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Es war einmal.… billig:
Zeitreise: Wohnungssuche anno 2006

Die Zeiten, in denen das Wohnen im Wedding billig war, sind vorbei. Und auch die Zeiten, als man dann lieber gar nicht im Wedding wohnen wollte.
20. März 2021
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Der Wed­ding­wei­ser exis­tiert seit gut zehn Jah­ren. Wir haben aber auch schon vor­her Tex­te ver­fasst, die wir euch in loser Fol­ge vor­stel­len. Die alten Tex­te schei­nen manch­mal aus einer ande­ren Zeit zu stam­men. Dies­mal: Eine Woh­nungs­su­che im Jahr 2006, als es im Wed­ding mehr als genug freie Woh­nun­gen gab. Und im Sol­di­ner Kiez wur­den hän­de­rin­gend Mie­ter gesucht!

Bie­sen­ta­ler Straße

Jut­ta Schä­fer und Chris­toph Schier­holz sind ein jun­ges Paar. Sie wohnt in Ber­lin, er in Dres­den. Jetzt möch­ten sie ger­ne zusam­men­zie­hen. Im Sol­di­ner Kiez, beson­ders rund um die Bie­sen­ta­ler Stra­ße, kön­nen sie sich vor­stel­len zu woh­nen. „Unser Limit liegt bei 400–500 €, für mög­lichst mehr als 80 Qua­drat­me­ter“, erklärt Chris­toph Schier­holz. Da kann der für den Sol­di­ner Kiez zustän­di­ge Kun­den­be­ra­ter der DEGEWO hel­fen. „Der Sol­di­ner Kiez ist ein typi­sches Arbei­ter­vier­tel aus den Jah­ren 1890–1910“ sagt er. „Daher sind die Woh­nun­gen nicht so groß wie im gut­bür­ger­li­chen Char­lot­ten­burg, und auch die Decken sind nur etwa 2,80 Meter hoch.“

Die meis­ten Alt­bau­ten hat die DEGEWO in den letz­ten Jah­ren im Auf­trag des Lan­des Ber­lin mit öffent­li­chen För­der­gel­dern saniert. „Daher dür­fen wir die Woh­nun­gen eigent­lich nur Mie­tern mit WBS über­las­sen.“ Der Kun­den­be­ra­ter erklärt jedoch, dass es auch Aus­nah­men gibt: „Wenn Inter­es­sen­ten kei­nen WBS haben, wird geprüft, ob berech­tig­te Mie­ter Vor­rang haben, ansons­ten hat man auch ohne WBS gute Chan­cen, eine Woh­nung zu bekom­men.“ Er erläu­tert den bei­den Woh­nungs­su­chen­den, wel­che Woh­nun­gen gera­de frei sind. Zum Bei­spiel die Häu­ser an der Oslo­er Stra­ße 8 und 9, die frisch saniert sind. Dort kön­ne man eine 108 m² gro­ße 4‑Zim­mer-Woh­nung ab 750 € bekom­men. Ande­re 3‑Zim­mer-Woh­nun­gen mit Warm­mie­ten um die 500 € kom­men für die Woh­nungs­su­chen­den eben­falls in Frage.

Prei­se unter dem Miet­spie­gel
„Wir unter­schrei­ten in man­chen Woh­nun­gen mit 4 € net­to kalt sogar den Miet­spie­gel“ erklärt der DEGE­WO-Mit­ar­bei­ter. Im Miet­spie­gel gilt der Sol­di­ner Kiez ohne­hin schon als Nied­rig­mi­et­ge­biet. Für die dor­ti­gen sanier­ten Alt­bau­ten weist der Ber­li­ner Miet­spie­gel einen Mit­tel­wert von 4,39 € Net­to­kalt­mie­te aus. Der Bera­ter ver­si­chert zudem, dass die DEGEWO bei Neu­ver­mie­tun­gen sehr koope­ra­tiv ist und auf Wün­sche zur Miet­hö­he auf befris­te­te Zeit ein­ge­hen kann. Im Gegen­zug erwar­tet die Woh­nungs­bau­ge­sell­schaft vor allem ein regel­mä­ßi­ges Ein­kom­men und Miet­schul­den­frei­heit. Arbeits­lo­sen­geld II wird dafür akzep­tiert. Einen Trick ver­rät er auch noch: „Im ers­ten Halb­jahr wer­den erfah­rungs­ge­mäß weni­ger Woh­nun­gen nach­ge­fragt. Das erhöht das Ange­bot um die­se Jahreszeit.

