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Wilde Küche an der Panke

14. Juli 2015
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Sara Meiers (Mitte) zeigt, was an der Panke wächst. Foto: Simone Lindow
Sara Mei­ers (Mit­te) zeigt, was an der Pan­ke wächst. Foto: Simo­ne Lindow

Sara Mei­ers lädt ein­mal im Monat zum Wild­kräu­ter­spa­zier­gang ein. Wer mag, kann anschlie­ßend im Prin­zen­gar­ten am Pick­nick teil­neh­men. Immer am letz­ten Sonn­tag im Monat (das nächs­te Mal am 20. Sep­tem­ber 2015).

Auf der Sol­di­ner Brü­cke ste­hen zwei jun­ge Frau­en, eine wei­te­re kommt bald hin­zu, dann drei Her­ren. Als es kur­ze Zeit spä­ter 16 Uhr wird, trägt die Brü­cke knapp 20 jün­ge­re und rei­fe­re Herr­schaf­ten, die sich nun in Bewe­gung set­zen. Allen vor­an Sara Mei­ers. Sie lei­tet den Spa­zier­gang, der eine Stun­de an der Pan­ke ent­lang führt und einen grü­nen wie schmack­haf­ten Blick auf das Ufer des Gewäs­sers wirft. „Natür­lich ist schon ein Spa­zier­gang an sich erfri­schend und gera­de hier auch optisch erhol­sam, aber ein neu­er, ande­rer Blick – das ist, was ich mit mei­nen Spa­zier­gän­gen anbie­te“, so Mei­ers, die seit 2013 im Kiez fla­niert und sai­so­na­le Lecker­bis­sen der Natur zeigt.

Mahl­zei­ten mit etwas Natur versehen

Holunder wächst an der Panke. Foto: Dominique Hensel
Holun­der wächst an der Pan­ke. Foto: Domi­ni­que Hensel

„Man soll­te jetzt nicht direkt hier am Weges­rand der Pan­ke mit der Kräu­ter­su­che begin­nen, mit Abwa­schen sind die grü­nen Fund­stü­cke nicht sau­ber zu bekom­men – man den­ke an Hun­de­dreck und Abga­se“, so die 62-Jäh­ri­ge. Hat man beim Spa­zier­gang jedoch ein bis zwei Pflan­zen für sich ent­de­cken kön­nen, soll­te man sich Form und Aus­se­hen mer­ken. Denn Schre­ber­gär­ten, der eige­ne Bal­kon oder eine Fahrt aufs Land sind dann eine Mög­lich­keit, vie­le Mahl­zei­ten mit etwas Natur zu ver­se­hen. „Hel­fen Sie Freun­den und pflü­cken Sie auch in deren Gar­ten, wenn sie Löwen­zahn-Wachs­tum bekla­gen“, rät Mei­ers und die Grup­pe lacht.

Heu­te geht es auf die Wal­ter-Nick­litz-Pro­me­na­de. Mei­ers deu­tet auf einen Baum. „Lin­den trei­ben bis August immer wie­der neu. Die jun­gen Blät­ter, hell­grün und ganz weich, schme­cken als Salat oder auch ein­fach so.“ Die Grup­pe pro­biert und ver­steht Sara Mei­ers Geschmack: „Lin­den sind für mich Nasch­bäu­me“. Die Blü­ten wir­ken als Tee fie­ber­sen­kend. „Ist es denn gut für Bäu­me, wenn man die Blü­ten abpflückt?“, fragt eine jun­ge Frau, die den Spa­zier­gang bar­fuß mit­läuft. „Hie und da behut­sam abge­zupft, bringt es für die Bäu­me sogar einen Wachs­tums­schub – aller­dings soll­ten nicht alle Blü­ten genom­men oder abge­ris­sen wer­den, dann gibt es näm­lich an Obst­bäu­men kei­ne Früch­te“, ant­wor­tet Mei­ers. Appe­tit­lich: Kirsch­blü­ten sind eben­so ess­bar wie die von Apfel, Rose oder auch Pflau­me. Sie sind zudem eine schö­ne Tortendekoration.

