„Statt zu verreisen, kann man auch in der Stadt bleiben und diese unter immer wieder neuen Gesichtspunkten erleben“, beschreibt Jörg Zintgraf, Geschäftsführer von StattReisen Berlin, das Konzept seiner Firma. Schon seit 1983 bietet das Weddinger Unternehmen Stadtspaziergänge an, die gleichermaßen für Touristen von außerhalb und für Einheimische konzipiert sind. Gut die Hälfte der Teilnehmer an den Führungen sind folgerichtig auch Bewohner Berlins. „Die Touristen und die Berliner miteinander ins Gespräch bringen ist uns ganz wichtig“, sagt Zintgraf, „denn so wird der Zoo-Effekt vermieden und die Stadt wirklich greifbar gemacht.“ Zunehmend interessieren sich nämlich die Berlin-Besucher nicht nur für die Gebäude und Museen, sondern auch für den ganz normalen Alltag in dieser Millionenstadt „Es kann durchaus reizvoll sein, sich auch die vermeintlichen Ghettos näher anzusehen“, sagt der Bezirksbürgermeister von Berlin-Mitte, Dr. Christian Hanke, in dessen Bezirk mit Moabit, Wedding und Gesundbrunnen drei Ortsteile liegen, die Reiseführer noch nicht auf dem Schirm haben. Doch dass genau in den Wohngebieten der “kleinen Leute” ein touristischer Reiz liegen kann, glaubt auch der Bürgermeister. Es kann für den einen oder anderen Touristen durchaus spannend sein, eine preiswerte Unterkunft in einem einfachen, aber lebendigen Innenstadtviertel wie dem Wedding zu haben und von dort aus Berlin zu erkunden.
Wedding von Kennern für Neugierige
In einer Umfrage haben wir die Facebook-Fans des Weddingweisers gefragt, was sie Besuchern im Wedding gerne zeigen. Neben den “Top-Sehenswürdigkeiten” wie den beiden Schinkelkirchen am Leopoldplatz bzw. an der Pankstraße Ecke Badstraße, der Weltkulturerbe-Siedlung Schillerpark oder dem Plötzensee werden auch kuriose und eher unauffällige Dinge genannt. Zum Beispiel empfiehlt ein Leser einen kurzen Spaziergang in den Sprengelkiez zum Madenautomaten in der Tegeler Straße, “weil der einfach ein Unikat ist”, und im Anschluss geht es dann in den Humboldthain wegen der Aussicht. Je nach Interessengebiet gibt der Wedding auch schon eine Menge thematischer Spaziergänge her, z.B. wenn es nur um Kunst gehen soll: “für die Großen und die Kleinen: secondhomeproject, Galerien in den Osramhöfen, Ateliers auf dem ExRotaprint-Gelände und in den Uferhallen” und vieles mehr, schreibt eine Leserin. Oder man schickt den Besuch nur in Kneipen wie das Eschenbräu, zur Lesung mit den Brauseboys, in die Atelierwochenenden der Kolonie Wedding oder ins Mastul.
Für Fremde eher überraschend sind die vielen “Geheimtipps” – die für Weddinger alles andere als geheim sind – wie ein Spaziergang am Panke-Grünzug, am Nordhafen, durch den Sprengelpark oder der kleine Eiffelturm vor dem Centre Francais.
Weddings Schätze liegen im Verborgenen
Zum 30jährigen Jubiläum von Stattreisen schreibt der Tagesspiegel: “Längst ist der inzwischen mehr mittelständische als rote Wedding nur noch ein Teil der Erkundung, die ganze Stadt ist entdeckenswert.” Und letztendlich haben die Erfinder der Stattreisen recht, wenn sie auf die Verbindung von Touristen und Einheimischen bauen. So schreibt ein Leser, welche drei Dinge er seinen Besuchern zeigt: “die Hinterhöfe gewisser Wohnhäuser, die Panke entlang laufen und Geschichten dazu erzählen, Seitenstraßen entdecken”, und fügt hinzu: “Abseits des Trubels ist der Wedding am schönsten.”
StattReisen, Büro: Liebenwalder Str. 35a
[…] dass alles seinen Anfang im Wedding nahm: Stattreisen Berlin. Im März haben wir schon über das Jubiläum berichtet. Seit März widmet der namhafte Veranstalter für innerstädtischen Tourismus seinem […]