Sol­di­ner Straße

Güns­ti­ge Woh­nung übers Inter­net
Sonya Kraus, Mit­ar­bei­te­rin im Quar­tiers­ma­nage­ment Sol­di­ner Stra­ße, hat es bei einer Woh­nungs­bau­ge­sell­schaft gar nicht erst ver­sucht. Sie scheu­te den büro­kra­ti­schen Auf­wand, den sie als Frei­be­ruf­le­rin beim Nach­weis ihres Ein­kom­mens erwar­te­te. „Wir haben statt­des­sen einen Pri­vat­ver­mie­ter übers Inter­net gefun­den“ sagt die erst im Novem­ber zuge­zo­ge­ne Neu­ber­li­ne­rin. Die Mie­te für die 170 m² gro­ße Woh­nung in der Kolo­nie­stra­ße ist ver­gleichs­wei­se nied­rig. „Der Ver­mie­ter war froh, jeman­den lang­fris­tig über einen Zwei­jah­res­ver­trag bin­den zu kön­nen“ sagt sie. Ihr ist auf­ge­fal­len, dass es zahl­rei­che freie Woh­nun­gen gibt, die man an Auf­kle­bern an den Fens­tern erken­nen kann.

Nega­tiv­image wan­delt sich
Der Stadt­teil­ma­na­ger der DEGEWO, Achim Wolf, betont, dass sich das Nega­tiv­image vom Sol­di­ner Kiez gewan­delt habe. Des­halb wer­den öffent­lich­keits­wirk­sa­me Aktio­nen wie die Künst­ler­ver­ei­ni­gung Kolo­nie Wed­ding unter­stützt. Als Ziel­grup­pe für die frei­en Woh­nun­gen sind nicht nur Stu­den­ten, son­dern all­ge­mein jun­ge Leu­te im Visier der Woh­nungs­bau­ge­sell­schaft. „Wir set­zen auf die Leu­te, die den Prenz­lau­er Berg zu teu­er fin­den.“ sagt Achim Wolf. Die DEGEWO hat vor allem ein Inter­es­se an einer sta­bi­len Mie­ter­struk­tur. Dies füh­re, laut Wolf, zu weni­ger Nach­bar­schafts­kon­flik­ten und damit auch zu weni­ger Auszügen.

Jut­ta Schä­fer und Chris­toph Schier­holz sind sich nach dem Besuch bei der DEGEWO einig. „Das Preis-Leis­tungs­ver­hält­nis scheint zu stim­men. Jetzt machen wir uns auf den Weg und schau­en uns die Woh­nun­gen erst ein­mal an.“ Es kann also sehr schnell gehen, an eine Woh­nung im Sol­di­ner Kiez zu kommen.

Wie sich die Zei­ten geän­dert haben! 2006 noch kein Pro­blem, ist die Woh­nungs­su­che heu­te fast ein Ding der Unmög­lich­keit, auch im Sol­di­ner Kiez. 

Weddinger Zeitreise
Wed­din­ger Zeitreise

Wei­te­re Fol­gen der Serie: Fri­seur zwi­schen den Kul­tu­ren; Dönerprei­se

Joachim Faust

hat 2011 den Blog gegründet. Heute leitet er das Projekt Weddingweiser. Mag die Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen gleichermaßen.

2 Comments Leave a Reply

  1. Guten Tag ich hei­se Rene Krü­ger und bin auf der suche nach einer woh­nung in ber­lin wed­ding zur Mie­te. Ich bin Hartz-IV Emp­fän­ger bit­te neh­men Sie mit mir Kon­takt auf um alles wei­te­re zu bespre­chen mit Freund­li­chen Gruß Rene Krü­ger bin Arbeit­su­chend gemel­det beim Amt

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