Am Samstagnachmittag, 2. August, verwandelte sich die Müllerstraße in eine lebendige Umzugsroute – allerdings ohne Möbel, dafür mit jeder Menge Symbolkraft. Rund 15 bis 20 Menschen in weißen Caps, weißen Handschuhen und schlichten weißen Shirts zogen in einer stillen, aber eindringlichen Parade vom Dach des CittiPoints zum leerstehenden Karstadt am Leopoldplatz. Die Umzugskartons, die sie trugen, trugen alle denselben roten Aufdruck: Karstadt Einzüge.


Der Zug begann hoch oben auf dem Parkdeck des CittiPoints. Dort stellten sich die Teilnehmer*innen auf, verteilten Kartons, und blickten in die Weite über den Dächern des Weddings. Die Pappkartons blieben leer – ein bewusster Kommentar auf die leeren Versprechen, die seit Jahren um das Kaufhaus kursieren: offene Dächer, transparente Prozesse, bezahlbarer Wohnraum, echter sozialer Mehrwert.


Dann setzte sich die Parade in Bewegung. Über die Müllerstraße, vorbei an staunenden Passant*innen und neugierigen Blicken, bahnte sich das Einzugsteam seinen Weg. Die Stimmung war konzentriert, fast feierlich. Die Boxen wirkten wie eine stille Demonstration: getragen, nicht geschwenkt; präsentiert, nicht versteckt.


Vor dem Karstadt am Leopoldplatz versammelte sich die Gruppe. Das markante, inzwischen geschlossene Kaufhaus bildete die Kulisse für den symbolischen Einzug. Die Kartons waren nun nicht nur ein Sinnbild für Enttäuschung, sondern auch für das Potenzial eines Neuanfangs nach dem Zusammenbruch der SIGNA-Gruppe. Die Teilnehmenden markierten diese Leerstelle im Herzen des Weddings – und begannen, sie mit neuen Ideen und Ansprüchen aus dem Kiez zu füllen.
Die Parade war Teil der Aktionswoche „False Promises brought us here“ der Operation Himmelblick, die sich mit dem Wandel leerstehender Kaufhäuser beschäftigt. Entstanden war sie aus einem Netzwerktreffen am 29. Juli, bei dem sich Weddinger Initiativen, Einzelpersonen und Akteur*innen über die Zukunft des Karstadt austauschten, sich vernetzten und Prozessgruppen bildeten.


Mit dieser Aktion forderte die Gruppe ein deutliches Zeichen für eine gemeinwohlorientierte Zukunft des Gebäudes – mit echter Transparenz, Mitbestimmung aus dem Kiez und öffentlicher Zugänglichkeit. Das Ziel: ein Karstadt, das nicht nur ein Kaufhaus ist, sondern ein „Haus für alles – Haus für alle“.
Fotos: Johannes Rau, Operation Himmelblick