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Kleine und große Kiezgeschichten:
Weddingmelder: Tauben und Aale

26. Mai 2025
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Unsere Autor:innen sind nicht nur im Wedding unterwegs, sondern auch nah dran am Alltag unserer Leser:innen. Im Supermarkt, auf dem Spielplatz oder beim Schlendern durchs Viertel – überall gibt es etwas zu entdecken, zu hören, zu erzählen. Und manchmal schreiben uns Leser:innen direkt. So entstehen diese kleinen Kiez-Momente. Alles Wedding.

Vom Duft der Backstube

Was im Wedding fehlt: klassische Handwerksbäckereien – mit zwei Ausnahmen (Bucco; Hansis). Was es dafür in Hülle und Fülle gibt: frische türkische Fladenbrote und Sesamringe, direkt aus der Backstube. Besonders verführerisch duftet es immer an der Antwerpener Straße bei Cevik – einfach beim Vorbeigehen.


Pfandflasche mit Herz

Er ist vielen bekannt: der ältere Herr mit der verbeulten Kappe und dem Hackenporsche. Namen kennt kaum jemand, das Gesicht aber schon. Sein Stammplatz ist beim Discounter, wo der Pfandautomat zuverlässig seinen Dienst tut – sogar bei leicht eingedrückten PET-Flaschen.

Heute war sein Beutel besonders voll. Doch vor dem Automaten stand bereits ein junger Mann mit Kapuze und war konzentriert bei der Sache. Der Rentner wartete mit Abstand – ohne zu drängeln, mit viel Geduld.

Dann stoppte der Automat. „Unbekannter Fehler“, blinkte es. Der junge Mann fluchte leise, trat zurück. Der Rentner trat näher, tippte sacht ans Display. „Der braucht manchmal einfach 'ne Pause“, murmelte er.

Ein schiefes Grinsen. „Ey, wenn Sie wollen, machen Sie ruhig weiter. Ich hab eh keinen Bock mehr.“

„Nee, nee“, winkte der Rentner ab. „Dein Bon kommt ja noch.“ Er öffnete die Klappe, wackelte kurz daran – und siehe da: Zwei Bons wurden ausgespuckt.

„Krass!“, rief der Junge. „Waren das jetzt Ihre oder meine?“

„Na, ich würd sagen: geteilt durch zwei“, meinte der Rentner und reichte ihm einen Bon.


Vielleicht kennt ihr sie: die grauen Leihräder von Nextbike, die an festen Stationen im Wedding stehen – zum Beispiel am Zeppelinplatz. Doch damit ist bald Schluss. Der CDU-geführte Senat streicht zum 30. Juni die Förderung für das landesweite Verleihsystem. Folge: Die Stationen im Wedding werden abgebaut. Nextbike will seine Räder künftig eigenwirtschaftlich im Stadtzentrum anbieten. Für Wedding bedeutet das: ein gutes Angebot für die letzte Meile – oder als Ersatz für unzuverlässige BVG-Verbindungen – wird spürbar geschwächt.


Tauben auf dem Balkon

Letzte Woche haben wir gefragt, ob euch aufgefallen ist, dass mehr Tauben im Wedding unterwegs sind. Leser Frank bestätigt das:

„Unseren Balkon in der Reinickendorfer Straße schützen wir inzwischen mit Flatterbändern und kleinen Windrädern. Andere Balkone im Haus sind inzwischen völlig vollgekotet – niemand nutzt sie mehr. Die Tauben sitzen auf den Dächern und übernachten dort. Mehrmals sind sie schon durch offene Fenster in unsere Wohnung geflogen – beim Lüften müssen wir jetzt richtig aufpassen.“

Ein Stück Rogacki im Wedding

Der bekannte Feinkostunternehmer Rogacki ist beim Brand seiner Villa in Staaken ums Leben gekommen. Leser Dietmar erinnert: Die Wurzeln des Unternehmens liegen im Wedding. 1928 eröffneten seine Großeltern eine Fischräucherei in der Utrechter Straße. 1932 folgte der Umzug nach Charlottenburg – doch die alten Räucheröfen aus dem Wedding sind bis heute im Einsatz.

Gemüse, das mitredet

Im Sommer ist im Garten des Silent Green Kulturquartiers das Projekt Vegetable Parliament zu sehen – eine Outdoor-Installation von José Délano. Inspiriert von der Maya-Anbaumethode Milpa, entsteht hier ein temporäres Ökosystem aus Pflanzen, Ideen und Menschen. Die Eröffnung fand im März unter dem Titel Seeding the Milpa statt. Organisiert vom Berliner Kollektiv Tlayolan, lädt das Projekt zur aktiven Teilnahme ein – und zum Nachdenken über andere, mögliche Zukünfte.


Und jetzt seid ihr dran!

Ihr habt etwas gesehen oder erlebt, das in den Weddingmelder gehört? Dann schickt uns eure Entdeckung – gern mit Foto – an:
📩 [email protected]

Und wenn ihr Lust auf mehr Wedding habt: Bleibt dran! Wir sammeln weiter für euch – kleine und große Geschichten aus dem Kiez.

weddingweiserredaktion

Die ehrenamtliche Redaktion besteht aus mehreren Mitgliedern. Wir als Weddingerinnen oder Weddinger schreiben für unseren Kiez.

1 Comment Schreibe einen Kommentar

  1. was soll der ganze ai slop hier in letzter zeit? tauben gibt’s im wedding wahrlich genug. einmal vor die tür und fertig ist das bild. braucht es dafür wirklich ai?

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