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Verliebt in den Wedding:
Vom Versuch, eine Wohnung im Wedding zu finden

20. Juni 2024

Unser Leser Leon hat alles aus­pro­biert: Woh­nungs­ge­su­che in Online-Foren, Zet­tel in Cafés aus­le­gen und an Later­nen­pfäh­len auf­hän­gen und der­glei­chen mehr. Im Kiez Leu­te ken­nen­ler­nen und sie anspre­chen? Noch eine Anzei­ge schal­ten? Was könn­te er noch tun? Lest selbst:

Die Woh­nungs­su­che in Ber­lin ist hoff­nungs­los. Man steht vor der unheim­li­chen Auf­ga­be, in die­ser Stadt auf­fal­len zu müs­sen. Bei Ver­mie­tern ist es das Gegen­teil. Sie krie­gen 1.000 Nach­rich­ten in einer Stun­de und suchen nach Wegen, um nicht auf­zu­fal­len. Ein Spiel, das ich gehö­rig satt habe. Und trotz­dem ste­he ich wie­der vor die­sem Spiel­brett. Manch einer muss einen monat­li­chen Ein­satz von 20 Euro hin­blät­tern, um auf Immoscout24 im Post­ein­gang wei­ter oben auf­zu­tau­chen, ande­re belas­ten jeden Men­schen, den sie ken­nen, mit der Mit­su­che (wahr­schein­lich die erfolg­reichs­te Vari­an­te). Was ist aber, wenn man Leu­te nicht ger­ne nervt und trotz­dem eine Woh­nung sucht? Viel­leicht hat man ja Glück bei einer Anzei­ge und schreibt als ers­te Per­son, besich­tigt mit 100 ande­ren die Woh­nung und fällt durch Ruhe und Zuver­läs­sig­keit auf. Unwahr­schein­lich, im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes. Oder, ja, oder man schreibt einen klei­nen Arti­kel in einem Lokal­b­log, ja, mehr als ein paar Sät­ze und regt sich über die Woh­nungs­su­che auf, wäh­rend man gleich­zei­tig über die Schön­heit des Vier­tels schwärmt. Es wirkt viel­leicht ein biss­chen ver­lo­gen, aber was ist, wenn man das Vier­tel wirk­lich lie­ben gelernt hat?

Pakete in einem Weddinger Hausflur
Foto: Samu­el Orsenne

Reden wir also über den Wed­ding. Die Pan­ke hat schö­ne Win­dun­gen und der Net­tel­beck­platz kleb­ri­ge Sitz­bän­ke unter Baum­kro­nen. Bei Dar4 gibt es lecke­ren Fal­a­fel und bei Oeuf gibt es teu­ren Cafe. Mie­ten schwan­ken zwi­schen 6 und 17 Euro pro Qua­drat­me­ter. Spon­tan­ve­ge­ta­ti­on wächst zwi­schen alten Beton­plat­ten her­vor. Hin­ter­hö­fe zei­gen einem eine Ver­gan­gen­heit, die manch eine Fas­sa­de schon ver­ges­sen hat. Der Schil­ler­park lädt zum Frei­lauf und Spie­len ein, wäh­rend die Baum­kro­nen den Ver­kehrs­lärm abfan­gen. Sie sehen, ich bin ein Besu­cher Ihres Stadt­teils. Oft­mals sit­ze ich in einem Café in der Hoch­stra­ße, ken­ne inzwi­schen die Stamm­kun­den und Ange­stell­ten und stel­le mir vor, selbst hier ein Nach­bar zu sein. Je öfter ich wie­der­kom­me, des­to kon­kre­ter wird der Wunsch, selbst ein Teil die­ser Nach­bar­schaft zu wer­den.

Falls es bis hier­hin unklar war: Ich suche eine Woh­nung, denn mei­ne israe­li­sche Freun­din zieht im Herbst nach Ber­lin. Wir suchen zusam­men was Gemüt­li­ches in Wed­ding. Es ist schwer, wäh­le­risch zu sein als Suchen­der, doch wie sie sehen, hat die­ser Stadt­teil eine Anzie­hungs­kraft, der ich schwer wider­ste­hen kann. Falls sie das Lesen die­ses Arti­kels erfreut hat und sie neben­bei noch eine Woh­nung haben, die zum Herbst frei wird, mel­den sie sich doch ger­ne in der Redak­ti­on.

Autor: Leon Hidalgo

Gastautor

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