgte man auch an diesem Ort, wovon der aus Backsteinen in der Bibliotheksfassade gebildete Schriftzug “Kafé Küche” noch heute Zeugnis ablegt. Erst 1995 entstand der moderne, überwiegend unterirdisch angelegte Neubau der Architekten Chestnut und Niess. Der Puttensaal im ersten Obergeschoss ist ebenfalls erhalten geblieben und dient als stilvoller Veranstaltungssaal für Gesundbrunnen.
Von Schinkel bis Hermes
In der gewundenen, von der Pankebrücke aus leicht ansteigenden Badstraße wimmelt es nur so von Baudenkmälern. Die St. Paulskirche an der Ecke Pankstraße stammt schon von 1835 und gehört in eine Reihe mit der genauso alten Nazarethkirche – beide sind im römischen Stil von Karl Friedrich Schinkel errichtet worden. Den abseits stehenden Glockenturm erhielt sie übrigens erst 1890. Aus der gleichen Zeit stammt auch die historische Wasserpumpe an der Ecke Buttmannstraße. Das Eckhaus dahinter von 1889 verfügt über reiche Verzierungen. Überhaupt: wohl an keiner Stelle im nördlichen Berlins sind so viele repräsentative Gebäude aus der Kaiserzeit auf einmal versammelt wie im Nordteil der Badstraße. Wer sich in der lauten, lebendigen und multikulturellen Badstraße genauer umschaut, sollte die Fassade des Jugendstilhauses Nr. 35⁄36 untersuchen: im vierten Stock steht nämlich eine Skulptur des Götterboten Hermes.
Tanz statt Tram
Hinter der Pankebrücke wandelt sich das Gesicht der Badstraße noch einmal grundlegend. An der Kreuzung von fünf Straßen geht es linkerhand zu den fabrikartigen Gebäuden des ehemaligen Straßenbahnbetriebshofs, Ausgangspunkt der ersten städtischen elektrischen Tram Berlins. In den 1931 errichteten Backsteinbauten, die sich die Panke entlangziehen, befinden sich seit 2008 die Uferstudios für zeitgenössischen Tanz. Die Präsenz von Tanzstudenten und einem internationalen Publikum verändert den bislang eher durch soziale Probleme und Migranten geprägten Kiez in eine ganz neue Richtung. Kunst, Kultur, Ausgehen und Wohlfühlen – hier schließt sich der Kreis zum Kurort Gesundbrunnen, dessen ungewöhnliche Geschichte vor 250 Jahren begann.
Freue mich über diesen Beitrag. Habe viele Jahre in der Grüntaler Str. gewohnt. Leider gab es nicht viele Informationen damahls, so sind mir viele Sachen über Wedding nict bekannt. Bleibe dabei, bitte weitere interesante Geschichten
die Gegend! Danke! Grüsse aus Slowenien Ljudmila Crnkovic
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