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Dauerbaustelle:
Wie läuft die Sanierung am Bahnhof Seestraße?

18. Januar 2023
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Oft wird die BVG-Dau­er­bau­stel­le unter dem Teer der Mül­lerstra­ße von den Wed­din­gern nur noch ach­sel­zu­ckend mit „unser klei­ner BER“ kom­men­tiert. Im 100. Jahr sei­nes Bestehens ist der U‑Bahnhof See­stra­ße noch nicht fer­tig saniert und längst nicht bar­rie­re­frei. Wir haben ein­mal nach­ge­fragt, was es Neu­es von der Bau­stel­le gibt. Wie die BVG uns gegen­über betont, ist bei den auf 5 Jah­re aus­ge­leg­ten Sanie­rungs­ar­bei­ten nichts pas­siert, was die Bau­pro­fis aus der Ruhe bringt.

Die Umbau­ar­bei­ten am U‑Bahnhof See­stra­ße kon­zen­trie­ren sich der­zeit auf den Bahn­steig II Rich­tung Kurt-Schu­ma­cher-Platz. „Hier sol­len die Bau­ar­bei­ten inklu­si­ve des Auf­zu­ges und der Trep­pe bis Ende des Jah­res abge­schlos­sen sein“, teilt ein Spre­cher der BVG auf unse­re Anfra­ge mit. Die Pla­nun­gen zum Umbau des gegen­über­lie­gen­den Bahn­steigs sei­en eben­falls bereits abge­schlos­sen. Dort soll es im Anschluss an die der­zei­ti­gen Arbei­ten losgehen.

Weit fort­ge­schrit­te­ne Sanie­rung auf dem öst­li­chen Bahnsteig

Ob es unvor­her­ge­se­he­ne Pro­ble­me gege­ben habe, beant­wor­tet der BVG-Spre­cher wie folgt: „Bei der Sanie­rung solch alter Bau­wer­ke stößt man immer wie­der auf Über­ra­schun­gen. Unse­re Kolleg*innen, die sich um die Sanie­rung der U‑Bahnhöfe küm­mern, sind aller­dings abso­lu­te Pro­fis, die so schnell nichts aus der Ruhe bringt. Beim U‑Bahnhof See­stra­ße war bis­her ohne­hin alles rela­tiv unauf­fäl­lig. Ein­zig die Instand­set­zung des Betons war etwas auf­wän­di­ger als sonst. Um die Trag­fä­hig­keit des Bahn­stei­ges zu garan­tie­ren, muss­te dort deut­lich mehr Beton abge­bro­chen wer­den als üblich.“ Eine Beson­der­heit beim Umbau war auch, dass auf einem gro­ßen Raum­ge­rüst auf zwei Ebe­nen gear­bei­tet wur­de. Unten wur­den die Soh­le und der Auf­bau der Bahn­steig­plat­te prä­pa­riert, wäh­rend oben die Decke ver­presst, ver­putzt und gema­lert wur­de.

Da die Din­ge recht lang­sam vor­an­ge­hen, ent­steht bei vie­len Wed­din­gern der Ein­druck, die Bau­stel­le sei in Ver­zug gera­ten. Die BVG gibt dies­be­züg­lich im hun­derts­ten Jahr des Bahn­hofs Ent­war­nung: Der Zeit­plan für den end­gül­ti­gen Abschluss der Sanie­rungs­ar­bei­ten des U‑Bahnhofs hat sich nicht geändert.