Wel­che Kräf­te haben die Kräu­ter am Wegesrand?

Die Juni-Aus­ga­be des Kiez­ma­ga­zins Sol­di­ner.

Wäh­rend des Weges beant­wor­tet die gelern­te Heil­prak­ti­ke­rin gedul­dig alle Fra­gen und bringt umfang­rei­ches Wis­sen aus ihrer Lehr­zeit ein – wie kann Scholl­kraut ver­wen­det wer­den, wie wir­ken Bit­ter­stof­fe im Kör­per, wel­che homöo­pa­thi­schen Kräf­te haben die vie­len Kräu­ter am Weges­rand? Eine Mau­er mit angren­zen­der Grün­flä­che ist der nächs­te Ort, an dem die Grup­pe ste­hen bleibt. Vie­le haben Zet­tel und Stift in der Hand, ande­re eine hüb­sche grü­ne Samm­lung für die Abend­kü­che. Bei­fuß­blät­ter – per­fekt für den nächs­ten Kar­tof­fel­sa­lat! Für gute Gast­ge­ber in der Grill­sai­son: Ker­bel kann sehr erfolg­reich für Kräu­ter­but­ter ver­wen­det wer­den. 

Der Japa­ni­sche Rie­sen­knö­te­rich und Spros­sen vom wil­den Hop­fen haben hier eini­ges gemein­sam: Sie sind des Gärt­ners Miss­mut. Im Inter­net taucht zusam­men mit bei­der Namen die Fra­ge nach dem Los­wer­den auf. Eine Vari­an­te: Auf­es­sen. Und es muss nicht immer Beelit­zer Spar­gel sein! So weit abpflü­cken wie die Spit­ze leicht nach­gibt, in mund­ge­rech­te Stü­cke schnei­den, mit Pfef­fer, Salz und Öl fünf Minu­ten in der Pfan­ne anbra­ten, lecker. „Kann ich das ein­fach so abbei­ßen?“, fragt eine jun­ge Mut­ter mit einer Hop­fen­spros­se in der Hand und bewun­dert direkt danach den nussi­gen Geschmack.

Geheim­nis­se aus der Gartenküche

Äußerst unter­halt­sam hat Sara Mei­ers Wed­din­gern und Pan­ke­lieb­ha­bern Geheim­nis­se aus der Gar­ten­kü­che ver­ra­ten. So manch’ raf­fi­nier­ter Salat fin­det ab heu­te Abend Ein­zug in diver­se Haus­hal­te. Zuvor jedoch ste­hen im Prin­zen­gar­ten, in der Prin­zen­al­lee 58, für alle, die ein wenig Appe­tit bekom­men haben, Kräu­ter und Töp­fe bereit. „Den Gar­ten habe ich seit der letz­ten Sai­son, weil es ein­fach noch net­ter ist, das Gefun­de­ne direkt nach dem Spa­zier­gang ein­mal aus­zu­pro­bie­ren“, freut sich Mei­ers. Heu­te wird ein Hop­fen­spros­sen­ri­sot­to zube­rei­tet. In die­ser Run­de bie­tet sich die Gele­gen­heit für ganz spe­zi­el­le Fra­gen zu neu ent­deck­ten und gesam­mel­ten Stän­geln und Blü­ten. Guten Appe­tit und dan­ke, Panke!

Die Ter­mi­ne für die Wild­kräu­ter­spa­zier­gän­ge fin­den sich auf Pla­ka­ten in der Umge­bung und auf der Sei­te des Quar­tiers­ma­nage­ments Sol­di­ner Stra­ße, das die kos­ten­frei­en Wild­kräu­ter­spa­zier­gän­ge des Pro­jekts „Ess­ba­rer Kiez“ mit Mit­teln aus dem Pro­gramm „Sozia­le Stadt“ för­dert: www.soldiner-quartier.de.

Der Text wur­de in der Juni-Aus­ga­be des Kiez­ma­ga­zins Sol­di­ner ver­öf­fent­licht und wur­de uns zur Ver­fü­gung gestellt. Autorin ist Simo­ne Lindow.

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