Die wachsende Stadt belegt Brachen, stockt Häuser auf, vergrößert Gebäude. Die Folge: es wird eng. Manchmal wächst der Wedding versteckt im Hinterhof wie in der Müllerstraße 30. Dort hat der Bauherr bestehende Häuser abgerissen und durch ein Wohnhaus mit mehr Grundfläche und mehr Stockwerken ersetzt.
Rund 30 Millionen Euro verbaut aktuell ein Investor auf dem Eckgrundstück Müllerstraße Ecke Lindower Straße direkt am S‑Bahnhof Wedding. Wo früher Baracken mit Polsterläden und Döner standen, entsteht nun auf 60 mal 60 Metern ein Geschäfts- und Bürohaus.
Auch die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften investieren kräftig. Die Gesobau plant in der Siedlung Schillerhöhe auf mehreren Miethäusern eine Etage aufzustocken. Zudem soll die Siedlung durch neue Mehrfamilienhäuser wachsen. Absicht der Wohnungsbaugesellschaft ist es, „Lücken“ zu füllen. Nach Angaben des Anwohners Olaf Weiser weichen dafür 40 Bäume und zwei Kinderspielplätze. Zwischen Gerichtstraße und Schönwalder Straße fügt die Gesobau ebenfalls in ein bestehendes Quartier einen Neubau hinzu. Ein siebengeschossiges Miethaus ist es an dieser Stelle. Für Studenten hat das Unternehmen in der Nordbahnstaße 12 nahe des S‑Bahnhofs Wollankstraße eine „Lücke“ für ein Haus mit 52 Wohnungen für 158 Studenten gefunden. Dieser Bau ist fast fertig. Enger wird es auch in der Armenischen Straße. Dort baut die Gesobau ein Miethaus mit mindestens sieben Geschossen. Andere landeseigene Wohnungsbaugesellschaften suchen ebenfalls Restflächen. Die Degewo hat eine neben der historischen Wiesenburg im Hinterhof der Kolberger Straße gefunden und baut dort derzeit 100 neue Wohnungen.
Selbst direkt neben der Bahn gelegene und damit von erhöhtem Lärm belastete Grundstücke wie in der Lynarstraße sind nun Bauflächen. Berichtet wurde bereits über das dortige mehrstöckige Holzhaus der Wohnungsbaugenossenschaft Am Ostseeplatz. Direkt daneben baut das Unternehmen Project Immobilien ein Wohnhaus mit Eigentumswohnungen, die laut Eigendarstellung bereits zu „86 Prozent“ verkauft sind.
Eine Zielvereinbarung zwischen dem Bezirk Mitte und dem Berliner Senat vom Februar 2018 spricht von 7.346 neuen Wohnungen durch „Nachverdichtung“. Genannt wird dort zum Beispiel ein Teil des Johannes-Evangelist Friedhofes in der Holländer Straße. Platz für 300 Wohnungen sei dort. In der Triftstraße könne eine Hochgarage abgerissen werden.
Der Text stammt aus der Weddinger Allgemeinen Zeitung, der gedruckten Zeitung für den Wedding. Der Text stammt von Andrei Schnell. Wir danken dem RAZ-Verlag .