Ein bisschen Geschichte des Bahnhofs

Selbst ober­fläch­li­chen Betrach­tern fällt auf, dass der Bahn­hof See­stra­ße mit sei­nen zwei sehr unter­schied­li­chen Bahn­stei­gen eine Aus­nah­me im U‑Bahn-Netz bil­det. Als End­sta­ti­on ist der Bahn­hof mit zwei Bahn­stei­gen und vier Glei­sen gebaut wor­den: Pen­del­zü­ge soll­ten spä­ter Rich­tung Scharn­we­ber­stra­ße wei­ter­fah­ren. Doch dazu kam es nicht. Zunächst wur­de der west­li­che Bahn­steig zum Abstel­len genutzt; zwi­schen den mitt­le­ren Glei­sen wur­de eine Mau­er ein­ge­zo­gen. Der Ver­kehr wur­de in bei­den Rich­tun­gen am öst­li­chen Bahn­steig abge­wi­ckelt. Aus­gän­ge bekam der west­li­che Bahn­steig erst, seit er im Krieg als Luft­schutz­kel­ler genutzt wurde.

Für die U‑Bahn-Ver­län­ge­rung wur­de die bis­he­ri­ge End­sta­ti­on 1955 kom­plett umge­baut. Die Trenn­wand zwi­schen den bei­den Bahn­stei­gen wur­de besei­tigt und der west­li­che Bahn­steig I für den Betrieb Rich­tung Süden genutzt. Das öst­lichs­te Gleis wur­de dau­er­haft abge­baut und in den Bereich des neu­en ver­brei­ter­ten Sei­ten­bahn­steigs inte­griert. Der nörd­li­che Aus­gang (der­zeit noch gesperrt) befin­det sich exakt über dem frü­he­ren Gleis­bett. Das mitt­le­re Gleis am öst­li­chen Bahn­steig dage­gen dient nun für den Betrieb Rich­tung Alt-Tegel. Die Bahn­stei­ge wur­den von 80 auf 110 Meter ver­län­gert und die ver­putz­ten Sta­ti­ons­wän­de wur­den mit den – heu­te für den Bahn­hof typi­schen – gel­ben Flie­sen ver­klei­det. Erst 2022 bekam auch der öst­li­che Bahn­steig einen zwei­ten Aus­gang Rich­tung Ams­ter­da­mer Stra­ße und bald auch einen Fahrstuhl.

Die Grund­in­stand­set­zungs­ar­bei­ten seit 2019 bedeu­te­ten vie­le Unan­nehm­lich­kei­ten für die Fahr­gäs­te. Dank neu­er Gleis­ver­bin­dun­gen konn­ten zwei Jah­re lang die Züge in bei­de Fahrt­rich­tun­gen am west­lich gele­ge­nen Bahn­steig I hal­ten. In Rich­tung Nord wech­sel­te der Betrieb 2022 zurück auf den sanier­ten Bahn­steig II. Die Auf­zü­ge ent­ste­hen auf bei­den Bahn­stei­gen in Nähe der bestehen­den nörd­li­chen Trep­pen­an­la­gen in Nähe der Seestraße.

Fotos mit freund­li­cher Geneh­mi­gung von instagram.com/mylookat.berlin

weddingweiserredaktion

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3 Comments

  1. Man soll­te sich mal die sanier­ten U‑Bahnhöfe in ost-und mit­tel­eu­ro­päi­schen Haupt­städ­ten anschau­en. Dann weiß man wie moder­ne, auch noch farb­lich gut gestal­te­te Bahn­hö­fe aus­se­hen können.

  2. „… die so schnell nichts aus der Ruhe bringt …“
    passt gut zum gefühl­ten jah­re­lan­gen Stillstand
    Begeis­tert wird von die­ser Aus­sa­ge kei­ner sein.

  3. 1. Wenn Bahn­steig I saniert wird, wird es dann einen Pen­del­ver­kehr geben oder fin­det man eine Lösung, erst die eine Sei­te zu sanie­ren und dann die ande­re oder einen ande­ren Weg, den Betrieb in bei­de Rich­tun­gen auf­recht zu erhalten?
    2. Mir ist unbe­greif­lich, wie die Sanie­rung eines rela­tiv sim­pel kon­stru­ier­ten (im Ver­gleich zB. mit U Spi­chern­stra­ße) Ubahn­ho­fes in einem Indus­trie­staat wie Deutsch­land fünf Jah­re dau­ern kann. War­um brau­chen wir Jah­re, um einen Auf­zug einzubauen?

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